Marineinspekteur: "Northern Coasts"-Manöver "klares Signal" an Russland
Mehr als 3.000 Soldaten aus 14 Ländern, rund 30 Schiffe und Boote sowie 20 Luftfahrzeuge: Am Wochenende beginnt das Manöver "Northern Coasts 2023" in der Ostsee. Es wird von Rostock aus geleitet, spielt sich aber größtenteils vor der Küste des Baltikums ab.
Die Einheiten sollen bei dem Manöver rund zwei Wochen lang vor allem in den Küstengewässern und dem Land- und Luftraum Estlands und Lettlands trainieren. Mit der Führung des etwa 1.000 Kilometer entfernten Manövers mache der Führungsstab der Marine in Rostock einen wichtigen Schritt zur vollen Einsatzbereitschaft als für die Nato wichtiges regionales Hauptquartier, sagte Marineinspekteur Jan Christian Kaack am Mittwoch zugeschaltet zu einer Pressekonferenz im Marine-Führungszentrum in Rostock.
Szenarien: Angriff auf NATO-Schiffe und Bündnisverteidigung
Nach Marine-Angaben ist ein mögliches Szenario der Übung eine feindliche Blockade eines Handelsschiffes, die anschließend einen Angriff auf Schiffe der NATO zur Folge hat und so zur Eskalation führt. Außerdem soll ein laut Bundeswehr "realistisches Szenario" im Rahmen der Bündnisverteidigung geübt werden, bei dem theoretisch ein Angriff auf ein NATO-Land simuliert wird, der von den Manövereinheiten im baltischen Küstengebiet mit Schiffen, Luftfahrzeugen und Landeinheiten erwidert werden soll. Auch das Anlanden von NATO-Truppen im Baltikum stehe auf dem Programm. Denn Finnland und die baltischen Staaten seien fast ausnahmslos von der Versorgung über See abhängig, hieß es.
"Senden Signal der Wachsamkeit an Russland"
"Northern Coasts" soll laut Marineinspekteur Kaack auch ein Fingerzeig an Moskau sein. "Wir senden ein klares Signal der Wachsamkeit aller Partner an Russland", so Kaack. Mit der Führung des etwa 1.000 Kilometer entfernten Manövers mache der Führungsstab der Deutschen Marine in Rostock einen wichtigen Schritt zur vollen Einsatzbereitschaft als für die NATO wichtiges regionales Hauptquartier, so der Marine-Chef. In Rostock war ein neues Führungszentrum für den Stab gebaut worden.
Keine Übungen vor Kaliningrad
Vor der russischen Enklave Kaliningrad werde dagegen bewusst nicht geübt, um Russland nicht zu provozieren, hieß es weiter. Marine-Inspekteur Kaack rechnet während des Großmanövers auch nicht mit einer Ballung an russischen Kriegsschiffen in der Ostsee. Der Schutz von kritischer Infrastruktur wie etwa Seekabeln oder Pipelines ist bei der diesjährigen Auflage des Manövers kein spezielles Übungsziel.
"Man grüßt sich freundlich"
Nach Aussage des Leiters der diesjährigen Übung, Flottenadmiral Stephan Haisch, liegt 2023 erstmals ein Szenario der Bündnisverteidigung zugrunde. Die Anzahl der Schiffe und Flugzeuge, die er während des Manövers führen werde, sei fast so groß wie die gesamte deutsche Marine. Haisch sagte, auch nach Moskaus Überfall auf die Ukraine verhalte sich die russische Marina in der Ostsee normal wie auch in den Jahren davor. "Wir erleben keine Provokation. Man verhält sich seemännisch ganz sauber, ohne einem zu nahe zu kommen. Man grüßt sich freundlich." Eine verstärkte Aufmerksamkeit gebe es aber schon.
Deutschland Initiator von "Northern Coast"
"Northern Coasts" wurde 2007 von der Deutschen Marine ins Leben gerufen. Es ist die Schwerpunktübung des Inspekteurs der Deutschen Marine. Jährlich wechselnd sind Deutschland, Dänemark, Schweden und Finnland für die Durchführung verantwortlich. Dieses Jahr nehmen an der Übung Italien, Frankreich, Finnland, Estland, Dänemark, Kanada, Belgien, Lettland, Litauen, Niederlande, Polen, Schweden, USA und Deutschland teil.
Zahlreiche Schiffe beteiligt
Die Deutsche Marine entsendet für die Übung unter anderem die Fregatte "Hamburg", das Minentauchereinsatzboot "Bad Rappenau", den Tender "Elbe", einen Seefernaufklärer "Orion" sowie den Betriebsstofftransporter "Rhön". Zu den Übungsteilnehmern zählen auch zwei Verbände der schnellen maritimen Eingreiftruppe der NATO.