Linke: Auch Fraktionschef Bartsch gibt sein Amt ab
Mitten in der tiefen Krise der Linken gibt der langjährige Bundestagsfraktionschef Dietmar Bartsch sein Amt ab. Er werde bei der Vorstandswahl am 4. September nicht erneut kandidieren.
Den Entschluss habe er vor langer Zeit gefasst, erklärte der gebürtige Stralsunder in einem Schreiben an die Fraktion. Bartsch: "Viele haben mich in den vergangenen Tagen und Wochen heftig gedrängt, in dieser für die Partei nicht leichten Situation, noch einmal zu kandidieren. Letztlich bin ich bei meiner Entscheidung geblieben." Vor einigen Tagen hatte bereits seine Co-Vorsitzende Amira Mohamed Ali ihren Rückzug angekündigt. Hintergrund ist der Richtungsstreit um die Abgeordnete Sahra Wagenknecht. Wagenknecht trägt die politische Linie der Bundesvorsitzenden Janine Wissler und Martin Schirdewan nicht mit und will bis zum Jahresende entscheiden, ob sie eine eigene Partei gründet.
Fraktionsstatus steht auf dem Spiel
Falls es dazu kommt, droht der Linken und ihrer Bundestagsfraktion die Spaltung. Es wird erwartet, dass dann mehrere der 39 Abgeordneten die Linke zusammen mit Wagenknecht verlassen würden. Mit weniger als 37 Mandaten würde der Fraktionsstatus verloren gehen und damit Geld, Posten und Einfluss der kleinen Oppositionspartei.
Peter Ritter: "Bartsch wird gebraucht"
Der Landes-Vorsitzende der Linken, Peter Ritter, bedauerte die Entscheidung von Bartsch. Der Rückzug vom Fraktionsvorsitz mache ihn traurig. Jetzt müsse sich die Bundestagsfraktion komplett neu aufstellen. Bartsch werde im Land gebraucht, auch um die Bundestagswahl 2025 vorzubereiten.
Nachfolge offen
Bartsch, der seinen Wahlkreis in Rostock und dem Umland hat, ist seit 2015 Co-Vorsitzender der Linken-Bundestagsfraktion, zuerst zusammen mit Wagenknecht, zuletzt mit Mohamed Ali. Diese hatte ihren Rückzug mit Protest gegen den Umgang der Parteispitze mit Wagenknecht begründet. Bartsch hatte daraufhin seine Zukunft zunächst offen gelassen. Nun hat auch er sich festgelegt. Wer den beiden nachfolgen könnte, ist offen.