Leben und Menschlichkeit: Predigten in Schwerin und Greifswald
Die Landesbischöfin der evangelischen Nordkirche, Kristina Kühnbaum-Schmidt, hat heute im Schweriner Dom eine Predigt gehalten. In Greifswald predigte Bischof Tilman Jeremias im Dom St. Nikolai.
"Der Unmenschlichkeit von Menschen steht eine tiefe Menschlichkeit Gottes gegenüber" - das zeigt nach Ansicht von Kühnbaum-Schmidt das Geschehen rund um die Kreuzigung Jesu an Karfreitag. Grundlegendes über den Menschen und über Gott werde dabei deutlich. Kühnbaum-Schmidt denkt vor allem auch an die Opfer von Krieg und Gewalt. Bischof Jeremias fordert die Menschen in seiner Botschaft dazu auf, nicht wezgzuschauen.
Kühnbaum-Schmidt: Gott will bei Menschen sein
In ihrer Botschaft zum Karfreitag weist die Landesbischöfin auf die aktuellen Opfer von Krieg und Gewalt hin - etwa in der Ukraine, in Russland, Israel und Gaza, dem Sudan und Nigera. "Menschen werden zu Mördern ihrer Menschengeschwister, oder vergreifen sich brutal mit Worten und Taten und mit nicht nachlassender Energie an den Wehrlosesten", sagte Kühnbaum-Schmidt. Sie betont aber auch, dass Gott den Menschen gerade in den schweren Stunden nahe sein wolle: "Im Geschehen am Kreuz sehen wir, wie Gott ist. Kein ferner Gott, der aus sicherer Distanz unserem Leben in seinen Höhen und seinen Abgründen zusieht."
Bischof Jeremias: "Nicht wegschauen""
"Ich möchte nicht abstumpfen", hat sich Tilman Jeremias, Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern angesichts der zahlreichen Kriege und Krisen vorgenommen. "Warum tun wir das einander an?", fragt sich auch der Bischof. Er ruft die Menschen in seiner Botschaft zum Karfreitag auf, nicht wegzuschauen. Es sei ein Tag der Stille und des Gedenkens - auch an diesem Tag stehe ein Gepeinigter, unschuldig hingerichtet am Kreuz. "In diesem Gewaltopfer, so sagt der christliche Glaube, im sterbenden Jesus am Kreuz zeigt Gott sich in seinem innersten Wesen, leidet mit uns, stirbt unseren Tod", so Jeremias. Gott sage damit allen, die Gewalt und Unterdrückung zu ertragen haben, dass ihnen einmal Gerechtigkeit, Befreiung und Erlösung geschehen soll. Darum bedeute Karfreitag immer auch "warten auf Ostern, auf Auferstehung und neuen Anfang".
Demonstration für Leben und Mitmenschlichkeit
In ihrer Osterbotschaft ermutigte Kühnbaum-Schmidt die Menschen darin, sich aktiv für Frieden und Gerechtigkeit einzusetzen sowie auf Liebe und Mitmenschlichkeit achtzugeben. "Ostern ist eine Demonstration für Leben und Mitmenschlichkeit", so Kühnbaum-Schmidt. Angesichts der aktuellen Kriege erinnere das "Friede sei mit Euch!" des auferstandenen Christus an das, was für das Zusammenleben von zentraler Bedeutung sei: "Einander Frieden zu wünschen. Einander zuzusagen und zuzusprechen: Ich will, dass Du in Frieden lebst."
Landesbischöfin dankt Verfechtern der Demokratie
Dies spiegelte sich laut Kühnbaum-Schmidt in den Demonstrationen für Demokratie und Zusammenhalt in den vergangenen Wochen wieder. Sie dankt in ihrer Osterbotschaft allen Menschen, die daran teilgenommen haben. Die Stimme zu erheben hat für die Landesbischöfin grundlegend mit Ostern zu tun: "Gott sagt sein großes Ja zum Leben als öffentlich sichtbaren und hörbaren Widerspruch gegen das Nein des Todes." Der Einsatz für den Frieden sei entscheidend, "um in Freiheit selbstbestimmt und verantwortlich leben zu können. In einer Gesellschaft, in der ganz unterschiedliche Menschen zusammenleben - ohne Sorge, aufgrund ihres Geschlechts, ihrer Herkunft, ihrer Religion von diesem Miteinander ausgeschlossen oder hinausgedrängt zu werden." Alle Christinnen und Christen treten entschieden für die Würde aller Menschen ein, betont Kühnbaum-Schmidt.