Landtag zu LNG-Terminal: Rücksicht auf Mensch und Umwelt nehmen

Stand: 24.03.2023 14:19 Uhr

Der Landtag von Mecklenburg-Vorpommern hat den Bund aufgefordert, bei den Planungen für ein zweites LNG-Terminal im Nordosten mehr Rücksicht auf Menschen, Umwelt und den Tourismus zu nehmen.

Die rot-rote Koalition stimmte gemeinsam mit den Grünen und der FDP für einen Antrag, der sich für Alternativen zum inzwischen gestrichenen Projekt vor Sellin auf Rügen ausspricht. Der Landtag formulierte keine generelle Absage an ein zweites LNG-Terminal im Land. Mit Blick auf die zu gewährleistende Energiesicherheit in Deutschland wäre das falsch, sagte Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD). Sollte allerdings ein weiteres LNG-Terminal errichtet werden, müsse die Transportleitung zur Verteilstation in Lubmin künftig auch für grünen Wasserstoff oder Ammoniak geeignet sein, heißt es in dem gemeinsamen Antrag weiter.

Weiteres LNG-Terminal überhaupt notwendig?

Doch zunächst müsse der Bund den Bedarf für ein zusätzliches Terminal nachweisen, so Meyer. Der CDU-Abgeordnete Daniel Peters warnte: "Egal ob Sellin oder Mukran: Das Terminal vor Rügen muss gestoppt werden. Deutschland steuert mit seinen LNG-Plänen auf eine deutliche Überkapazität zu." Der Bund habe bei den Bedarfsberechnungen falsche Daten genutzt und einen zu großen Puffer veranschlagt. Der Antrag der CDU, das laufende Genehmigungsverfahren zu stoppen, fand im Landtag jedoch keine Mehrheit.

Videos
Die Fassade des Ministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz © Screenshot
2 Min

LNG-Terminal: Neuer Standort wird geprüft

Nach NDR Informationen prüft das Bundeswirtschaftministerium den Hafen Mukran statt Sellin für das Flüssigerdgas-Terminal. 2 Min

"Bürger müssen wissen, was passiert"

Meyer sagte weiter, der Bund als Auftraggeber und der Energiekonzern RWE als Auftragnehmer hätten mit ihrem bisherigen Handeln vor allem bei den Menschen auf Rügen viel Vertrauen verspielt. In der Vorwoche waren bereits Vorarbeiten für den Standort vor Sellin begonnen worden. Das hatte neuerliche Proteste ausgelöst. "Die Bürger müssen wissen, was passiert und warum es passiert", sagte der SPD-Abgeordnete Heiko Miraß. Die Wichtigkeit der Akzeptanz in der Bevölkerung betonten Sprecher aller Fraktionen. "Egal an welchem Standort: Für die Akzeptanz des Projektes ist es zentral, die Bürger mitzunehmen", sagte der FDP-Abgeordnete David Wulff.

Weitere Informationen
Blick auf ein Gebäude im Hafen Mukran in der Gemeinde Sassnitz. © dpa Foto: Stefan Sauer

Bund prüft LNG-Terminal in Mukran: Kritik an Alternative

Statt auf der Ostsee vor Sellin könnte das Terminal nun im Hafen von Mukran entstehen. Mehrere Bürgermeister der Insel Rügen sind dagegen. mehr

Grüne sehen "überdimensionierte Kapazitäten"

Die Grünen halten dagegen nichts von Mukran - die Folge für Mensch und Umwelt seien zu groß. Zudem hegen sie Zweifel, ob weitere LNG-Kapazitäten überhaupt notwendig sind. "Nach Ansicht unserer Fraktion wird ein zusätzliches Flüssigerdgas-Terminal für die Versorgungssicherheit nicht benötigt. Bundeskanzler Olaf Scholz sollte deshalb seine Forderung nach deutlich überdimensionierten Kapazitäten zurückziehen", sagte der Grünen-Abgeordnete Hannes Damm.

AfD will wieder Erdgas aus Russland

Die AfD favorisiert weiter Atomkraft und russisches Pipeline-Gas. Der Bau eines LNG-Terminals vor Rügen sei ökologisch, touristisch und wirtschaftlich unverantwortlich, sagte die AfD-Abgeordnete Petra Federau. Sie warb dafür, mit Russland Gespräche zu führen, um wieder russisches Erdgas über die derzeit defekten Ostsee-Pipelines zu beziehen. Als Folge des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine waren Energielieferungen aus Russland eingestellt worden.

Weitere Informationen
Ein großes LNG-Spezialschiff wird von Schleppern zum Hafen von Mukran begleitet. © Deutsche ReGas / Christian Morgenstern

LNG: Wie viel Flüssigerdgas kommt derzeit in Deutschland an?

LNG-Terminals in Betrieb, Einspeisung, Anteil an Gas-Importen: Die wichtigsten Daten in der Live-Übersicht. mehr

Die Offshore-Arbeitsplattform "JB119" und der LNG Tanker "Seapeak Hispania" liegt auf der Ostsee vor dem Ostseebad Sellin. © dpa Foto: Stefan Sauer

Ostsee-Gasterminal: Brandbrief der Insel-Bürgermeister

Nach dem Start von Vorarbeiten für den geplanten Bau eines weiteren Terminals für Flüssigerdgas (LNG) haben sich Bürgermeister der Insel an Schwesig (SPD) gewandt. mehr

Sellin: Die Offshore-Arbeitsplattform "JB119" und der LNG Tanker "Seapeak Hispania" in der Ostsee vor dem Ostseebad Sellin. © dpa Foto: Stefan Sauer

LNG-Terminal vor Rügen: Umweltverstöße auf Arbeitsplattform entdeckt

Die Plattform und ein dazugehöriger Schlepper seien am Dienstag im Hafen Sassnitz- Mukran im Norden Rügens kontrolliert worden, hieß es. mehr

Eisenbahnwaggons auf Deck des Fährschiffes Mukran im Fährhafen von Mukran bei Sassnitz auf der Insel Rügen, aufgenommen im Oktober 1986. Als für die DDR wichtige direkte Verbindung in die UdSSR wurde hier der Eisenbahn-Fährbetrieb zwischen Mukran (DDR) und Kleipeda (UdSSR) aufgenommen. © picture alliance / ZB / Zentralbild

Als Rügen mit Mukran einen neuen Fährhafen bekam

Am 2. Oktober 1986 nahm der Fährhafen Sassnitz-Mukran den Betrieb auf. Er sollte die DDR und die Sowjetunion enger verbinden. mehr

"LNG Powered" steht auf dem Rumpf eines beladenen Containerschiffs © picture alliance Foto: Christian Charisius

LNG: Fakten zu Flüssigerdgas und Projekten in Norddeutschland

LNG soll Deutschlands Energieversorgung sichern. Im Norden entstanden dafür mehrere Terminals, weitere sind geplant. Welche Vor- und Nachteile gibt es? mehr

Ein LNG-Schiff auf der Ostsee vor Sellin - im Vordergrund Teile der Seebrücke. © NDR Foto: NDR

LNG-Terminal: Bundesregierung von Schwesigs Kehrtwende überrascht

Nach NDR Informationen drang die Ministerpräsidentin noch im September beim Bund darauf, in MV ein schwimmendes Flüssigerdgas-Terminal zu bauen. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 24.03.2023 | 14:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

LNG (Liquefied Natural Gas)

Energiewende

Gas

Energie

Mehr Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern

Grabsteine von Kriegsgräbern auf dem Friedhof Hamburg-Ohlsdorf © imago images/Hauke Hass

Volkstrauertag: Gedenken an die Opfer von Krieg und Gewalt

Seit 1922 erinnert der "stille Feiertag" an die Opfer von Gewalt. Auch hierzulande finden in Schwerin, Greifswald oder Güstrow Veranstaltungen dazu statt. mehr

Die Applikation App WhatsApp ist auf dem Display eines Smartphones zu sehen. © picture alliance/dpa Foto: Silas Stein

Im Handy abonnieren: Die NDR MV Nachrichten bei Whatsapp

Im NDR MV Whatsapp-Kanal gibts die wichtigsten Themen für Mecklenburg-Vorpommern kompakt und schnell zusammengefasst. extern