Koalition mit der Union? SPD-Basis in MV noch uneinig
In Berlin loten Unionsparteien und SPD eine mögliche Regierungskoalition aus. Die SPD-Basis in Mecklenburg-Vorpommern ist uneins, manche könnten sich auch mit der Oppositionsrolle anfreunden.
Trotz winterlicher Kälte steht die Tür vom SPD-Bürgerbüro in Stralsund offen. Auch in dieser Woche ist Sprechstunde, wenn auch mit Katerstimmung nach dem historischen Absturz der Partei. Im Gespräch zu bleiben sei für die SPD hier jetzt die einzige Möglichkeit, sagt Jan Zipperling, Geschäftsführer der Kreistagsfraktion Vorpommern-Rügen. Auch im Bund bleibe der SPD da nichts anderes übrig, sagt er mit Blick auf eine mögliche Koalition mit der Union: "Aber ich selbst bin kein großer Fan davon, die Große Koalition hat in der Vergangenheit nie gut für uns geendet."
Vor allem Friedrich Merz für SPD-Basis ein Problem
Angesichts der Kampfrhetorik von CDU-Chef Friedrich Merz sei momentan kaum Platz für vernünftige Verhandlungen, sagt Jan Zipperling: "Wir wurden jetzt abgestraft dafür, dass es eine Koalition war, in der viel gestritten wurde und wenn wir jetzt wieder eine Koalition eingehen, in der wieder die ganze Zeit nur gestritten wird, dann verlieren am Ende wir und auch die CDU."
Die SPD wurde bei dieser Wahl vor allem auch von jungen Wählerinnen und Wählern abgestraft. Der Vorsitzende der Jungsozialisten von Vorpommern-Rügen, Tobias Ewert, wünscht sich, dass die Mutterpartei wieder deutlicher "mitte-links" steht. Eine Koalition mit der Union lehnt er ab: "Das gilt nicht für die ganze CDU, aber solange Merz noch Kanzler werden will, sehe ich keine GroKo. Mir wäre es lieber, wenn wir in die Opposition gehen, uns eine Findungsphase gönnen und uns neu erfinden." Dazu gehöre es auch, wichtige Posten neu zu besetzen, sagt Tobias Ewert.
Parteiarbeit an der Basis wird schwieriger
Der Winterwahlkampf habe Kraft gekostet, deshalb sei es gerade schwierig die Mitglieder zu motivieren, sagt Kira Ludwig. Sie ist Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Stadtmitte-Brinckmansdorf - mit rund 100 Mitgliedern der größte von insgesamt sieben SPD-Ortsvereinen in Rostock. Auch hier werden gerade noch Wunden geleckt. Für viele Ortsvereine und Kreisverbände werde die Arbeit künftig schwerer, weil die Direktkandidatinnen und -kandidaten nicht mehr im Bundestag sitzen - der Draht nach Berlin fehlt.
Rostocker Ortsverein gegen SPD-Oppositionsrolle
Für Kira Ludwig ist eine SPD-Opposition im Bund aber keine Alternative, die mittleren Kräfte müssten sich zusammenraufen: "Wir können doch jetzt nicht ernsthaft Deutschland dieser AfD überlassen, sondern wir müssen das einfach machen." Zwar falle man nicht mit fliegenden Fahnen Friedrich Merz in die Arme, so Kira Ludwig, trotzdem müsse die SPD verhandeln: "Wir müssen einfach aufpassen, dass die CDU nicht den Sozialstaat komplett schreddert, das ist unsere Aufgabe."
SPD könnte Profil verlieren
Das sieht auch Ralf Ludwig vom Rostocker Ortsverein so. In der Opposition würde sich die SPD zwischen AfD, Grünen und der Linken kaum sichtbar machen können. Die Partei dürfe jetzt nicht ihr Profil verlieren: "Da darf man sich jetzt nicht verhalten wie das Kaninchen vor der Schlange, denn die CDU hat keinen anderen Koalitionspartner und das sollte die SPD in solchen Gesprächen dann auch nutzen."
Wie stark die SPD verhandeln kann, wird sich in den kommenden Tagen und Wochen zeigen. Bei einer möglichen Abstimmung der SPD-Basis über die Koalitionsfrage wird es dann darum gehen, ob sich die Partei eine Findungsphase in der Opposition gönnt oder mit dem Ziel einer stabilen Regierung Verantwortung übernimmt.
