Klimaprotest in MV: Eine Woche nach der Lkw-Eskalation

Stand: 21.07.2023 21:07 Uhr

Die vor einer Woche in Stralsund eskalierte Sitzblockade mehrerer Klimaaktivisten sorgt noch immer für heftige Diskussionen. Im Fokus steht ein 41 Jahre alter Lkw-Fahrer, der einen der Aktivisten mutmaßlich angefahren haben soll.

von Robert Schubert

Nachdem sich der 41-jährige Lkw-Fahrer nach dem Vorfall in Stralsund bei der Polizei gemeldet hatte, musste er seinen Führerschein abgeben. Dagegen hatte der Anwalt des Fahrer Widerspruch eingelegt. Das Amtsgericht Stralsund war daraufhin einem Antrag der Staatsanwaltschaft gefolgt, den Führerschein während des Ermittlungsverfahrens weiterhin einzubehalten. Auch dagegen geht der Anwalt des Lkw-Fahrers derzeit juristisch vor. Nun muss sich das Landgericht Stralsund damit befassen.

Lkw-Fahrer nun arbeitslos

Das Transportunternehmen Air Liquide, für das der Fahrer unterwegs war, hatte sich direkt nach den Geschehnissen von dem Verhalten des Fahrers distanziert. Ein solches Verhalten sei nicht akzeptabel, unabhängig davon, wie man zur Diskussion über die "Letzte Generation" stehe, so ein Unternehmenssprecher. Während der Lkw-Fahrer von den Klimaaktivisten für sein Verhalten scharf kritisiert wurde, bekam er von anderen auch viele Sympathien.

Spendenkampagnen bringen 40.000 Euro

Die Bürgerschaftsfraktion "Bürger für Stralsund" hat eigenen Angaben zufolge bislang 15.000 Euro für den Lkw-Fahrer gesammelt. Damit könne der Berufskraftfahrer vorübergehend seine Miete bezahlen und seine Familie ernähren, solange er keinen Führerschein hat, heißt es zur Begründung. Weitere 25.000 Euro hat der Berliner Verlag "Junge Freiheit" gesammelt. Damit will der Verlag aus dem rechten politischen Spektrum eine "professionelle juristische Vertretung" sicherstellen, so Chefredakteur Dieter Stein.

Weitere Informationen
LKW-Fahrer fährt Aktivisten an. © Screenshot
3 Min

Stralsund: Lkw-Fahrer fährt Klima-Aktivisten mit seinem Laster an

Nach der Veröffentlichung des Videos von der Blockade-Aktion diskutieren User in sozialen Medien. 3 Min

Populismus-Vorwurf gegen "Bürger von Stralsund"

Josefine Kümpers von der Stralsunder Bürgerschaftsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen wirft den "Bürgern für Stralsund" (BfS) Populismus vor, da die BfS den Lkw-Fahrer als "König der Herzen" bezeichnet. "Das ist für mich zum einen das Verherrlichen einer Straftat, zum andern wird damit eine sehr gefährliche Situation 'gefeiert'", so die Grünen-Politikerin gegenüber dem NDR. Außerdem würde mit der Diskussion um den Lkw-Fahrer der eigentliche Aspekt der Sitzblockade aus dem Fokus geraten, nämlich der Klimaschutz.

Betroffener Klima-Aktivist hat "Mitgefühl" für Lkw-Fahrer

Auf Videoaufnahmen ist zu sehen, wie ein junger Mann von dem Lkw ein Stück geschoben wird - sein Name: Lukas Meyer. Im Gespräch mit dem NDR bedauert Meyer nun, dass "es zu dem Vorfall kam". Mit den beruflichen und juristischen Folgen, mit denen sich den Lkw-Fahrer nun auseinandersetzen muss, habe er "Mitgefühl", so Meyer. Allerdings "seien die Konsequenzen auch legitim und müssen in unserer Gesellschaft auf diese Taten folgen", sagt Meyer, "so wie auch die Konsequenzen auf mich zukommen werden." Gegen ihn und fünf weitere Aktivisten ermitteln Polizei und Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Nötigung.

Weitere Informationen
Ein auf der Straße sitzender Demonstrant wird von einem LKW angefahren. © NDR Foto: screenshot

Klimaaktivist in Stralsund angefahren: Gericht prüft Führerscheinentzug

Der Lkw-Fahrer war nach dem Vorfall zunächst weitergefahren und hatte sich später bei der Polizei gemeldet. mehr

Ein auf der Straße sitzender Demonstrant wird von einem LKW angefahren. © NDR Foto: screenshot

Nun ein Fall fürs Gericht: Lkw fährt Klima-Aktivisten an

Das Amtsgericht Stralsund soll zunächst entscheiden, ob der Führerschein des Mannes vorläufig eingezogen wird. mehr

Dieses Thema im Programm:

Nordmagazin | 21.07.2023 | 19:30 Uhr

Mehr Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern

Das Logo der AfD. © picture alliance / dpa Foto: Christoph Reichwein

AfD in MV will Finanzierung der rechtsextremen Jungen Alternativen verstärken

Die Nachwuchsorganisation soll deutlich mehr Geld bekommen. Bei einem Parteitag bestimmt die Partei auch ihre Kandidaten für die Bundestagswahl. mehr

Die Applikation App WhatsApp ist auf dem Display eines Smartphones zu sehen. © picture alliance/dpa Foto: Silas Stein

Im Handy abonnieren: Die NDR MV Nachrichten bei Whatsapp

Im NDR MV Whatsapp-Kanal gibts die wichtigsten Themen für Mecklenburg-Vorpommern kompakt und schnell zusammengefasst. extern