Klimaprotest in MV: Eine Woche nach der Lkw-Eskalation
Die vor einer Woche in Stralsund eskalierte Sitzblockade mehrerer Klimaaktivisten sorgt noch immer für heftige Diskussionen. Im Fokus steht ein 41 Jahre alter Lkw-Fahrer, der einen der Aktivisten mutmaßlich angefahren haben soll.
Nachdem sich der 41-jährige Lkw-Fahrer nach dem Vorfall in Stralsund bei der Polizei gemeldet hatte, musste er seinen Führerschein abgeben. Dagegen hatte der Anwalt des Fahrer Widerspruch eingelegt. Das Amtsgericht Stralsund war daraufhin einem Antrag der Staatsanwaltschaft gefolgt, den Führerschein während des Ermittlungsverfahrens weiterhin einzubehalten. Auch dagegen geht der Anwalt des Lkw-Fahrers derzeit juristisch vor. Nun muss sich das Landgericht Stralsund damit befassen.
Lkw-Fahrer nun arbeitslos
Das Transportunternehmen Air Liquide, für das der Fahrer unterwegs war, hatte sich direkt nach den Geschehnissen von dem Verhalten des Fahrers distanziert. Ein solches Verhalten sei nicht akzeptabel, unabhängig davon, wie man zur Diskussion über die "Letzte Generation" stehe, so ein Unternehmenssprecher. Während der Lkw-Fahrer von den Klimaaktivisten für sein Verhalten scharf kritisiert wurde, bekam er von anderen auch viele Sympathien.
Spendenkampagnen bringen 40.000 Euro
Die Bürgerschaftsfraktion "Bürger für Stralsund" hat eigenen Angaben zufolge bislang 15.000 Euro für den Lkw-Fahrer gesammelt. Damit könne der Berufskraftfahrer vorübergehend seine Miete bezahlen und seine Familie ernähren, solange er keinen Führerschein hat, heißt es zur Begründung. Weitere 25.000 Euro hat der Berliner Verlag "Junge Freiheit" gesammelt. Damit will der Verlag aus dem rechten politischen Spektrum eine "professionelle juristische Vertretung" sicherstellen, so Chefredakteur Dieter Stein.
Populismus-Vorwurf gegen "Bürger von Stralsund"
Josefine Kümpers von der Stralsunder Bürgerschaftsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen wirft den "Bürgern für Stralsund" (BfS) Populismus vor, da die BfS den Lkw-Fahrer als "König der Herzen" bezeichnet. "Das ist für mich zum einen das Verherrlichen einer Straftat, zum andern wird damit eine sehr gefährliche Situation 'gefeiert'", so die Grünen-Politikerin gegenüber dem NDR. Außerdem würde mit der Diskussion um den Lkw-Fahrer der eigentliche Aspekt der Sitzblockade aus dem Fokus geraten, nämlich der Klimaschutz.
Betroffener Klima-Aktivist hat "Mitgefühl" für Lkw-Fahrer
Auf Videoaufnahmen ist zu sehen, wie ein junger Mann von dem Lkw ein Stück geschoben wird - sein Name: Lukas Meyer. Im Gespräch mit dem NDR bedauert Meyer nun, dass "es zu dem Vorfall kam". Mit den beruflichen und juristischen Folgen, mit denen sich den Lkw-Fahrer nun auseinandersetzen muss, habe er "Mitgefühl", so Meyer. Allerdings "seien die Konsequenzen auch legitim und müssen in unserer Gesellschaft auf diese Taten folgen", sagt Meyer, "so wie auch die Konsequenzen auf mich zukommen werden." Gegen ihn und fünf weitere Aktivisten ermitteln Polizei und Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Nötigung.