Klimaaktivist in Stralsund angefahren: Gericht prüft Führerscheinentzug
Aktivisten der Gruppe "Letzte Generation" hatten in Stralsund eine Straße blockiert, um für besseren Klimaschutz zu demonstrieren. Ein Lkw-Fahrer fuhr dabei einen Aktivisten an. Ein Gericht prüft nun erste Konsequenzen für den Fahrer.
Nachdem ein Lkw-Fahrer bei einer Verkehrsblockade durch Aktivisten der "Letzten Generation" einen Protestler angefahren hatte, prüft das Amtsgericht nun, wie lange dem Mann der Führerschein entzogen wird. "Wir legen das noch heute einem Richter vor", sagte ein Sprecher der Stralsunder Staatsanwaltschaft am Donnerstag.
NDR Team hält Vorfall in Stralsund auf Video fest
Die Szene bei einer Kundgebung von Klimaaktivisten in Stralsund in Mecklenburg-Vorpommern sorgt für Aufsehen: Auf mehreren Videos in sozialen Medien ist zu sehen, wie ein Lkw-Fahrer mit seinem Lastwagen einen jungen Mann vor sich her schiebt. Auch ein NDR Reporter und ein Kamerateam des NDR haben den Moment dokumentiert. Auf den Aufnahmen ist zu sehen, wie mehrere Klimaaktivisten an einer Ampel am Heinrich-Heine-Ring in Stralsund auf der Fahrbahn stehen und den Verkehr stoppen. Die jungen Leute tragen orangefarbene Warnwesten und halten Transparente in den Händen.
Fahrer erhebt die Faust gegen Aktivistin
Laut hupend rollt ein weißer Lastwagen heran und kommt kurz vor den Aktivisten zum Stehen. Während sich die drei jungen Leute auf die Straße hocken, steigt der Lastwagenfahrer aus und versucht, zwei Personen von der Straße zu ziehen. Dabei ist zu hören, wie er "Weg hier" und "Verpisst Euch hier" sagt. Eine Demonstrantin stößt der Fahrer um, ballt seine rechte Faust und holt mit dem Arm aus, als wolle er auf die Person einschlagen. Diese Szene dauert gut 20 Sekunden.
Lkw-Fahrer fährt davon und meldet sich später bei der Polizei
Während der Fahrer wieder ins Führerhaus steigt, setzen sich die Demonstranten wieder auf die Straße. Es ist zu erkennen, dass zwei Personen direkt auf Höhe der Frontscheinwerfer des weißen Lastwagens sitzen. Dann rollt der Wagen an. Während sich eine der Klimaaktivisten zur Fahrbahnmitte zur Seite wirft, schiebt der Lkw einen jungen Mann etwa ein, zwei Meter vor sich her. Danach stoppt der Fahrer wieder, steigt erneut aus. Er zieht wiederum den Demonstranten von der Straße, steigt wieder ein, lenkt schließlich den Lastwagen um den jungen Mann herum und fährt davon. Trotz des rabiaten Vorgehens wurde nach Polizeiangaben niemand verletzt.
Der Lkw-Fahrer hat sich später am Mittwoch bei der Polizei in Grimmen gemeldet. Gegen den 41-Jährigen laufen nun Ermittlungen wegen des Verdachts der versuchten gefährlichen Körperverletzung und gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr. Seinen Führerschein musste er laut Polizei bereits abgeben.
Sechs Anhänger der "Letzten Generation" bei Protestaktion
Für eineinhalb Stunden hatten sechs Aktivistinnen und Aktivisten der Gruppe "Letzte Generation" den Verkehr auf dem Heinrich-Heine-Ring in Stralsund gestört. An einer Ampel setzten sie sich am Mittwoch mit Transparenten auf die Straße, um für eine bessere Klimaschutzpolitik zu demonstrieren. Zwei von ihnen klebten sich auf dem Asphalt fest. Die Polizei befreite sie am Nachmittag mit Sonnenblumenöl und beendete die Aktion. Gegen die sechs Aktivisten wird jetzt wegen des Anfangsverdachts der Nötigung und des Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz ermittelt, wie die Polizei mitteilte.