Dramatische Rettung: Hobbyfotograf mit Hubschrauber aus Moor befreit
Ein verschollener Hobbyfotograf hat am Wochenende einen Großeinsatz im Grenztalmoor zwischen Tribsees und Bad Sülze (Vorpommern-Rügen) ausgelöst. Er verirrte sich und blieb im Sumpf stecken.
"Das Ganze ist ihm höchst peinlich", sagt Hans-Ulrich Horn. Er ist einer der drei Fotofreunde aus Neubrandenburg, die am Sonnabend im Grenztalmoor zum Fotografieren unterwegs waren. Sein 81-jähriger Begleiter wollte nur ein Vogelnest fotografieren, die beiden anderen Männer waren schon vorgegangen. Der älteste von ihnen fand aber nicht mehr den Weg zurück. Er war falsch abgebogen und hatte sich im fast 600 Fußballfelder großen Moor verirrt, steckte später auch fest. Erst nach mehr als vier Stunden wurde er gerettet.
Lebensgefährliche Situation für Hobbyfotografen
Wären die Rettungskräfte nur eine halbe Stunde später eingetroffen, hätte es lebensgefährlich werden können, sagt Oliver Habel von der DLRG-Ortsgruppe Grimmen. Sie hat den Mann schließlich mithilfe einer Drohne und eines ortskundigen Mannes gefunden. Alle Einsatzkräfte mussten mit einem Hubschrauber zum Unfallort gebracht werden, so Oliver Habel, "weil es überhaupt nicht möglich war, mit Fahrzeugen, mit geländegängigen Fahrzeugen, mit Booten dort hinzugelangen und die Person dort aus dem Moor zu befreien". Die Helfer hatten außerdem wenig Zeit wegen eines heranrückenden Unwetters.
Moore eigentlich ungefährlich
Von natürlichen Mooren gehe im Allgemeinen kaum Gefahr aus, sagt Gerald Jurasinski, der Moorprofessor der Universität Greifswald. Dass man dort versinken könne, sei ein seltenes Phänomen. Bei Mooren, die vom Menschen verändert wurden, sehe das aber anders aus. Und das Grenztalmoor zwischen Bad Sülze und Tribsees wurde früher auch für den Torfabbau entwässert. Übrigens könne man im Moor zwar einsinken, aber nicht untergehen. Die Dichte des menschlichen Körpers sei nämlich niedriger als die von Moorschlamm. Deshalb werde der Körper wie ein Korken nach oben gedrückt. Im Moor stecken zu bleiben, sei aber trotzdem lebensgefährlich, weil der Körper im kalten Schlamm auskühle. "Deshalb gilt wie im Wald der Ratschlag, die Wege nicht zu verlassen und auf den ausgeschilderten Wegen zu bleiben. Dann sind Moore überhaupt nicht gefährlich", so Jurasinski.
Bessere Wege und Schilder nötig?
Wie die drei Fotografen dem NDR mitteilten, gab es aber an der Stelle, an der sie zum Fotografieren ins Moor gegangen sind, keine Warnschilder und die Wege entlang des Naturlehrpfads waren in einem schlechten Zustand. Das Problem kennt auch Moorprofessor Gerald Jurasinski. Als das Grenztalmoor wiedervernässt wurde, wurde auch ein Holzsteg errichtet, aber Jahre danach hätte sich keiner mehr um die Wege gekümmert. Von Absperrungen hält er dagegen nichts: "Besser sind gute Bretterstege und gute Ausschilderungen." Man solle sich ein Beispiel an Skandinavien nehmen und die Natur so erlebbar machen. Gleichzeitig würden durch die Besucherlenkung bestimmte Bereiche abgeschottet und nicht zugänglich gemacht. "Wenn die Zugänge nicht gegeben sind, dann suchen sich die Menschen ihre eigenen Wege und dann passieren solche Dinge."
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Fassung dieses Beitrags war die Rede davon, dass die Dichte des menschlichen Körpers höher sei als die von Moorschlamm. Richtig ist, dass die Dichte des menschlichen Körpers niedriger ist als die von Moorschlamm. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.