Klimaschutz: MV will mehr Moore renaturieren
Ein Drittel der klimaschädlichen Kohlendioxid-Emissionen in Mecklenburg-Vorpommern kommen aus trockengelegten Mooren. Pro Jahr setzten entwässerte Moore im Nordosten 6,2 Millionen Tonnen CO2 frei, sagte Umweltminister Till Backhaus (SPD) am Dienstag in Schwerin. Es müssten deshalb noch mehr Moore wieder unter Wasser gesetzt und damit renaturiert werden, um die Klimaschutzziele zu erreichen. Bis 2050 müssten alle Moore wiedervernässt werden. Wer wirklich Klimaschutz und Artenvielfalt wolle, müsse Mooren ihre Zukunft zurückgeben. Dies sei eine gesamtgesellschaftliche und eine interministerielle Aufgabe.
Eine Million Euro durch "MoorFutures" für Renaturierung
In MV wurden laut Backhaus in den vergangenen 30 Jahren 30.000 Hektar entwässerte Moore renaturiert. Dafür wurden gut 50 Millionen Euro Steuergelder eingesetzt. Über den Verkauf von Klimaschutzzertifikaten ("MoorFutures") wurden bisher über eine Million Euro für die Renaturierung von Mooren eingenommen. Backhaus begrüßte, dass auf Bundes- und EU-Ebene die Wichtigkeit des Moorschutzes inzwischen verstärkt gesehen werde. 50 Millionen Euro befänden sich derzeit im Rahmen eines Bundesprogramms in der Ausschreibung, sagte der Minister.
Moorflächen alternativ für Anbau nutzen
Um Landwirte auf freiwilliger Basis für die Wiedervernässung von Moorflächen und die Nutzung nasser Moore zu gewinnen, seien weitere finanzielle Anreize wichtig. Er denke beispielsweise über ökologische Wertpapiere nach. Ziel müsse sein, möglichst viele Moorflächen zu vernässen und dann alternativ zu nutzen, etwa für den Anbau von Reet, Erlen oder Eschen. In MV gibt es nach Angaben des Greifswalder Moor Centrums 300.000 Hektar Moore, das entspricht 13 Prozent der Landfläche. Die meisten davon seien entwässert worden und würden land- oder forstwirtschaftlich genutzt, sagte Franziska Tanneberger, Leiterin des Greifswalder Moor Centrums.
Wasserbüffel oder Rohrkolben auf intakten Mooren
Das Moorschutzkonzept des Landes läuft in diesem Jahr aus. Es soll auf der Basis von wissenschaftlichen Fakten des Greifswald Moor Centrums fortgeschrieben werden. Fachleute und Umweltministerium gucken dabei auf jeden Fall in die gleiche Richtung: Eine mögliche Lösung ist die Landwirtschaft auf nassen Mooren, die sogenannte Paludikultur. Zum Beispiel, indem man auf intakten Mooren Wasserbüffel hält oder Rohrkolben als ökologischen Baustoff anbaut. Mit solchen Moorschutzstrategien wäre Landwirten, der Gesellschaft und dem Klima gleichermaßen geholfen.
Moore binden mehr CO2 als Wälder
Entwässerte Moore setzten in MV pro Minute elf Tonnen CO2 frei. Das sei deutlich mehr, als der gesamte Wald an CO2 binden könne. Sie hoffe auf eine neue Dynamik bei der Renaturierung von Mooren durch die Bundesmittel, sagte Tanneberger. In MV müssten jährlich 8.000 Hektar und bundesweit 50.000 Hektar Moore wiedervernässt werden. Besonders moorreich seien neben MV die Bundesländer Brandenburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Bayern.