Hitze-Check der Deutschen Umwelthilfe: So schneiden Städte in MV ab

Stand: 30.07.2024 16:01 Uhr

Die Städte in Deutschland tun zu wenig gegen extreme Hitze als Folge des Klimawandels. Das hat die jüngste Studie der Deutschen Umwelthilfe (DUH) ergeben.

Die DUH hat 190 deutsche Städte einem sogenannten Hitzecheck unterzogen und basierend auf Luftbildaufnahmen der Potsdamer Luftbild Umwelt Planung GmbH (LUP GmbH) untersucht, wie groß der Anteil versiegelter, also bebauter Flächen im Vergleich zum Anteil von Grünanlagen in Städten mit mehr als 50.000 Einwohnern ist.

Neubrandenburg und Schwerin schneiden gut ab

Von den fünf in Mecklenburg-Vorpommern untersuchten Städten schneiden nur Neubrandenburg und Schwerin gut ab. Laut DUH liegt der Anteil versiegelter Flächen im Stadtgebiet hier unter 45 Prozent und damit unter dem deutschen Bundesdurchschnitt. Dafür vergibt die DUH eine "grüne Karte". Stadtplanerischen Nachholbedarf sieht die Auswertung demnach in Stralsund, Greifswald und Rostock, unter anderem weil dort zu wenig Grünflächen vorhanden seien.

Diese Forderungen stellt die DUH an die Bundesregierung

Die DUH geht davon aus, dass extrem hohe Temperaturen das größte durch den Klimawandel verursachte Gesundheitsrisiko darstellen. Einen Grund für mangelnden Hitzeschutz in Städten sieht die DUH in der fortschreitenden Flächenversiegelung. Über 50 Hektar täglich würden derzeit in Deutschland durch Bebauung versiegelt. Als besonders folgenreich stuft die DUH den Verlust großer Bäume ein, denn Grünflächen, insbesondere Bäume und Büsche trügen zur Kühlung von Städten bei. Barbara Metz, die Bundesgeschäftsführerin der DUH, fordert deswegen zum Beispiel bundesweite Standards vorzuschreiben, um Schulhöfe zu begrünen. Zudem müssten die Kommunen anstreben Gebäude umzubauen, statt neue zu errichten und damit weitere Flächen zu versiegeln, um die Flächenversieglung in Deutschland bis 2035 zu stoppen.

Städte- und Gemeindetag: "Nicht auf jeder Fläche lässt sich alles verwirklichen"

Die Städte und Gemeinden seien nicht nur dazu aufgefordert, "mehr grün und blau in die Städte zu bekommen", sondern müssten beispielsweise auch für mehr Fernwärme sorgen, so Arpp Fittschen vom Städte- und Gemeindetag MV. Dies stelle eine Flächenkonkurrenz her, denn diese Maßnahmen müsste alle auf den gleichen zur Verfügung stehenden Flächen realisiert werden. "Nicht auf jeder Fläche lässt sich alles verwirklichen", so Fittschen. Als Beispiel nannte er das Vorhaben, eine neue Baumreihe entlang der Straße zu pflanzen. "Dann bedeutet das im Umkehrschluss: Keine Fernwärmeleitung".

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Zur Methodik des Hitze-Checks des DUH

Der Bewertungsgrundlage des sogenannten Hitze-Checks der DUH liegt der bundesweit durchschnittliche Anteil der Versiegelung an der Siedlungs- und Verkehrsfläche in Höhe von 45 Prozent zugrunde. Dazu gehören beispielsweise Wohnhäuser und Straßen, aber auch Parks und Friedhöfe. Städte, die im Durchschnitt von 45 bis 50 Prozent lagen wurden demnach mit gelb bewertet. Städte, die darunter lagen wurden mit grün und Städte, die mit mehr als 50 Prozent Versiegelungen über dem Durchschnitt lagen, mit rot bewertet. Der Grünanteil von Städten wurde dabei in Kubikmeter pro Quadratmeter angegeben. Dabei gingen die Autoren der Untersuchung von einem Baum mit durchschnittlich etwa 3.400 Kubikmetern "klimaregulierendem" Grün aus. Für die Gesamtbewertung wurde die Flächenversiegelung im Vergleich zum Grünvolumen betrachtet.

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Dieses Thema im Programm:

Nordmagazin | 30.07.2024 | 19:30 Uhr

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