Groß Markow: Ist die Kirche das Wohnzimmer des Dorfes?
Die Kirche in Groß Markow im Landkreis Rostock fällt durch ihre aufwendig sanierten Fenstern mit Glasmalerei auf. Mit dem Projekt "Schule der Landentwicklung" möchte die Uni Rostock die Kirche wieder zum Wohnzimmer des Dorfes machen.
Sie ist knapp 200 Jahre alt und sieht mit ihren aufwendig sanierten Fenstern mit Glasmalerei wunderschön aus. Allerdings fehlen der Kirche in Groß Markow, einem Ortsteil von Lelkendorf im Landkreis Rostock, die Besucher. Die Uni Rostock will das mit ihrem Projekt "Schule der Landentwicklung" ändern. Das Ziel dabei: Die Kirche zum Wohnzimmer des Dorfes entwickeln.
Kirche eher wenig besucht
Einst von der Familie von Levetzow, einem Adelsgeschlecht erbaut, ist die Kirche heute Gemeindeeigentum. Der Bürgermeister Steffen Bargholz hat ein maßgebliches Interesse, dass wieder Leben einzieht in die Kirche. "Ich kann mich noch an die Zeiten erinnern, wo die Kirche voll war. Eigentlich ist jetzt hier maximal noch der Weihnachtsgottesdienst und der ist auch immer weniger besucht". Das sei nun auch der aktuelle Trend und da gelte es, das Gebäude zu nutzen. Denn nur wenn die Kirche genutzt werde, könne sie laut Bargholz auch erhalten werden.
Bombeck: "Wir müssen diesen Kirchen wieder Leben einhauchen"
Eingeladen zum Gedankenaustausch hatte Henning Bombeck von der Uni Rostock. Der Professor für Siedlungsgestaltung und ländliche Bauwerke engagiert sich seit über 20 Jahren für die Dorfentwicklung im Land. Demografischer Wandel, Dorfladen, Gutshäuser, Herrenhäuser, Ortsgestaltung, Straßenbau - all das waren schon Themen. Nun also die Kirche als Wohnzimmer des Dorfes. "Allein schon, um diesen wunderschönen historischen Ort zu erhalten, lohnt es sich, sich Gedanken zu machen, wie wir hier Leben reinbekommen", sagte Bombeck. In den Dörfern seien nicht mehr die Kirchensteuerzahler, die in der Lage sind, diese wunderschönen Zeugnisse zu erhalten. "Das heißt, wir müssen diesen Kirchen wieder Leben einhauchen und dann wird es vielleicht auch wieder ein Wohnzimmer".
Hemmschwellen abbauen und Ideen entwickeln
Wohnzimmer, das kann vieles heißen. Unter den Ideen der Bürgerinnen und Bürger fanden sich Vorschläge wie ein Platz zum Feiern, Raum für Ausstellungen, Musikveranstaltungen oder auch ein Kinoabend. Gekommen zum Diskutieren und zum Ideenentwickeln waren knapp 20 Menschen aus der Region. Unter ihnen auch ein älterer Mann, der sich einen Ort wünscht, um Gleichgesinnte zu treffen. Dazu gehen er und seine Frau sehr oft in die Kirche und empfänden das als richtige Erholung. Anna Luise Klafs nahm diesen Gedanken gern auf. Erholung durch Entspannung im Wohnzimmer Kirche. Das hieße zuallererst auch entstandene Hemmschwellen abzubauen, so die Kulturreferentin der Nordkirche. Es wäre ihr ein Anliegen, wieder die Tore aufzumachen und zu sagen, "Wir dienen wieder dem Dorf und die Kirche ist einfach ein Wohnzimmer für alle".
Nach gut zwei Stunden Gedankenaustausch waren sich alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer einig. Die Kirche als Wohnzimmer des Dorfes könnte in Groß Markow eine Erfolgsgeschichte werden. Der Bürgermeister sieht sich bereits auf einem guten Weg: Schon demnächst sollen weitere Veranstaltungen folgen.