Fünf Jahre nach Corona ist ein Landgasthof wieder im Aufwind
Ab Anfang 2020 hatte Corona Mecklenburg-Vorpommern fest umklammert. Reisen waren lange undenkbar, Restaurants und Hotels geschlossen. Zu denen, die das kalt erwischt hat, gehört Familie Brion, die in Levitzow einen Landgasthof betreibt.
Das Dörfchen Levitzow (Landkreis Rostock) liegt weit ab von den klassischen Ostsee-Urlauberorten - knapp eine Autostunde südöstlich von Rostock in der Mecklenburger Schweiz. Hinter "den sieben Bergen", wie die Einheimischen gerne sagen. Wer im Landhaus der Familie Brion aus den Restaurantfenstern über die weiten Äcker blickt, der kann die Relikte der letzten Eiszeit gut sehen. Cornelia Brion hat den Hotel- und Gaststättenbetrieb im Jahr 2004 von den Eltern übernommen. Über die kleine Landstraße nach Gnoien ist er eigentlich bequem erreichbar - allerdings: "Noch ein halbes Jahr bevor Corona losging, hat man uns eine Vollsperrung vor die Nase gesetzt. Das heißt, ab September 2019 haben wir arg zu kämpfen gehabt, Gäste ran zu kriegen."
Erst die Baustelle, dann Corona
Im März 2020 wurde die Baustelle endlich aufgehoben, die Familie atmete erleichtert auf - bis die Behörden drei Tage später wegen der steigenden Corona-Infektionen eine Schließung aller Restaurants anordneten. Die gelernte Köchin war fassungslos, dachte im ersten Moment, dass dieser zweite Schlag das Aus für den Gasthof bedeuten würde. Eine Situation, in der damals die gesamte Tourismusbranche steckte. Lars Schwarz, Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands Mecklenburg-Vorpommern (Dehoga), hatte alle Hände voll zu tun: "Es gab ja immer diese Corona-Gipfel, wo gefühlt über hundert Leute, also alle Minister, alle Oberbürgermeister, alle Landräte, Spitzen der Wirtschaft aber auch Sozialverbände dabei waren. Das war schon eine hochspannende Zeit." Bis zu 21 Stunden dauerten diese Runden. Schwarz erlebte zum ersten Mal in seinem Berufsleben in Tränen aufgelöste Kollegen, die nicht mehr ein noch aus wussten.
Nicht alle gleich stark betroffen
Wobei der Dehoga-Präsident auch einräumt, dass nicht alle gleich stark betroffen waren. Wohnmobile und Ferienwohnungen waren über weite Strecken extrem gefragt. Viele Campingplätze schafften es, nahezu kontaktlose Auszeiten zu ermöglichen und waren zeitweise restlos ausgebucht. Und auch reine Saisonbetriebe hatten Glück, so Schwarz: "Die waren im Prinzip Anfang des Jahres zwangsgeschlossen, haben Hilfen gekriegt. Und im Sommer, draußen mit Abstand ging es dann wieder, da gab es eine hohe Nachfrage."
Als die Pandemie begann lag Dirk Brion im Koma
Deutlich schwieriger war die Lage für kleine Ganzjahresbetriebe, vor allem in der Gastronomie, besonders im weniger touristischen Binnenland - für solche, wie das Landhaus Levitzow. Cornelia Brion muss schlucken, wenn sie sich an die ersten Tage erinnert: "Besonders schwer für uns als Familie war, dass mein Mann Dirk zu dem Zeitpunkt wegen einer anderen Erkrankung im Koma lag und von dieser ganzen Geschichte nichts mitbekommen hat." Als er dann nach zehn Tagen aus dem Koma erwachte, verstand er erst einmal die Welt nicht mehr. Aber er hatte das Gefühl, gerade ein zweites Mal geboren zu sein und steckte voller Ideen.
Mutmacher von den Stammgästen
Auf dem Parkplatz vorm Gasthaus baute das Team zunächst einen Imbiss auf, um Mittagstisch für die Umgebung anzubieten. Dann wurde immer klarer, dass sich die Menschen auch nach einem Restaurant-Ersatz sehnten, weshalb sie die Speisen schön auf Tellern anrichteten und so verpackten, dass sie transportfähig wurden. Cornelia Brion erinnert sich: "Die Gäste sind vier, fünf, zehn Kilometer hierher gefahren, haben ihr Essen abgeholt, bezahlt und sind am nächsten Tag gekommen und haben den abgewaschenen Teller wieder zurückgebracht. Und ganz oft war dann auch noch ein kleiner Muntermacher mit drin - sei es ein Pralinchen oder kleine Grußkarte: 'Es war sehr lecker, haltet durch!'"
Während und nach der Krise modernisiert
Einige wenige Dienstreisende durften oben in den Hotelzimmern übernachten. Es gab staatliche Hilfen und alles in allem sei der Landgasthof in Levitzow damit einigermaßen über die Runden gekommen. So gut jedenfalls, dass die Familie während und nach der Krise sogar noch umfangreich sanieren und erweitern konnte - mit Fördergeldern, die Mecklenburg-Vorpommern zahlte, um mehr Qualität statt Quantität im Tourismus zu erzielen. Eine Investition, die sich zumindest für Familie Brion auszahlt: Ihr Haus ist heute rund ums Jahr wieder gut gebucht.
Schlagwörter zu diesem Artikel
Coronavirus
