Experte: Heringsbestand erholt sich langsam
Der Bestand des in der Vergangenheit für die deutsche Ostseefischerei wichtigen Herings hat einem Experten zufolge die Talsohle durchschritten.
Bei der in den vergangenen Jahren besorgniserregenden Entwicklung des Herings-Bestands in der Ostsee gibt es eine ermutigende Entwicklung. Das zeigten Daten für das zurückliegende Jahr, auf deren Basis derzeit Empfehlungen für die EU-Kommission erarbeitet werden, so der Leiter des Thünen-Instituts für Ostseefischerei in Rostock, Christopher Zimmermann. "Der Bestand entwickelt sich ganz langsam nach oben", sagte Zimmermann bei NDR MV Live.
Rat gibt im Mai Empfehlungen für neue Fangquoten ab
Um das - mit Ausnahmen - für die westliche Ostsee geltende Fangverbot aufzuheben, sei es aber noch zu früh. Von einer Erholung des Bestands könne man noch nicht sprechen, sagte Zimmermann. Er ist Mitglied des Internationalen Rates für Meeresforschung (ICES), der die EU-Kommission berät. Im Mai will der Rat seine Empfehlungen für die neuen Quoten abgeben, die dann im Oktober verkündet werden sollen. Wenn sich die Entwicklung fortsetze, könnten auch wieder Fangmengen über die derzeit geltenden Ausnahmen hinaus freigegeben werden.
Aufwärtstrend hat sich 2022 bestätigt
2022 wurde nicht nur der Heringsfang in der westlichen Ostsee weitgehend verboten. Hinzu kam, dass auch die Fangmengen im Kattegat und Skagerrak - am Übergang zwischen Nord- und Ostsee - um 90 Prozent reduziert wurden. Laut Zimmermann liegen erstmals Bestandsdaten für die Zeit nach Inkrafttreten dieser Beschränkungen vor. Der Bestand sei bereits 2021 auf niedrigem Niveau angewachsen. Das Jahr 2022 habe den Aufwärtstrend von 2021 bestätigt.
Dorsche zu klein für Forschungszwecke
Der Hering galt traditionell neben dem Dorsch als einer der Brotfische der deutschen Ostseefischer und war wichtig für deren Auskommen. Überfischung, Nährstoff-Einträge vor allem aus der Landwirtschaft und der Klimawandel machen dem Bestand zu schaffen. Nach Aussage Zimmermanns wird auch ein erholter Bestand wegen des Klimawandels nur etwa halb so produktiv sein wie noch in den 1990er Jahren. Beim Hering verstehe man mittlerweile wenigstens den Mechanismus dahinter und könne durch reduzierte Fangmengen zur Erholung des Bestands beitragen, sagte Zimmermann. Anders sehe es beim Dorsch aus, der ebenfalls nicht mehr gezielt gefangen werden darf. Für eine mit großem Aufwand geplante Untersuchung westlich von Wismar fehle es schlichtweg an Dorschen, die groß genug seien, um sie mit Sendern zu versehen und deren Verhalten zu untersuchen.