Bauernproteste trotz hoher Gewinne - wie passt das zusammen?
Die Einkommen und Betriebsgewinne der Landwirte in Deutschland sind im Wirtschaftsjahr 2022/2023 deutlich gestiegen. Die höchsten Gewinne gab es im Schnitt mit 206.117 Euro in Mecklenburg-Vorpommern. Dies hat Diskussionen um die Bauernproteste ausgelöst.
In keinem anderen Bundesland verbuchten die Landwirte so hohe Gewinne wie in Mecklenburg-Vorpommern. Das geht aus den neuen Zahlen des Bundeslandwirtschaftsministeriums hervor. Zurückzuführen sind die Gewinne unter anderem auf den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und die dadurch verursachten Preissteigerungen. Während kleinere Unternehmen ein Gewinnplus von 10,3 Prozent verzeichneten, waren es bei den größeren 48,4 Prozent. Die höchsten Betriebsgewinne gab es im Schnitt mit 206.117 Euro in Mecklenburg-Vorpommern. "Die früheren LPG im Osten mit deutlich größeren Flächen sind, was die Gewinne angeht, im Vorteil gegenüber kleineren Familienbetrieben in Baden-Württemberg", erläuterte Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (GRÜNE).
Zahlen müssen differenziert betrachtet werden
Die Zahlen des Bundeslandwirtschaftsministeriums über starke Gewinne der Landwirte in Mecklenburg-Vorpommern von über 50 Prozent haben am Mittwoch große Diskussionen ausgelöst. Auch die Frage, ob die Bauernproteste zu Beginn des Jahres vor diesem Hintergrund angemessen waren, löste unterschiedliche Reaktionen aus. Bauer Sebastian Vaegler aus Züssow (Landkreis Vorpommern-Greifswald) bezeichnet die Gewinne als relativ und die Proteste der Landwirte als richtig. Durch den Krieg in der Ukraine sei Getreide deutlich teurer geworden, gleichzeitig mussten die Landwirte höhere Kosten für Dünger, Diesel und Heizöl aufbringen. Außerdem sei es den Bauern in den fünf Jahren zuvor deutlich schlechter gegangen, sodass sich die Zahlen auch wieder ausgleichen.
Landwirtschaftsminister relativiert die Gewinne
Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister Till Backhaus bezeichnete die bloße Darstellung der Gewinne von Landwirten als inkompetent. Bei großen Betrieben seien 200.000 Euro Gewinn relativ wenig. Außerdem seien die Preise Inzwischen wieder deutlich gefallen, sodass derzeit keine kostendeckende Milchproduktion möglich sei. Backhaus betonte, dass es nicht nur um Gewinne von Markrobetrieben bei Getreide und Raps gehe, sondern um veredelte Produkte in der Landwirtschaft.
Subventionen sind unabhängig vom Einkommen
Angesichts der energischen Proteste der Bauern gegen die Streichung von Subventionen der Bundesregierung, dürften sich manche Menschen nun die Frage stellen, ob diese angesichts der satten Gewinne gerechtfertigt waren. Im Gespräch mit dem NDR stellte der Experte für Agrarpolitik, Professor Thomas Herzfeld von der Uni Halle-Wittenberg, klar: "Aus theoretischer Sicht sollen Subventionen ja nicht dazu dienen, die Einkommenslage von Betrieben sicherzustellen, sondern sie sollen bestimmte Anreize setzen oder Entwicklungen fördern." Herzfeld bezeichnete die Agrardieselerstattung als effizientes Instrument. Er sagte: "Diese Subvention ist - unabhängig davon ob es den Betrieben gut geht oder schwierige Zeiten anstehen - sinnvoll."