Durch Deutschlandticket: Deutlich mehr Fahrgäste in MV
Beim Bund-Länder-Gipfel in Berlin könnte sich entscheiden, wie es mit dem Deutschlandticket weitergeht. In Mecklenburg-Vorpommern hat es unter anderem für volle Busse an den Küsten und höhere Fahrgastzahlen im Stadtverkehr gesorgt.
Laut einer Umfrage des NDR unter den Verkehrsbetrieben im Land sind seit Einführung des Deutschlandtickets im Mai viele Busse in touristischen Gebieten voller. So waren zum Beispiel im Sommer die Verbindungen zwischen Rerik und Rostock, von Ribnitz-Damgarten über Ahrenshoop und Prerow nach Barth oder auch die Linie zwischen Sassnitz und Serams auf Rügen sehr gefragt. Hier waren die Busse teilweise so voll, dass Fahrgäste an der Haltestelle stehen bleiben und auf den nächsten Bus warten mussten.
Zuwachs im öffentlichen Nahverkehr
Außerdem gibt es Zuwächse im ÖPNV der Städte. So sind die Fahrgastzahlen in den Neubrandenburger Stadtbussen seit Mai um durchschnittlich fünf Prozent gestiegen. Auch aus Stralsund, Güstrow und Bad Doberan werden Zuwächse gemeldet.
Besonders gut läuft das Deutschlandticket in Rostock. Die Rostocker Straßenbahn AG hatte im September 13 Prozent mehr Fahrgäste verglichen mit dem Vor-Corona-Jahr 2019. Und auch im Rostocker Umland scheint das Ticket gut zu funktionieren. Rechnet man das Seniorenticket dazu, verdoppelte sich laut Verkehrsverbund Warnow die Zahl der Monatsabos auf fast 60.000 - verglichen mit der Zeit vor dem Deutschlandticket.
Mehr Fahrgäste auf der Schiene
Auch im Schienenverkehr gibt es mehr Fahrgäste. Die Verkehrsgesellschaft Mecklenburg-Vorpommern registrierte vor allem auf folgenden Linien eine besonders stark erhöhte Nachfrage:
- RE1 (Hamburg - Schwerin - Rostock),
- RE 8 (Wismar-Schwerin-Ludwigslust-Berlin),
- RE 5 (Rostock/Stralsund - Neustrelitz - Berlin),
- RE 4 (Lübeck - Bad Kleinen - Neubrandenburg - Pasewalk - Szczecin/Ueckermünde)
- und RE 3 (Stralsund - Greifswald - Züssow - Pasewalk).
Schlechtes Angebot abseits der Städte
Für die Menschen abseits der Städte und Bahnstrecken scheint sich das Ticket bisher nicht zu lohnen. Oft ist das ÖPNV-Angebot noch zu schlecht. Doch das soll sich ändern. Ab dem kommenden Jahr sollen im ganzen Land verstärkt Rufbusse angeboten werden. Und welches Potenzial die haben, zeigt die Verkehrsgesellschaft Ludwigslust-Parchim. Mit dem Deutschlandticket konnte sie ihre Fahrgastzahlen in den Rufbussen um 50 Prozent steigern.
Wer zahlt die Verluste?
Durch das Deutschlandticket sind vielen Betrieben aber auch Einnahmen weggebrochen. So verzeichnet die Regionalbus Rostock GmbH 20 Prozent weniger Fahrgeldeinnahmen. Der Verkehrsgesellschaft Ludwigslust-Parchim fehlen rund 450.000 Euro. Für das Geschäftsjahr 2023 haben Bund und Länder vereinbart, jeweils zur Hälfte finanziell einzuspringen. Fürs kommende Jahr will der Bund aber nicht mehr für die Mehrkosten zahlen. Sollte das so kommen, fürchten mehrere Verkehrspolitiker das Aus des Tickets. Sie fordern eine Einigung auf dem Bund-Länder-Gipfel morgen im Berlin.