Arbeitsmarkt in MV: Einfluss von ukrainischen Geflüchteten
Der Fachkräftemangel ist auch in Mecklenburg-Vorpommern ein wichtiges Thema. Wegen des Krieges in der Ukraine kommen jetzt viele Geflüchtete ins Land, viele sehr gut ausgebildet. Der neue Chef der Regionaldirektion Nord der Bundesagentur für Arbeit, Markus Biercher, bewertet den hiesigen Arbeitsmarkt als robust.
Vor Kriegsbeginn waren 1.000 sozialversicherungsbeschäftigte Ukrainer in Mecklenburg-Vorpommern registriert, jetzt sind es 2.800. Als arbeitslos gemeldet waren im Dezember 4.400 Menschen aus der Ukraine, sie sind seit dem 1. Juli in der Grundsicherung und wurden in die Statistik übernommen. Pro Jahr werden bundesweit rund 400.000 Fachkräfte pro Jahr benötigt, so die Arbeitsagentur, um den Fachkräftemangel zu decken - für MV wären das 10.000 pro Jahr.
Niedrige Sprachschwelle: Viele Ukrainer im Tourismus oder Bau
Viele der bereits beschäftigten Ukranier sind Frauen. Die meisten sind im Hotel- und Gaststättenbereich und auf dem Bau beschäftigt. Die Arbeitsagentur gibt Eingliederungshilfe, wenn sie länger arbeitslos sind und sich qualifizieren wollen. Problematisch sind aber weiterhin die Abschlüsse, die auf Anerkennung warten (z.B. bei Kindergärtnerinnen)
Schwerpunkt ausländische Fachkräfte
Der neue Chef der Arbeitsagentur Nord, Markus Biercher, will mit dem Thema ausländische Fachkräfte einen Schwerpunkt setzen. Biercher zeigte sich im Gespräch mit NDR MV Live verständnisvoll dafür, dass die überwiegend weiblichen Geflüchteten aus der Ukraine, viele davon mit kleinen Kindern, zunächst traumatische Erlebnisse aus dem Kriegsgebiet verarbeiten wollen, bevor sich sie beim Jobcenter melden. "Ich erlebe einen sehr aufnahmefähigen Arbeitsmarkt. Ich bin zufrieden mit der Entwicklung und den Abläufen, so Biercher. Unter anderem bei den Pflegeberufen dauert die Anerkennung der Abschlüsse noch sehr lang, er sieht hier noch "Beschleunigungspotential".
Fachkräftemangel in allen EU-Staaten
Seit 30 Jahren arbeitet Markus Biercher für die Bundesagentur für Arbeit. Er war Vizechef des Standortes in Stralsund, zuletzt war er als Geschäftsführer Internationales weltweit im Namen der Bundesregierung unterwegs, um Fachkräfte zu rekrutieren. Hier möchte der 51-Jährige auch als Chef der Arbeitsagentur Nord einen Schwerpunkt setzen. Da in allen EU-Staaten Fachkräftemangel herrsche, komme der so genannten Erwerbsmigration aus Drittstaaten eine besondere Bedeutung zu, sagt Biercher. Viele Länder hätten junge, gut ausgebildete Fachkräfte, die in ihrer Heimat keinen Job fänden, hier aber gebraucht würden.