Arbeitslosigkeit: Kein Problem mehr in MV?
Der neue Chef der Arbeitsagentur Nord, Markus Biercher, sieht in der Arbeitslosigkeit in Mecklenburg-Vorpommern kein großes Problem. Biercher sagte, der Arbeitsmarkt im Land sei robust.
Das muss Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) runtergegangen sein wie Öl. Gerade hatte sie den neuen Chef der Arbeitsagentur Nord, Markus Biercher, zum Antrittsbesuch in der Staatskanzlei empfangen. Und in der gemeinsamen Pressekonferenz stellte der "Neue" der rot-roten Koalition gleich erst einmal ein Spitzenzeugnis aus. "Die Landesregierung macht nichts falsch - Punkt!", befand Biercher auf Fragen von Journalisten sehr freundlich.
MV hat unter Flächenländern die "rote Laterne"
Anlass zur Nachfrage gibt es durchaus. Wichtige Industriearbeitsplätze sind durch die Werftenpleite weggefallen, das beklagt auch die IG-Metall. Die Arbeitslosigkeit ist im Dezember gestiegen - auf 7,6 Prozent. Das heißt: 62.000 Menschen suchen einen Job. Bundesweit hat Mecklenburg-Vorpommern damit unter allen Flächenländer die "rote Laterne". Nur die Stadtstaaten Berlin und Bremen haben schlechtere Zahlen.
Arbeitsagentur-Chef spricht von "wundervoller" Entwicklung
Biercher nannte die Entwicklung der vergangenen Jahre dennoch "wundervoll". Noch vor 20 Jahren habe es in Vorpommern Arbeitslosenquoten von 30 Prozent und mehr gegeben, erinnerte er. Die aktuelle Quote von landesweit 7,6 Prozent sei nicht weit entfernt von Zahlen, bei denen man von Vollbeschäftigung ausgehe. Die Arbeitslosigkeit im Land sei jedenfalls "kein strategisches Thema" mehr, so Biercher. Allerdings komme es weiter darauf an, Arbeitslosen gute Dienstleistungen zu bieten und den sozialen Frieden zu garantieren. "Das ist unsere Aufgabe", sagte der 51-Jährige.
Bundesweite Fachkräfte-Konferenz im Februar in Schwerin
Mega-Thema bleibt für ihn, Fachkräfte zu halten und neue zu gewinnen. "Für die Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern ist das die Frage, um Wertschöpfung erreichen zu können." Ministerpräsidentin Schwesig kündigte dazu für Ende Februar eine bundesweite Konferenz in Schwerin an. Die Arbeitgeber hatte zuletzt fehlende Entschlossenheit der Landesregierung kritisiert.
Ukrainische Flüchtlinge: "Das A und O ist die Sprache"
Wichtig für Schwesig und Biercher ist die Vermittlung von ukrainischen Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt. "Das A und O ist die Sprache" sagte der Chef der Arbeitsagentur Nord. "Was ich sehr schön finde, ist: Menschen aus der Ukraine finden hier Arbeit." Die Zahl der Beschäftigten aus der Ukraine sei von 1.000 auf fast 3.000 gestiegen, auch sei fast die Hälfte der Menschen bereits in Sprach- und Integrationskursen eingeschrieben. Zum großen Teil seien es Frauen, weil diese auch die Masse der Geflüchteten darstellten.
Lob für Beratungsstellen für Anerkennung von Berufsabschlüssen bei Migranten
Schwesig warnte davor, eine Kosten-Nutzen-Rechnung aufzumachen. Es sei zwar offen, ob die Menschen aus der Ukraine im Land bleiben oder wieder in ihre Heimat gehen. "Aber ich finde, jeder Tag, in dem ein Kind in die Kita oder die Schule geht, jeder Tag, an dem jemand in einen Sprachkurs geht oder arbeitet, ist ein guter Tag für unser Land." Und auch da gab es Lob vom Chef der Arbeitsagentur. Das Land sei nämlich eingesprungen für eine Lücke, die der Bund aufgemacht habe, so Biercher. Der nämlich habe sich aus der Förderung der Beratungsstellen für die Anerkennung von Berufsabschlüssen bei Migranten zurückgezogen. "Da sieht man, diese Frage hat in Mecklenburg-Vorpommern einen ausgesprochen hohen Stellenwert." Und auch dieses Lob kam bei der Regierungschefin gut an.