NDR Info - Redezeit
Donnerstag, 25. April 2024, 20:33 bis
22:00 Uhr, NDR Info
NDR Info Redezeit: Was läuft falsch bei der Betreuung in den Kitas?
Hörerinnen und Hörer haben in der NDR Info Redezeit mit Experten über die Situation in Kindertagesstätten diskutiert. Die komplette Sendung als Video-Mitschnitt.
Fachkräftemangel, Krankheitswellen, überforderte Erzieher, kurzfristig geschlossene Kitas - für viele Eltern das typische Szenario. Was muss passieren, damit es besser wird? Das war das Thema in der NDR Info Redezeit am Donnerstag (25.04.2024).
Die Probleme sind unterschiedlich in Stadt und Land, aber Eltern mit kleinen Kindern kennen sie. Kurzfristige Bitten per Mail, die Kinder doch schon mittags abzuholen: "Wer kann, betreut seine Kinder bitte selbst, wir sind wegen Krankheitsfällen heute sehr eng besetzt." In anderen Kitas kommen manchmal 40 Kinder auf eine Erzieherin, weil die Kollegin doch noch ausgefallen ist. In Hamburg beispielsweise hat der Landeselternausschuss deswegen in den vergangenen Wochen mit einer großangelegten Online-Aktion auf Missstände in Kitas aufmerksam gemacht. Eltern und Großeltern fordern darin bessere politische und finanzielle Rahmenbedingungen, die den Kindern wieder gerechter werden.
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Ist Ausbau der Kinderbetreuung an Personalnot schuld?
Die Probleme seien hausgemacht, so ein Sprecher des Deutschen Kita-Verbandes: Seit vielen Jahren werde auf gesetzlicher Grundlage die Kita-Betreuung ausgebaut, neue Gebäude entstehen, Kinder würden immer länger und in jüngerem Alter betreut - aber an die steigende Zahl der dringend notwendigen Betreuer*innen habe offenbar niemand gedacht, so die Kritik. Die qualitativen Voraussetzungen für eine gute Betreuung fehlten schlichtweg, vor allem die Fachkräfte.
Gute pädagogische Arbeit braucht ausreichend Personal
Die Liste der Mängel ist lang: Zu häufig würden Kinder mit Personalschlüsseln "verwahrt", die weit unterhalb der Schwellenwerte für kindgerechte Betreuung und Bildung liegen. Erzieher*innen klagen, dass sie auf Kinder mit sozial-emotionalen Einschränkungen, mit Migrationshintergrund oder Traumata nicht adäquat eingehen können. Sie verzichten auf wichtige Vor- und Nachbereitungszeiten, weil sie die Aufsichts- und Fürsorgepflicht in der Gruppe sonst schlicht nicht gewährleisten können. Der Anspruch, pädagogisch zu arbeiten, sei in vielen Fällen unmöglich umzusetzen. Der Kita-Verband rechnet vor, dass in den kommenden Jahren rund ein Drittel der Betreuer-Stellen unbesetzt sein wird - Tendenz steigend. Viel Verantwortung, wachsende Bürokratie, schlechtes Image und vor allem schlechte Bezahlung machten den Beruf für junge Leute unattraktiv.
Wie kann Erzieherberuf wieder beliebter werden?
Wie geht das besser? Warum werden Erzieherinnen und Erzieher nicht besser bezahlt? Wie könnten neue Konzepte zur Kinderbetreuung aussehen? Wie kann die Ausbildung und Anerkennung für Erzieher*innen verbessert werden? Kennen Sie ähnlich schwierige Situationen in der Kita Ihrer Kinder - oder sind Sie zufrieden und wissen Ihre Kinder gut betreut? Sind Sie vielleicht selbst Erzieherin oder Erzieher und können uns Ihre Sicht der Dinge schildern? Wir freuen uns auf Ihre Meinung in der Redezeit!
NDR Info Moderatorin Birgit Langhammer begrüßte als Gäste:
Tim Arndt-Sinner
Deutscher Kita-Verband, Vorsitzender des Landesverbandes Niedersachsen
Sven Gräpel
Vorstand Landeselternausschuss Kindertagesbetreuung, LEA, in Hamburg
Clara Schäper
wissenschaftliche Mitarbeiterin am DIW, Forschungsschwerpunkt Arbeit,- Gender,- und Familienökonomie