Nach IT-Problemen: BSI fordert besseren Schutz vor weiteren Pannen

Stand: 20.07.2024 11:41 Uhr

Nach den weltweiten Computerproblemen normalisiert sich die Lage im Norden. Am Flughafen Hamburg kann es noch zu vereinzelten Verspätungen kommen. Das UKSH in Kiel und Lübeck hat die Systeme wieder hochgefahren.

Nach der globalen IT-Störung durch ein missglücktes Software-Update hat die Präsidentin des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), Claudia Plattner, Maßnahmen angekündigt, um solche Störungen künftig möglichst auszuschließen. Insbesondere gehe es darum, bei den Herstellern noch deutlicher auf die Qualität der Produkte zu achten, sagte Plattner dem Fernsehsender Phoenix. Ursache für die Störungen war offenbar ein fehlerhaftes Update eines IT-Sicherheitssystems des Herstellers Crowdstrike.

Hamburg-Airport: Lage beruhigt sich

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Szene am Flughafen Hamburg: Ein Kind inmitten von Koffern. Es hält einen Kinder-Koffer fest. © Screenshot
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IT-Ausfall sorgt für Verzögerung am Flughafen

Das ganz große Chaos blieb aber aus. Bei Eurowings und Ryanair mussten Tickets von Hand ausgestellt werden. 3 Min

Am Hamburger Flughafen waren am Freitag aufgrund der Computerprobleme 24 Abflüge und 25 Ankünfte gestrichen worden - von jeweils über 180 geplanten. Betroffen waren die Fluggesellschaften Eurowings, Ryanair, Vueling und Turkish Airlines. Die Gesellschaften stellten Tickets dort zeitweise händisch aus. Einige Flüge fielen aus oder starteten verspätet. Am Samstagmorgen beruhigte sich die Lage wieder. Der Flugbetrieb habe sich weitestgehend normalisiert, teilte eine Sprecherin mit. Allerdings sei der Flugplan in Deutschland, Europa und der Welt durcheinandergeraten, sodass Crews und Flugzeuge nicht durchgängig an ihren Einsatzorten seien. Aus diesem Grund könne es noch zu einzelnen Verzögerungen oder Streichungen kommen.

Schleswig-Holstein: Keine OPs an zwei UKSH-Standorten

Wegen der technischen Störungen sagte das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) am Freitag alle geplanten Operationen an den Standorten in Kiel und Lübeck ab. Auch die Ambulanzen blieben zunächst geschlossen. "Die Versorgung der Patientinnen und Patienten im UKSH ist gesichert, ebenso die Notfallversorgung", hieß es. Schon am Freitagnachmittag wurden die Systeme wieder nach und nach hochgefahren. Am Sonnabend erklärte eine UKSH-Sprecherin, dass mittlerweile 98 Prozent der Systeme wieder liefen.

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Zwei Frauen sprechen mit einer Besucherin in der Empfangshalle eines Krankenhauses. © Screenshot
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IT-Störung: UKSH muss Operationen verschieben

Eine weltweite Störung bei einem Software-Update hat die Computer lahmgelegt. Auch der Flughafen in Hamburg war betroffen. 2 Min

Die Kreisverwaltungen in Rendsburg-Eckernförde, Schleswig-Flensburg, Nordfriesland und Pinneberg konnten zwischenzeitlich überhaupt nicht mehr oder nur sehr eingeschränkt arbeiten. Im Kreis Nordfriesland waren unter anderem die Kfz-Zulassungsstellen in Husum und Niebüll betroffen.

Niedersachsen: Mehrere Geschäfte dicht wegen Kassen-Ausfall

In Niedersachsen schloss die Supermarktkette Tegut mehrere Filialen in Göttingen, weil die Kassensysteme nicht funktionierten. Die Bünting Gruppe mit Sitz in Leer war auch betroffen: "Vereinzelt" seien Famila- und Combi-Märkte vorübergehend geschlossen worden, weil die Kassen nicht liefen - unter anderem in Oldenburg. Nach NDR Informationen schickte zudem ein Küchen-Hersteller in Melle die gesamte Belegschaft nach Hause. In Osnabrück waren laut einer Sparkassen-Sprecherin bei ihrem Institut keine Geldabhebungen mit Karten von Visa, American Express und China Union möglich - aber nur wenige Kunden würden diese Karten nutzen.

Auswirkungen und Probleme meldeten auch Continental und der Reisekonzern TUI mit Sitz in Hannover. Flüge seien aber nicht gestrichen worden.

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Keine Störungen in niedersächsischen Flughäfen, Kliniken und Behörden

Der Flughafen Hannover war von der Panne nur indirekt betroffen, weil mehrere Maschinen mit dem ursprünglichen Ziel Berlin stattdessen in Hannover landeten. Auch auf dem Flughafen Münster-Osnabrück (FMO) lief alles weitgehend normal. Zum Glück habe man die Antivirus-Software von Crowdstrike nicht auf den Rechnern, sagte ein Sprecher. Auch am Flughafen Bremen gab es offenbar keine Auswirkungen.

Auch die niedersächsischen Landesbehörden waren von den weltweiten Computerproblemen offenbar nicht betroffen. Das sagte ein Sprecher des Innenministeriums in Hannover. Aus niedersächsischen Kliniken gab es ebenfalls keine Berichte über Computerprobleme, wie ein Sprecher des Gesundheitsministeriums sagte.

Mecklenburg-Vorpommern: Keine IT-Ausfälle in Behörden

Auch in Mecklenburg-Vorpommern schienen die IT-Probleme kaum spürbar. Nach Angaben des Innenministeriums in Schwerin war die Datenverarbeitung der Landesregierung nicht betroffen. Auch die Helios Klinik in Schwerin sowie die Uniklinik Rostock meldeten keine Probleme. Gleiches galt für die Stadtverwaltungen Schwerin und Rostock sowie mehrere Landkreis-Verwaltungen.

Der Flughafen Rostock-Laage teilte lediglich mit, dass ein Flug nach Mallorca mit geringfügiger Verspätung gestartet sei. Der Zugverkehr in MV war nach Angaben eines Bahnsprechers nicht betroffen.

Hamburg: Computerprobleme in einigen Arztpraxen und Apotheken

Schild an einer wegen technischer Probleme geschlossenen Apotheke in Hamburg © Bettina Less/NDR Foto: Bettina Less
Auch einige Apotheken und Arztpraxen in Hamburg hatten am Freitag Computerprobleme.

Einzelne Arztpraxen und Apotheken in Hamburg berichten von Computerproblemen. An einer Apotheke in der Schäferkampsallee beispielsweise hing am Morgen ein Schild auf dem stand: "Geschlossen aufgrund technischer Probleme". Und in einigen Geschäften war nur Barzahlung möglich.

Das Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) hatte hingegen offenbar keine Schwierigkeiten - ebenso die Asklepios-Kliniken. Diese seien zwar Kunde bei Crowdstrike. Man habe das Update aber erstmal über Test-PCs laufen lassen und dann festgestellt, dass es fehlerhaft sei. Daraufhin wurde es nicht eingesetzt.

Auch aus der Hamburger Innenbehörde hieß es, es seien keine gravierenden Störungen bekannt. Polizei und Feuerwehr arbeiteten demnach wie üblich. Der städtische Dienstleister Dataport, der viele IT-Systeme in Hamburgs Verwaltung betreut, konnte ebenfalls keine Probleme feststellen. Und auch Hafenbetriebe und Großunternehmen schienen kaum betroffen.

Manuel Atug von der Arbeitsgruppe Kritische Infrastruktur gibt ein Interview. © Screenshot
AUDIO: Experte Manuel Atug: "IT-Ausfall vermutlich keine Sabotage" (5 Min)

Dieses Thema im Programm:

NDR Info | Aktuell | 20.07.2024 | 08:00 Uhr

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