Hohe Spritpreise: Kaum Aussicht auf Entlastung an den Zapfsäulen
Die Spritpreise sind in diesen Tagen hoch - und sie dürften hoch bleiben. Ein Grund für die gestiegenen Benzin- und Dieselpreise: teures Rohöl. Autofahrer können sparen, wenn sie abends tanken.
Obwohl der Preis zuletzt leicht gesunken ist: Rohöl ist noch immer sehr teuer. So kostet ein Barrel der Sorte Brent, dessen Preis als wichtiger Referenzwert gilt, aktuell rund 84 US-Dollar. Ein Preisniveau, das zuletzt vor knapp einem Jahr erreicht wurde.
Nachfrage nach Rohöl steigt weltweit
Ein wichtiger Grund für die aktuell hohen Preise: die weltweit steigende Nachfrage - vor allem aus China. Das Land bemüht sich, seine aktuell schwächelnde Konjunktur wieder anzukurbeln. So planen Chinas staatliche Raffinerien nach Angaben des Branchenberaters OilChem, die Verarbeitungsraten stark zu erhöhen. Das Öl dafür soll vor allem aus Saudi-Arabien kommen, neue Lieferverträge wurden entsprechend geschlossen.
Saudi-Arabien und Russland haben Fördermengen gedrosselt
Diese steigende Nachfrage trifft aktuell auf eine knappe Fördermenge: Saudi-Arabien hatte vor rund drei Monaten beschlossen, seine Produktion zu reduzieren. Auch Russland kündigte jüngst an, seine Exporte deutlich zu senken.
Diese Preispolitik folge einem finanziellem Kalkül: "Die Ölproduzenten haben gelernt, dass es für sie günstig ist, wenn sie die Ölversorgung knapp halten", erklärt Klaus-Jürgen Gern. Er ist Experte für Rohstoffmärkte am Institut für Weltwirtschaft in Kiel.
Spritpreise trotz kurzer Erholung weiterhin hoch
Der hohe Preis für Rohöl wirkt sich direkt auf den Spritpreis aus. Der ist in den vergangenen Monaten kontinuierlich gestiegen. Das zeigen die Daten für Deutschland und die norddeutschen BundesIänder. Immerhin: Ende September meldete der ADAC, dass Benzin und Diesel wieder etwas billiger geworden sind. Eine kleine Atempause für Autofahrer also - nach den Preissprüngen der letzten Wochen.
Teures Rohöl wirkt sich auf gesamte Wirtschaft aus
Doch nicht nur an den Tankstellen muss tiefer in die Tasche gegriffen werden - das teure Öl dürfte sich zeitnah auf die Wirtschaft insgesamt auswirken. So könnten die Kosten auch in anderen Bereichen, die Preise auch bei anderen Produkten steigen, so Gern.
"Es führt aber auch dazu, dass diejenigen, die jetzt das teurere Benzin wirklich tanken müssen, die ihren Verbrauch nicht einschränken können - die haben weniger Geld für andere Dinge in der Kasse", erklärt Wirtschaftsexperte Gern.
Hohe Benzinpreise hemmen die Nachfrage in anderen Bereichen
So wird vor allem bei Produkten und Dienstleistungen, die eher in der Freizeit stattfinden, weniger ausgegeben. So dürften die Konsumenten voraussichtlich bei Restaurant- und Kinobesuchen sparen, schätzt Gern vom Weltwirtschaftsinstitut. "Da kann man nochmal am ehestern verzichten - ohne dass es gleich knapp wird", sagt er.
Aus seinen Beobachtungen weiß er, dass Konsumenten bei der Nachfrage einen gewissen Spielraum haben: "Wir haben aber auch festgestellt in der Vergangenheit: Gerade wenn die Benzinpreise sehr stark gestiegen sind, dass man doch auch sein Verhalten ändert." So bleiben Arbeitnehmer wieder häufiger im Homeoffice oder fahren insgesamt langsamer - und damit spritsparender.
Abends sind Benzinpreise und Dieselpreise am günstigsten
Nicht nur bei der Fahrweise, auch beim Tanken selbst lässt sich sparen. ADAC-Sprecher Andreas Hölzel erklärt, wie das funktionieren kann: "Wir wissen aus Auswertungen, dass es am Morgen immer am teuersten ist. Da sollte man besser einen Bogen um die Tankstelle machen. Am besten abends zwischen 18 und 22 Uhr tanken - da sind die Preise am niedrigsten", sagt er.
ADAC: Spritpreise dürften hoch bleiben
Trotz dieser Sparmöglichkeiten und dem aktuell leichten Rückgang bei den Spritpreisen, gibt es für Hölzel wenig Grund zur Hoffnung: "Normalerweise ist es so, dass Preisrückgänge beim Öl nicht so direkt und unmittelbar immer bei den Verbrauchern, also bei den Tankstellen ankommen. Andersherum: Wenn der Ölpreis steigt, dann wird das immer sofort an die Autofahrer weitergegeben durch steigende Spritpreise", sagt er. "Von daher - auch wenn der Ölpreis jetzt etwas sinken sollte, sehe ich etwas schwarz, dass dann auch die Spritpreise wieder sinken", sagt Hölzel.
Was den Ölpreis angeht, lässt die Statistik der vergangenen Jahrzehnte hingegen eine Trendwende vermuten: Demnach erreichen die Ölpreise in der ersten Oktoberhälfte ihren Jahreshöhepunkt - bevor sie im Dezember tendenziell dann wieder zurückgehen. Ein leichter Abwärtstrend ist bereits jetzt zu erkennen. Wann Autofahrer jedoch wieder auf günstigere Spritpreise hoffen können, bleibt unklar.