Neu eingebürgerte Hamburger fiebern Bundestagswahl entgegen

Stand: 17.02.2025 17:07 Uhr

Bilal Rashid und Carolina Vásquez Álvarez haben seit ein paar Tagen die deutsche Staatsbürgerschaft und dürfen somit auch zum ersten Mal in Deutschland wählen. Ihnen sind dabei verschiedene Aspekte besonders wichtig.

von Andrea Brack Peña und Marvin Weber

Die beiden Wahl-Hamburger sind Mitte Februar als neue deutsche Staatsbürger im Rathaus begrüßt worden. Beide dürfen bei der Bundestagswahl am kommenden Sonntag zum ersten Mal bei einer Wahl in Deutschland ihre Kreuze setzen.

Wahlrecht als Teil der gelungenen Integration

Der gebürtige Pakistaner Bilal Rashid lebt bereits seit 2017 in Deutschland. Nach dem Abschluss seines Wirtschafts-Masterstudiums in München bekam der heute 33-Jährige einen Job in der Personalabteilung eines großen Unternehmens. Für seine erste Stelle zog er nach Hamburg. Nach einer ziemlich schwierigen Wohnungssuche mit vielen Absagen lebt er nun im Stadtteil Farmsen-Berne in einem Ein-Zimmer-Appartement. Er sei gut integriert, sagt Rashid. Für ihn bedeute Integration aber auch, wählen zu dürfen. Auch deshalb habe er die deutsche Staatsangehörigkeit beantragt. "Ich arbeite bereits seit mehreren Jahren hier und habe mich immer an die Gesetze gehalten. Somit habe ich auch das Recht, mich politisch einzubringen."

Ein Thema, das für Rashid bei der Wahl eine besonders wichtige Bedeutung hat, ist ein Steuersystem, das Arbeitnehmer mehr entlastet. "Die Leute, die viel arbeiten und immer unter Druck sind, die müssen ein Recht haben, mehr zu verdienen und nicht zu viel durch Steuern zu verlieren", sagt er. Auch der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs sowie der Erhalt der freiheitlich demokratischen Grundstrukturen in Deutschland seien für ihn von großer Bedeutung.

Weitere Informationen
Eine Einbürgerungsurkunde der Bundesrepublik Deutschland (l) und ein deutscher Reisepass liegen auf einem Tisch. © picture alliance/dpa | Fernando Gutierrez-Juarez Foto: Fernando Gutierrez-Juarez

Neuer Rekord bei Einbürgerungen in Hamburg

In Hamburg sind 2024 so viele Menschen eingebürgert worden wie noch nie. Auch die Zahl der Anträge für einen deutschen Pass ist stark gestiegen. mehr

Gewisse Vorurteile gibt es nach wie vor

Carolina Vásquez Álvarez aus Chile ist ebenfalls eine der rund 500 Gäste im großen Festsaal des Hamburger Rathauses bei der Einbürgerungsfeier Mitte Februar. Sie ist vor zehn Jahren nach Deutschland gekommen und wohnt hier zusammen mit ihrem Mann und ihrer Tochter. Auch für sie ist der Erhalt der deutschen Staatsbürgerschaft ein bedeutender Moment: "Ich fühle mich ganz gut integriert, aber diese Einbürgerung zu bekommen ist ein großer Schritt. Es ist ganz wichtig für mich, dass ich wählen kann, dass ich integriert bin und dass ich damit ein Teil von Deutschland bin."

Die 44-Jährige arbeitet in Hamburg bei einer Tochterfirma von Siemens und hat den bisherigen Wahlkampf aufmerksam verfolgt. Eine Verschärfung der Debatte, besonders beim Thema Migration, habe sie nicht erlebt, sagt sie. Gegen Vorurteile habe sie aber schon immer ankämpfen müssen. "Hier muss man immer zeigen, dass man gut ist. Wenn man nicht so gut Deutsch spricht, denken manche Leute, dass man nicht gebildet ist." Dennoch fühlt sich Carolina Vásquez Álvarez mittlerweile in Hamburg und in Deutschland heimisch. Mit der Einbürgerungsurkunde nun sogar noch ein Stück mehr. "Für mich ist das ein Traum, weil meine Familie hier lebt."

Wo beide die Kreuze setzen, ist noch unklar

Welche Partei am 23. Februar die Stimmen von Bilal Rashid und Carolina Vásquez Álvarez bekommen, wissen beide noch nicht. Rashid will vor seiner ersten Wahl in Deutschland erst einmal noch die Wahlprogramme der Parteien lesen.

Eine Woche später steht für beide dann bereits der nächste wichtige politische Termin an: die Bürgerschaftswahl in Hamburg, bei der sie auch ihre Kreuze setzen können.

Weitere Informationen
Eine Deutschlandflagge weht hinter einem Wahlkreuz vor dem Bundestag. © fotolia.com Foto: pit24, opicobello

Der Norden wählt: Alle Infos zur Bundestagswahl 2025

Welche Themen bewegen die Wählerinnen und Wähler im Norden? Und wie funktioniert das eigentlich mit der Zweitstimme? Hier die wichtigsten Infos. mehr

Die Vorderseite eines deutschen Passes. © NDR

Deutlich mehr Einbürgerungen in Schleswig-Holstein

Seit Ende Juni gilt das neue Staatsangehörigkeitsgesetz. Dadurch gab es auch im Norden mehr Anträge. mehr

Zwei deutsche Reisepässe. © picture alliance Foto: Karl-Josef Hildenbrand

Einbürgerungen in MV: Mehr Menschen mit deutscher Staatsbürgerschaft

In Mecklenburg-Vorpommern wurden 2024 insgesamt 1.708 Personen eingebürgert und erhielten die deutsche Staatsbürgerschaft. mehr

Ward Hiswani-Zarour. © Screenshot
2 Min

Das erste Mal wählen nach der Einbürgerung

Knapp 6.000 eingebürgerte Menschen in Hamburg durften am Sonntag erstmals zur Wahl. Ward Hiswani-Zarour ist einer von ihnen. 2 Min

Dieses Thema im Programm:

NDR Info | 17.02.2025 | 06:07 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Bundestagswahl

Migration

Ein Smartphone mit einem eingeblendeten NDR Screenshot (Montage) © Colourbox Foto: Blackzheep

NDR Info auf WhatsApp - wie abonniere ich die norddeutschen News?

Informieren Sie sich auf dem WhatsApp-Kanal von NDR Info über die wichtigsten Nachrichten und Dokus aus Norddeutschland. mehr

Eine Frau hält ein Smarthphone in die Kamera, auf dem Display steht "#NDRfragt" © PantherMedia Foto: Yuri Arcurs

#NDRfragt - das Meinungsbarometer für den Norden

Wir wollen wissen, was die Menschen in Norddeutschland bewegt. Registrieren Sie sich jetzt für das Dialog- und Umfrageportal des NDR! mehr

Mehr Nachrichten

Wohngebiet mit Einfamilienhäusern am Stadtrand, Luftbild, Lübeck, Schleswig-Holstein © picture alliance Foto:  imageBROKER | Holger Weitzel

So unterschiedlich sind die Wahlkreise im Norden

Wie die Wahl in einem Wahlkreis ausgeht, hat auch damit zu tun, wie alt die Menschen dort sind und wie sie leben. mehr