Neu eingebürgerte Hamburger fiebern Bundestagswahl entgegen
Bilal Rashid und Carolina Vásquez Álvarez haben seit ein paar Tagen die deutsche Staatsbürgerschaft und dürfen somit auch zum ersten Mal in Deutschland wählen. Ihnen sind dabei verschiedene Aspekte besonders wichtig.
Die beiden Wahl-Hamburger sind Mitte Februar als neue deutsche Staatsbürger im Rathaus begrüßt worden. Beide dürfen bei der Bundestagswahl am kommenden Sonntag zum ersten Mal bei einer Wahl in Deutschland ihre Kreuze setzen.
Wahlrecht als Teil der gelungenen Integration
Der gebürtige Pakistaner Bilal Rashid lebt bereits seit 2017 in Deutschland. Nach dem Abschluss seines Wirtschafts-Masterstudiums in München bekam der heute 33-Jährige einen Job in der Personalabteilung eines großen Unternehmens. Für seine erste Stelle zog er nach Hamburg. Nach einer ziemlich schwierigen Wohnungssuche mit vielen Absagen lebt er nun im Stadtteil Farmsen-Berne in einem Ein-Zimmer-Appartement. Er sei gut integriert, sagt Rashid. Für ihn bedeute Integration aber auch, wählen zu dürfen. Auch deshalb habe er die deutsche Staatsangehörigkeit beantragt. "Ich arbeite bereits seit mehreren Jahren hier und habe mich immer an die Gesetze gehalten. Somit habe ich auch das Recht, mich politisch einzubringen."
Ein Thema, das für Rashid bei der Wahl eine besonders wichtige Bedeutung hat, ist ein Steuersystem, das Arbeitnehmer mehr entlastet. "Die Leute, die viel arbeiten und immer unter Druck sind, die müssen ein Recht haben, mehr zu verdienen und nicht zu viel durch Steuern zu verlieren", sagt er. Auch der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs sowie der Erhalt der freiheitlich demokratischen Grundstrukturen in Deutschland seien für ihn von großer Bedeutung.
Gewisse Vorurteile gibt es nach wie vor
Carolina Vásquez Álvarez aus Chile ist ebenfalls eine der rund 500 Gäste im großen Festsaal des Hamburger Rathauses bei der Einbürgerungsfeier Mitte Februar. Sie ist vor zehn Jahren nach Deutschland gekommen und wohnt hier zusammen mit ihrem Mann und ihrer Tochter. Auch für sie ist der Erhalt der deutschen Staatsbürgerschaft ein bedeutender Moment: "Ich fühle mich ganz gut integriert, aber diese Einbürgerung zu bekommen ist ein großer Schritt. Es ist ganz wichtig für mich, dass ich wählen kann, dass ich integriert bin und dass ich damit ein Teil von Deutschland bin."
Die 44-Jährige arbeitet in Hamburg bei einer Tochterfirma von Siemens und hat den bisherigen Wahlkampf aufmerksam verfolgt. Eine Verschärfung der Debatte, besonders beim Thema Migration, habe sie nicht erlebt, sagt sie. Gegen Vorurteile habe sie aber schon immer ankämpfen müssen. "Hier muss man immer zeigen, dass man gut ist. Wenn man nicht so gut Deutsch spricht, denken manche Leute, dass man nicht gebildet ist." Dennoch fühlt sich Carolina Vásquez Álvarez mittlerweile in Hamburg und in Deutschland heimisch. Mit der Einbürgerungsurkunde nun sogar noch ein Stück mehr. "Für mich ist das ein Traum, weil meine Familie hier lebt."
Wo beide die Kreuze setzen, ist noch unklar
Welche Partei am 23. Februar die Stimmen von Bilal Rashid und Carolina Vásquez Álvarez bekommen, wissen beide noch nicht. Rashid will vor seiner ersten Wahl in Deutschland erst einmal noch die Wahlprogramme der Parteien lesen.
Eine Woche später steht für beide dann bereits der nächste wichtige politische Termin an: die Bürgerschaftswahl in Hamburg, bei der sie auch ihre Kreuze setzen können.
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