Christiane Uebing © NDR/ Foto: Christian Spielmann
Christiane Uebing © NDR/ Foto: Christian Spielmann
Christiane Uebing © NDR/ Foto: Christian Spielmann
AUDIO: Kommentar: Scholz sollte Weg freimachen für anderen Kandidaten (3 Min)

Kommentar: "Scholz kann nun zeigen, dass er nicht am Amt klebt"

Stand: 13.11.2024 06:08 Uhr

Deutlich früher als ursprünglich geplant wird Olaf Scholz am 16. Dezember die Vertrauensfrage stellen. Aber sollte der Kanzler nun nicht auch den Weg frei machen für einen anderen Kandidaten?

Ein Kommentar von NDR Info Aktuell-Chefin Christiane Uebing

Christiane Uebing © NDR/ Foto: Christian Spielmann
Deutschland könne sich keine Hängepartei leisten, meint Christiane Uebing.

Olaf Scholz stellt die Vertrauensfrage noch vor Weihnachten, ganz wie von Friedrich Merz gefordert. Das ist für die Union und ihre Wahlstrategen eine gute Nachricht, aber auch für die Bürgerinnen und Bürger. Nicht nur, weil sich Deutschland keine lange Hängepartie leisten kann - angesichts der wirtschaftlichen Herausforderungen und des Machtwechsels in den USA. Sondern auch, weil sich die Mehrheit eine zügige Neuwahl wünscht.

Weiteres Termin-Tauziehen hätte öffentliche Debatte vergiftet

Dass es für Olaf Scholz zu dieser Korrektur des Zeitplans keine Alternative gab, zeichnete sich in den vergangenen Tagen ab. Denn das weitere Tauziehen um die Terminierung der Vertrauensfrage hätte die öffentliche Debatte vergiftet, extremen Parteien weiter Auftrieb gegeben und so der Demokratie geschadet. Es hätte einen Kompromiss auf wichtigen politischen Feldern, wie beim Gesetzesvorhaben zur Stärkung des Bundesverfassungsgerichts, unmöglich gemacht. Und es hätte so maßgeblich den Parteien der Mitte, also auch der SPD, geschadet.

Möchte Scholz enden wie Joe Biden in den USA?

Doch was heißt das jetzt für Olaf Scholz? Und wie sollte sich die SPD zu ihm verhalten? Scholz selbst sollte sich fragen, ob er so enden möchte wie Joe Biden in den USA, von dem viele Demokraten sagen, er habe den Weg für Kamala Harris zu spät frei gemacht. Und die SPD? Sie sollte zumindest kurz innehalten, ob sie mit einem Kanzler ins Rennen gehen will, mit dessen Regierungsarbeit weniger als ein Viertel der Bürger zufrieden ist.

Pistorius kann auch "Staatsmann"

Zumal es ja nicht so ist, dass die SPD keine anderen Kandidaten hätte: Lars Klingbeil wird in dieses Rennen wohl nicht mehr einsteigen. Aber mit Boris Pistorius, dem derzeit beliebtesten Politiker, hätte die SPD einen Kandidaten, der erst am Dienstag beim Bundeswehr-Gelöbnis in Hannover gezeigt hat, dass er auch "Staatsmann" kann; wenngleich er zumindest nicht aktiv in die erste Reihe drängt.

Scholz hat zuletzt immer wieder betont, er klebe nicht am Amt. Genau das kann er nun zeigen und den Weg frei machen für einen neuen Kandidaten. Die Wahlstrategen in der Union würde eine Kandidatur von Boris Pistorius mit Sicherheit nervös machen. Und sie würde die Chancen der SPD auf ein respektables Ergebnis bei der Neuwahl Ende Februar erhöhen.

Anmerkung der Redaktion: Liebe Leserin, lieber Leser, die Trennung von Meinung und Information ist uns besonders wichtig. Meinungsbeiträge wie dieser Kommentar geben die persönliche Sicht der Autorin/des Autors wieder. Kommentare können und sollen eine klare Position beziehen. Sie können Zustimmung oder Widerspruch auslösen und auf diese Weise zur Diskussion anregen. Damit unterscheiden sich Kommentare bewusst von Berichten, die über einen Sachverhalt informieren und unterschiedliche Blickwinkel möglichst ausgewogen darstellen sollen.

Weitere Informationen
Mitglieder der Partei Freie Wähler stehen in Hamburg an einem Wahlkampf-Stand. © NDR Info Foto: Anina Pommerenke

Neuwahl schon im Februar: "Das ist ein riesiger Kraftakt"

Die vorgezogene Bundestagswahl macht vor allem kleineren Parteien zu schaffen - auch im Norden. Wie gehen sie mit den Herausforderungen um? mehr

Blick in das Plenum des Bundestags bei der Regierungsbefragung. © Kay Nietfeld/dpa

Neuwahl des Bundestags am 23. Februar: Positive Reaktionen aus dem Norden

Seit dem Ampel-Aus wurde über den Termin für die Neuwahl des Bundestags gestritten. Union und SPD haben den 23. Februar vorgeschlagen. mehr

Bundeskanzler Olaf Scholz gibt eine Pressestatement ab. © picture alliance/dpa | Kay Nietfeld

Hamburger SPD-Politiker fordern Scholz zu Rückzug auf

Die beiden Hamburger SPD-Politiker Schreiber und Stoberock fordern den Bundeskanzler auf, nicht erneut zu kandidieren. Sie sprechen sich für Boris Pistorius aus. mehr

Nils Weiland von der SPD in Hamburg. © Screenshot
6 Min

Hamburgs SPD-Chef: "Wir unterstützen Olaf Scholz als Kandidat"

Nachdem zwei SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Boris Pistorius als Kanzlerkandidaten gefordert hatten, widerspricht ihnen Nils Weiland. 6 Min

Dieses Thema im Programm:

NDR Info | Kommentar | 13.11.2024 | 06:27 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

SPD

Bundestagswahl

Ein Smartphone mit einem eingeblendeten NDR Screenshot (Montage) © Colourbox Foto: Blackzheep

NDR Info auf WhatsApp - wie abonniere ich die norddeutschen News?

Informieren Sie sich auf dem WhatsApp-Kanal von NDR Info über die wichtigsten Nachrichten und Dokus aus Norddeutschland. mehr

Eine Frau schaut auf einen Monitor mit dem Schriftzug "#NDRfragt" (Montage) © Colourbox

#NDRfragt - das Meinungsbarometer für den Norden

Wir wollen wissen, was die Menschen in Norddeutschland bewegt. Registrieren Sie sich jetzt für das Dialog- und Umfrageportal des NDR! mehr

Mehr Nachrichten

Mitglieder der Partei Freie Wähler stehen in Hamburg an einem Wahlkampf-Stand. © NDR Info Foto: Anina Pommerenke

Neuwahl schon im Februar: "Das ist ein riesiger Kraftakt"

Die vorgezogene Bundestagswahl macht vor allem kleineren Parteien zu schaffen - auch im Norden. Wie gehen sie mit den Herausforderungen um? mehr