Gelöbnis in Hannover: Pistorius will Bundeswehr sichtbarer machen
Rund 230 Rekruten haben am Dienstag erstmals ein feierliches Gelöbnis in Hannover abgelegt. Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) äußerte sich am Rande der Veranstaltung zu einer möglichen Kanzlerkandidatur.
Seit 69 Jahren legen Rekrutinnen und Rekruten am 12. November - dem zentralen Gedenktag der Bundeswehr - in der Öffentlichkeit ihr Gelöbnis ab. An diesem Tag schwören oder geloben sie "das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen". Zum ersten Mal fand die Veranstaltung in Hannover statt - auf Wunsch von Verteidigungsminister Boris Pistorius. Er kündigte an, dass die Feierlichkeit in Zukunft nicht mehr nur in der Bundeshauptstadt, sondern auch in verschiedenen Städten in ganz Deutschland abgehalten werden soll. Mit den öffentlichen Gelöbnissen wie in Hannover möchte Pistorius nach eigenen Angaben die Bundeswehr sichtbarer machen.
Gesprächsrunde mit Ministerpräsident Weil und OB Onay
Auch Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) war bei den Feierlichkeiten. Nach dem Gelöbnis gab es eine Gesprächsrunde mit Schülerinnen und Schülern, an der neben Pistorius auch Oberbürgermeister (OB) Belit Onay (Grüne) teilnahm. Thema dabei soll unter anderem die Zukunft des Wehrdienstes gewesen sein.
Gelöbnis wird von Protest begleitet
Die Veranstaltung in Hannover stieß auch auf Widerstand. Die Linke hatte in der Nähe zu einer Kundgebung gegen eine Militarisierung der Gesellschaft aufgerufen. Zudem riefen Demonstranten am Rande des Festakts "Kriegstreiber" und "Kein Mensch, kein Cent der Bundeswehr, nicht unser Krieg, nicht unser Militär". Verteidigungsminister Pistorius sagte dazu, dass sich die Soldaten mit dem Gelöbnis verpflichten, das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes zu verteidigen. Das umfasse auch das Recht eines jeden Menschen in Deutschland, demonstrieren zu dürfen. Als Reaktion auf die Nebenrufe sagte Ministerpräsident Weil zu den Soldaten, dass die große Mehrheit der Gesellschaft hinter ihnen stehe.
Genaue Vorschriften der Bundeswehr: Ablauf des Gelöbnisses
Der genaue Ablauf und Wortlaut der Befehle beim Gelöbnis sind durch Vorschriften der Bundeswehr vorgegeben. Nach den Reden und Grußworten folgt der eigentliche Eid. Beim Fahneneid tritt eine Abordnung der Rekruten vor, um stellvertretend für alle neuen Soldatinnen und Soldaten den Eid an der Truppenfahne abzulegen. Im Anschluss wird die Nationalhymne gespielt. Das Gelöbnis symbolisiert das Bekenntnis der Bundeswehr zur demokratischen Grundordnung und unterstreicht die Verpflichtung der Soldatinnen und Soldaten gegenüber der Verfassung und dem deutschen Volk. Es markiert auch die Aufnahme in die militärische Gemeinschaft und findet meist gegen Ende der dreimonatigen Grundausbildung statt. Die Zeremonie endet mit dem Ausmarsch der Ehrenformation.
Pistorius hält sich bei Kanzlerfrage weiter zurück
Am Rande des Termins sagte Pistorius dem NDR Niedersachsen zu einer möglichen Kanzlerkandidatur: "Wir haben einen guten Bundeskanzler und der ist der designierte Kanzlerkandidat." Er höre niemanden in der Partei, von wenigen Ausnahmen abgesehen, etwas anderes sagen, so Pistorius. Auf seine seit Monaten hohen Beliebtheitswerte angesprochen antwortete er, dass solche Werte vergänglich seien. "Sie sagen etwas aus über die Beliebtheit desjenigen, über den gefragt wird, aber deswegen heißt das noch lange nicht, dass er Kanzlerkandidat werden muss, soll oder darf oder möchte. Das steht im Augenblick nicht zur Debatte."