Anna Rempel im Videotelefonat mit Andrij Selezkij © NDR Foto: Lennart Banholzer
Anna Rempel im Videotelefonat mit Andrij Selezkij © NDR Foto: Lennart Banholzer
Anna Rempel im Videotelefonat mit Andrij Selezkij © NDR Foto: Lennart Banholzer
AUDIO: Die Lage in der Ukraine nach fast drei Jahren Krieg (11 Min)

Hamburger Verein ringt um Spenden für die Ukraine

Stand: 21.12.2024 10:00 Uhr

Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine dauert nun seit fast drei Jahren an. Viele Menschen sind auf Hilfe angewiesen. In Deutschland rufen deshalb kleine und große Hilfsorganisationen zu Spenden auf. Aber finden sie nach Jahren des Kriegs noch Gehör?

von Lennart Banholzer und Sonja Puhl

In Hamburg ist Anna Rempel ständig im Gespräch mit ihren Kontaktpersonen in der Ukraine. Sie will erfahren, was benötigt wird, was sie mit ihrem Hamburger Verein der deutsch-ukrainischen Zusammenarbeit "Feine Ukraine" besorgen und beitragen kann. Einer dieser Kontakte ist Andrij Selezkij. Er leitet die Verwaltung eines Kreises, der direkt an der Frontlinie liegt: Novovoronzovka in der Oblast Cherson im Süden der Ukraine.

Rempel und ihr Verein haben vor Kurzem wieder einmal mehr als 5.000 Euro Spenden gesammelt - für ein sicheres Evakuierungsfahrzeug. Denn Selezkij ist für viele kleine Ortschaften zuständig, die immer wieder von Artillerie-Granaten oder Drohnen angegriffen werden. Nach einem neuen Angriff muss er Leute dorthin schicken, um Zivilisten zu retten, die verletzt wurden oder ihr Zuhause verloren haben. Dafür brauchten sie dringend ein gepanzertes Auto, erklärt Rempel: "Das sind Geschichten, die können nicht warten. Wenn sie kein Fahrzeug haben, um Menschen zu evakuieren, bedeutet das, dass die Menschen dort bleiben müssen."

"Das Auto ist schon 20 Mal attackiert worden"

Evakuierungsfahrzeug in der Ukraine © Hamburg Verein der deutsch-ukrainischen Zusammenarbeit "Feine Ukraine"
Mit gepanzerten Fahrzeugen werden Zivilisten aus umkämpften Gebieten der Ukraine in Sicherheit gebracht.

Selezkij sagt, das Auto sei eine große, schnelle Hilfe. Wenn er versucht hätte, es über staatliche Stellen zu bekommen, hätte das Jahre gedauert. Doch nun hat sich herausgestellt: Selbst mit dem gepanzerten Fahrzeug aus Hamburg sind die Evakuierungen noch immer lebensgefährlich: "Das Auto ist schon 20 Mal attackiert worden. Aber dank der Panzerung und dank der Fähigkeiten der Fahrer wurde niemand verletzt - und auch das Auto zum Glück nicht beschädigt." 

Jetzt will der Verein der deutsch-ukrainischen Zusammenarbeit erneut helfen: Das Fahrzeug soll mit einem Störsender gegen Drohnenangriffe geschützt werden. Auch dafür müssen wieder Spenden her. Doch die zu generieren, ist schwierig geworden. "Das Sammeln läuft zäh - wie im Grunde alle Sammelaktionen in den vergangenen eineinhalb Jahren. Was auf der einen Seite natürlich verständlich ist. Aber auf der anderen Seite haben wir keinen anderen Ausweg. Wir müssen sammeln, sonst können wir die Geräte nicht anschaffen", beschreibt Rempel die Schwierigkeiten. Der Verein ruft auf seiner Webseite zum Spenden auf und telefoniert mögliche Großspender ab.

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 Spendenbereitschaft für Ukraine sinkt

Auch andere Hilfsorganisationen berichten von einem Rückgang der Spenden-Bereitschaft, so etwa das deutschlandweite Bündnis "Aktion Deutschland hilft", in dem große Organisationen wie zum Beispiel die Johanniter und die Malteser Mitglieder sind. Während 2022 bei dem Bündnis noch mehr als 250 Millionen Euro für die Ukraine-Hilfe zusammenkamen, waren es in diesem Jahr bisher nur etwa zehn Millionen Euro.

Jan Brockhausen von "Aktion Deutschland hilft" würde nicht sagen, dass die Spender müde sind: "Es ist normal, dass nach Ausbruch einer Krise der Höhepunkt relativ oft am Anfang ist, was Spenden-Eingänge angeht, und dann kontinuierlich abnimmt. Aber dass wir immer noch - und in diesem Jahr schon wieder - zehn Millionen Euro für die Menschen in der Ukraine sammeln konnten, ist schon herausragend."

Außerdem gibt er zu bedenken: Ein prall gefüllter Spendentopf bei Beginn einer Krise ermögliche eine langfristige Hilfsplanung. Denn das Geld werde nicht auf einmal ausgegeben - gerade auch, weil sich der Bedarf sehr schnell ändern könne. Wichtig ist aus Brockhausens Sicht, dass die Hilfe dort ankommt, wo sie gebraucht wird - etwa in Gegenden wie Novovoronzovka direkt an der Frontlinie. 

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