Große Preissprünge: Warum Wärmepumpen immer teurer werden
Die Diskussion um das neue Heizungsgesetz ist in vollem Gange - und die Nachfrage nach alternativen Wärmequellen wie Wärmepumpen boomt. Gleichzeitig kommt es zu großen Preissprüngen und langen Lieferzeiten.
Martin Hennig aus dem niedersächsischen Cloppenburg besitzt ein Einfamilienhaus. Er interessierte sich bereits im vergangenen Sommer für den Einbau einer Wärmepumpe, hat sein Haus doch mit Fußbodenheizung und Solaranlage auf dem Dach beste Voraussetzungen. Ein erster Kostenvoranschlag belief sich auf knapp 18.500 Euro. Abzüglich der staatlichen Förderung war der 57-Jährige bereit, Mehrkosten in Höhe von etwa 4.000 Euro im Vergleich zu einer neuen Gasheizung zu tragen.
Doch als das Projekt Anfang dieses Jahres angegangen werden sollte, schockierte den Hausbesitzer ein neuer Kostenvoranschlag. "Als das Angebot im Postkasten war und ich den Brief aufmachte, musste ich mich erst mal hinsetzen: 30.000 Euro", sagte Henning.
"Preissteigerungen bei Herstellern und bei Handwerkern"
Dies ist kein Einzelfall, wie Dirk Brise, Geschäftsführer vom Marktforschungsunternehmen trend.research bestätigt. Er beobachtet den Wärmepumpen-Markt schon seit vielen Jahren. "Es gibt mehr Nachfrage als Angebot. Das führt zu recht extremen Preissprüngen bei den Wärmepumpen - übrigens nicht nur auf der Hersteller-Seite, sondern auch auf der Handwerker-Seite", so Brise.
Aber auch unterbrochene Lieferketten während und nach der Corona-Pandemie hätten die Preise getrieben. Das bestätigt Sebastian Albert, Leiter des Produkt- und Dienstleistungsmanagements beim Heizungs- und Wärmepumpen-Bauer Vaillant. "Der Ukrainekrieg, einhergehend mit gestiegenen Energiepreisen und mit verteuerten Rohmaterialien, führt auf unserer Seite - auf der Hersteller-Seite - zu Verteuerungen."
Wirken Förderprogramme preistreibend?
Nicht beurteilen könne er die Preisentwicklungen bei der Installation und dem Großhandel: "Was beim Endkunden ankommt, ist ja ein Leistungsbündel aus unterschiedlichen Stufen", erklärte Albert. Kurzfristige Preiserhöhungen aufgrund der gestiegenen Nachfrage habe es aber nicht gegeben. Vielmehr gebe es eine langfristige Preisbindung zum Handel, so Albert.
Marktforscher Briese sieht noch weitere Faktoren, die zu Preissteigerungen geführt haben: "Was auch preistreibend wirkt, sind die Förderprogramme. Wenn es Förderprogramme gibt, sind die Nachfrager vielleicht nicht ganz so preisempfindlich, weil sie einen Teil gefördert bekommen. Das nutzen die Anbieter, seien es die Hersteller oder die Handwerker, dann schon mal aus."
Statt neuer Wärmepumpe nun Ersatzteil-Lager für Gasheizung
Ob Hersteller, Großhandel oder Handwerk die Preise angehoben haben, ist Martin Hennig aus Cloppenburg egal. Er lässt erst einmal keine Wärmepumpe installieren. Von der Idee, stattdessen kurzfristig noch eine neue Gasheizung zu kaufen, ist er allerdings auch wieder abgerückt: "Du brauchst ein Gebläse, du brauchst einen Wärmetauscher und du brauchst Platinen. Die gibt es noch auf dem Markt für unsere Anlage. Die werde ich mir wahrscheinlich für circa 2.000 Euro kaufen und werde sie auf den Dachboden legen. Und wenn die Heizung kaputt ist, werden die eingebaut."
Fast alle Hersteller fahren im Moment ihre Produktionskapazitäten für Wärmepumpen hoch. Und auch asiatische Hersteller drängen zunehmend auf den deutschen Markt. Experten rechnen damit, dass deshalb die Preise für Wärmepumpen in spätestens zwei Jahren deutlich sinken werden.