Verbot von fluorierten Kältemitteln: Hilfe für das Klima?
Die Europäische Union will klimaschädliche Kältemittel verstärkt vom Markt nehmen. Diese befinden sich aber auch häufig in Wärmepumpen. Hilft oder schadet die EU-Regulierung dem Klima?
Tetrafluorethan, Pentafluorethan und Difluormethan sind typische fluorierte Gase, auch bekannt als F-Gase oder Fluorkohlenwasserstoffe. Diese Treibhausgase sind bis zu 24.000 Mal klimaschädlicher als CO2. Als es in den 1980er-Jahren erst einmal darum ging, die ozonschädigenden Fluorchlorkohlenwasserstoffe zu verbieten, nutzte man die F-Gase als Ersatz - unter anderem in der Kälte- und Klimatechnik.
Bereits seit 2014 gibt es eine EU-Verordnung, damit diese Kältemittel bis 2050 nicht mehr erhältlich sind. Das EU-Parlament und der Rat verhandeln diesen Sommer über verschärfte Vorschriften: In vielen Sektoren sollen diese fluorierten Gase schon bis Ende dieses Jahrzehnts nicht mehr verbaut werden.
Kältemittel in Kälteanlagen und Wärmepumpen
Viele Experten gehen davon aus, dass sich die vom EU-Parlament geforderte Verschärfung durchsetzt. Denn fluorierte Kältemittel sind für 2,5 Prozent der Treibhausgasemissionen der EU verantwortlich. Aber momentan sind sie noch in den meisten Kälteanlagen, also zum Beispiel in Klimaanlagen und Kühlschränken, verbaut. Besonders problematisch für den Klimaschutz ist, dass sie sich auch in vielen Wärmepumpen befinden, die noch mehr gefördert werden. Die EU-Regulierung sieht allerdings nicht vor, dass alle Geräte, die mit fluorierten Kältemitteln betriebenen sind, ausgetauscht werden müssen. Bei Wärmepumpen besteht sogar die Möglichkeit eines Sonderkontingents.
Mögliche Auswirkung der Verknappung
Trotzdem könnte die Verknappung an Kältemitteln bedeuten, dass Ersatz für Anlagen fehlt, sagt André Kremonke. Er forscht im Bereich Gebäudeenergietechnik an der Technischen Universität Dresden. Besonders problematisch seien diese Havariefälle in Rechenzentren und Krankenhäusern. Kremonke befürchtet auch, dass die angestrebte Verordnung den Umstieg auf Wärmepumpen behindert. Denn Verbraucher könnten wieder eher auf veraltete Technik wie Öl- und Gasheizungen setzen.
Treibhauseffekt bei Leckagen
Die fluorierten Gase haben auch nicht per se einen Treibhauseffekt, sondern erst, wenn sie auf Grund von Leckagen aus den Anlagen entweichen. Dies sei ohnehin sehr selten und verringert sich laut Ingenieur André Kremonke weiterhin.
Alternative Kältemittel
Trotzdem will auch Kremonke in Zukunft fluorierte Kältemittel durch Stoffe wie Ammoniak oder Propan ersetzen, die um ein Vielfaches weniger klimaschädlich sind. Diese werden als natürliche Kühlmittel bezeichnet, obwohl sie ebenfalls industriell gewonnen werden. Aber da natürliche Gase einen anderen Siededruck haben, können die Kühlmittel in den Anlagen nicht einfach ausgetauscht werden. Denn natürliche Gase kühlen erst unter mehr Druck und dafür sind die mit fluorierten Gasen betriebenen Anlagen nicht ausgelegt. Die Herstellung komplett neuer Anlagen hat aber wiederum einen hohen CO2-Fußabdruck.
Auch Experten fordern, dass fluorierte Kühlmittel auf lange Sicht nicht mehr verwendet werden. Die jetzige Verordnung sei aber zu abrupt.