Energetische Gebäude-Sanierung: Förderung und Fallstricke
Der Betrieb von Gebäuden, also vor allem Heizung und Warmwasser, verursacht in Deutschland fast ein Drittel aller CO2-Emissionen. Eigentümer sehen sich bei der Sanierung mit für viele schwer durchschaubaren staatlichen Förderungen konfrontiert.
Sowohl die Bundesregierung als auch die EU erhöhen gerade den Druck auf Eigentümer, ihre Häuser zu sanieren. Viele Hausbesitzer sind bereit, einen Beitrag zu leisten, aber sie fragen sich: Womit fange ich am besten an und welche staatlichen Förderungen gibt es? Denn wer sich zum ersten Mal mit Themen wie der Dämmung des Dachs, dem Austausch von Fenstern oder gar der Heizung beschäftigt, dem graut es schnell vor den damit verbundenen Kosten, dem Vergleich von Kreditkonditionen und dem schon fast sprichwörtlichen Förderdschungel in Deutschland.
Energieberater: Zwei Möglichkeiten der Förderung
Aus dem Mund von Manfred Kelting, zweitem Vorsitzenden des Verbandes der Energieberater "GIH Nord", klingt dagegen alles recht übersichtlich: "Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten der Förderung: einmal über die KfW. Die fördert Häuser in einer Gesamtsanierung zu einem Effizienzhaus mit verschiedenen Stufen. Die zweite Möglichkeit ist über die BAFA. Die BAFA fördert Einzelmaßnahmen per Zuschuss."
KfW bietet bis zu 150.000 Euro Kredit zu guten Konditionen
Zunächst scheinen die Angebote der KfW, der Kreditanstalt für Wiederaufbau, auch sehr attraktiv: Über sie kann man bis zu 150.000 Euro Kredit bekommen und muss im besten Fall nur 40 Prozent davon zurückzahlen. Im besten Fall heißt, wenn man für ein sehr altes und Energie-ineffizientes Haus den Goldstandard anstrebt. Aber: "Da gehört schon einiges an Aufwand zu", warnt Kelting. "Sie müssen im Prinzip das Dach, die Fenster, die Außenwand und auch die Kellerdecke anfassen - und eine Heizungstechnik auf Basis von erneuerbaren Energien machen." All das zusammengenommen lägen die Baukosten schnell bei 250.000 Euro, also 100.000 Euro höher als der maximale KfW-Kredit.
BAFA fördert Einzelmaßnahmen
Wer das hört, verzagt dann vielleicht doch und kommt zurück auf die BAFA, die Bundesanstalt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle, die Einzelmaßnahmen fördert. Aber wie viel Geld gibt es wofür und womit sollte man anfangen? Energieberater Kelting empfiehlt folgendes Vorgehen: "Machen Sie einen iSFP, einen sogenannten Individuellen Sanierungsfahrplan. Der zeigt Ihnen komplett auf, welche Sanierungsvarianten es gibt, welche Möglichkeiten man hat und welche Kosten dahinterstecken." Der iSFP zeigt visuell aufbereitet den energetischen Ist-Zustand des Gebäudes und das Einsparpotenzial mit möglichen Maßnahmen.
Kosten für Gutachten von Energieberater werden staatlich bezuschusst
So ein Gutachten vom Energieberater koste um die 2.500 bis 3.000 Euro, sagt Kelting. Aber für Ein- und Zweifamilienhäuser können man 1.300, für Mehrfamilienhäuser 1.700 Euro als Zuschuss vom Staat bekommen. Der Energieberater mache alles komplett fertig, erklärt Kelting: "Der Bauherr braucht sich darum im Prinzip nicht kümmern. Und das Gutachten hat nachher eine klare Aussage: Sanierung in Schritten und als Endziel steht da beispielsweise so ein Energieeffizienzhaus. Das kann vorher besprochen werden. Und der Eigentümer ist zu nichts verpflichtet." Der Energieberater könnte dann auch schauen, welche zusätzlichen Fördermöglichkeiten es noch vom jeweiligen Bundesland gibt und die Anträge ausfüllen.
Was machen Energie-Berater?
Energieeffizienz-Experten einzubinden, ist bei vielen Maßnahmen vorgeschrieben, wenn Hausbesitzer staatliche Förderung erhalten möchten. Zum Beispiel beim Tausch von Fenstern, neuer Dämmung, dem Einbau von Lüftungsanlagen oder Maßnahmen am Gebäudenetz. Will man einen Antrag ohne Energieexperten stellen, geht das nur, wenn eine bestehende Heizung optimiert werden oder beispielsweise Wärmepumpen oder Solaranlagen eingebaut werden sollen. Will man mehrere Maßnahmen fördern lassen, aber für nur eine der geplanten Bauten ist ein Experte erforderlich, muss man den Experten in den kompletten Förderantrag einbinden. Antragsberechtigte Energie-Experten lassen sich bei der Deutschen Energie-Agentur finden.
Wo gibt es unverbindliche Beratung?
Doch auf einen Termin mit den für Förderanträge nötigen Beratern müssen Interessenten mehrere Monate warten. Energieberater Kelting spricht sogar von gut einem Jahr. Das kann Hausbesitzer abschrecken, besonders, wenn es schnell gehen soll.
Unverbindliche Beratung zu allem rund um Energiesparen, Technik und Fördermöglichkeiten bietet die Energieberatung der Verbraucherzentralen. Sie kann per Telefon, online oder vor Ort stattfinden. Zudem kann ein Berater für Kosten von 30 Euro nach Hause kommen.
Eigentümerverband: Staatliche Förderung reicht nicht aus
Matthias zu Eicken vom Eigentümerverband Haus und Grund bemängelt, die staatliche Förderung reiche bislang bei Weitem nicht aus: "Wir haben das letztes Jahr erlebt - großes Förderchaos gerade in den Programmen zur Gebäudesanierung -, dass da das Geld ausgelaufen ist und dann zwar Haushaltsmittel nachgeschoben wurden, aber die in wenigen Wochen auch wieder weg waren." Haushaltsmittel wären vor allem an kommunale und private Wohnungsbaugesellschaften gegangen, weil die schneller bei der Antragstellung gewesen seien, schneller als der Private sein könne. Deshalb fordert Haus und Grund, passend zu den gesetzlichen Klimaschutz-Vorgaben auch einen Rechtsanspruch auf Förderung einzuführen. Mit den steigenden Baukosten und dem Handwerkermangel sei eine Sanierung für den einzelnen Hausbesitzer schon herausfordernd genug, findet zu Eicken.