Corona-Chronologie: April 2020
Ostern wird unter Corona-Bedingungen gefeiert. Obwohl das Wetter gut ist, zeigen sich die Norddeutschen diszipliniert und halten sich bei Spaziergängen und Radtouren überwiegend an die Kontaktbeschränkungen und Abstandsgebote. Da die Pandemie im Norden an Tempo verliert, gibt es im April bereits wieder erste Lockerungen, einige Geschäfte dürfen wieder öffnen. Dafür kommt überall die Maskenpflicht. Die Ereignisse im April im Überblick.
Länder nehmen neue Schulden auf - Kontaktsperren verlängert
- Die Hamburgische Bürgerschaft macht den Weg frei für 1,5 Milliarden Euro neue Schulden im Haushalt 2020/2021. Der Landtag von Mecklenburg-Vorpommern beschließt im Eilverfahren einen Nachtragshaushalt in Höhe von 1,1 Milliarden Euro zur Sicherung von Unternehmen und Arbeitsplätzen.
- Die Kontaktsperren in ganz Deutschland werden vorerst bis zum 19. April verlängert.
Bußgeldkataloge kommen - Erntehelfer dürfen einreisen
- Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg erlassen einen Bußgeldkatalog bei Verstößen gegen Corona-Auflagen. Einen Tag später folgt in Schleswig-Holstein eine entsprechende Regelung. Niedersachsen legt am 8. April nach.
- Deutschland erlaubt für April und Mai die begrenzte Einreise von Erntehelfern aus Osteuropa.
- Die Zahl der nachgewiesenen Infektionen mit dem Coronavirus hat nach Berechnungen der Johns-Hopkins-Universität die Marke von einer Million weltweit überschritten. In Norddeutschland liegt die Zahl der bestätigten Infektionen laut den Landesbehörden bei knapp 10.000.
Daten zeigen: Schutzmaßnahmen wirken
- In Niedersachsen öffnen nach zwei Wochen wieder die Baumärkte - unter strengen Hygiene- und Abstandsregeln.
- NDR Datenjournalisten finden heraus, dass sich die Geschwindigkeit, mit der sich das neuartige Coronavirus ausbreitet, nur eine Woche nach Inkrafttreten verschärfter Kontaktbeschränkungen in Norddeutschland halbiert hat. Das ergeben Berechnungen auf Basis von Fallzahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) bis zum 29. März.
Mehr als 100.00 Infizierte bundesweit - NDR startet After Corona Club
- In Deutschland gibt es erstmals mehr als 100.000 Infizierte.
- Was macht die Corona-Krise mit uns? Mit unserer Gesellschaft? Mit unserer Welt? Noch stecken wir mittendrin - aber viele fragen sich inzwischen: Wie sieht die Zeit nach Corona aus? Für Prognosen, Visionen, Einschätzungen und auch Forderungen startet der NDR den After Corona Club. Anja Reschke debattiert mit Fachleuten aus Psychologie und Wirtschaft, Soziologie und Politik, Wissenschaft und Medizin.
Airbus setzt Produktion aus - Püschel macht Schlagzeilen
- Der Hamburger Rechtsmediziner Klaus Püschel macht Schlagzeilen mit seiner Aussage, die Angst vor dem Virus sei überzogen. In Hamburg sei bisher kein einziger Mensch ohne Vorerkrankungen an dem Virus gestorben, sagt Püschel der "Hamburger Morgenpost". Es gebe keinen Grund für Todesangst im Zusammenhang mit der Ausbreitung der Krankheit im Norden.
- Der europäische Flugzeugbauer Airbus setzt die Produktion und Montage an seinen deutschen Standorten Bremen und Stade aus.
- Die Zahl der registrierten Neuinfektionen steigt mit 766 auf den bislang höchsten Wert im Norden.
Beschränkungen beschäftigen Gerichte
Das Oberverwaltungsgericht (OVG) in Greifswald kassiert im Eilverfahren die Regeln zu den Reisebeschränkungen für Einheimische über Ostern. Das Verwaltungsgericht Hamburg lehnt unterdessen einen Eilantrag gegen das Verbot von Gottesdiensten in Kirchen ab.
Sonne zu Ostern - doch die Norddeutschen sind diszipliniert
Am Osterwochenende herrscht strahlender Sonnenschein - trotzdem halten sich die Norddeutschen bei Spaziergängen oder Radtouren überwiegend an die Kontaktbeschränkungen und das Abstandsgebot. Die Polizei registriert bis zum Ostersonntag nur wenige Verstöße. Zuvor hatte unter anderem MV-Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) dazu aufgerufen, auf Ausflüge zu verzichten und zu Hause zu bleiben.
Leopoldina empfiehlt Maskenpflicht und Schulöffnungen
Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina empfiehlt eine Maskenpflicht, wo immer der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann, und eine schrittweise Schulöffnung unter bestimmen Voraussetzungen. Das Gutachten der Forscher gilt als Fingerzeig für die Bund-Länder-Beratungen über mögliche Lockerungen am 15. April.
Öffnung von Läden beschlossen - Noch keine Maskenpflicht
- Nach den Bund-Länder-Beratungen werden erste Lockerungen verkündet: Einige Geschäfte dürfen wieder öffnen, der Schulbetrieb soll schrittweise hochgefahren, die Kita-Notbetreuung ausgebaut werden. Aber: Die Kontaktbeschränkungen bleiben bis mindestens 3. Mai bestehen, das Tragen eines Mund-Nase-Schutzes wird "dringend" empfohlen und Großveranstaltungen werden bis mindestens 31. August untersagt. Restaurants, Bars und Kneipen bleiben vorerst geschlossen.
- Nach einem Betrugsversuch stoppt Hamburg vorübergehend die Corona-Soforthilfe. Wie die Finanzbehörde mitteilt, hatten Kriminelle Solo-Selbstständige und kleine Unternehmer auf gefälschte Internetseiten gelockt, um mit deren Daten die staatlichen Hilfen auf andere Konten auszahlen zu lassen.
- Die Karl-May-Spiele in Bad Segeberg sagen die Spielzeit für den Sommer ab.
Wacken Open Air erstmals abgesagt
Nach dem Verbot von Großveranstaltungen bis Ende August wird das Wacken Open Air abgesagt - zum ersten Mal in 30 Jahren. Das Heavy-Metal-Festival in Schleswig-Holstein, zu dem etwa 80.000 Zuschauer erwartet wurden, sollte ursprünglich vom 30. Juli bis 1. August 2020 stattfinden. Zuvor waren bereits das Hurricane Festival in Scheeßel und das Deichbrand Festival bei Cuxhaven abgesagt worden.
MV Vorreiter bei Maskenpflicht
- Nach längeren bundesweiten Debatten um Vor- und Nachteile beschließt Mecklenburg-Vorpommern als erstes Land im Norden eine Maskenpflicht für den Nahverkehr.
- Auch das Schleswig-Holstein Musik Festival (SHMF) findet nicht statt. Die Veranstalter planen stattdessen, ein Online-Festival unter dem Motto "Sommer der Möglichkeiten" anzubieten.
Wolfsburg beschließt Maskenpflicht
Als erste Stadt in Niedersachsen führt Wolfsburg eine Pflicht zum Tragen von Alltagsmasken in Geschäften und im Nahverkehr ein. Einen Tag später erlässt auch Braunschweig eine entsprechende Regelung.
Läden öffnen - Ansturm bleibt aus
- Im Norden öffnen kleinere Läden wieder ihre Türen, doch ein großer Kundenansturm bleibt aus. Die Beschränkung auf maximal 800 Quadratmeter Verkaufsfläche hat nach mehreren Klagen in Hamburg letztlich auch vor Gericht Bestand.
Masken-Pflicht in SH und HH - THW Kiel wird "Couch-Meister"
- Nach Mecklenburg-Vorpommern kündigen auch Schleswig-Holstein und Hamburg eine Maskenpflicht für den öffentlichen Raum an.
- In Hamburg und Schleswig-Holstein starten - unter Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln - die Abitur-Prüfungen.
- Die Handball-Bundesliga beschließt den Abbruch der Saison - mit dem THW Kiel als "Couch-Meister".
Auch Niedersachsen und Bremen führen Maskenpflicht ein
- Das Paul-Ehrlich-Institut erteilt dem Mainzer Unternehmen Biontech die Genehmigung, erstmals in Deutschland einen Impfstoff-Kandidaten gegen Corona klinisch zu testen - an gesunden Freiwilligen.
- Als letzte Bundesländer im Norden beschließen Niedersachsen und Bremen eine Maskenpflicht. Mecklenburg-Vorpommern weitet sie auf das Tragen auch in Geschäften aus.
Corona-Fälle auf Krebsstation: Staatsanwaltschaft ermittelt
Nachdem sich auf der Krebsstation des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) mehrere Patientinnen und Patienten mit dem neuartigen Coronavirus infiziert hatten, ermittelt nun die Hamburger Staatsanwaltschaft gegen Verantwortliche des UKE sowie gegen eine Reinigungskraft. Man habe nach dem Eingang von zwei Strafanzeigen den Anfangsverdacht bejaht, sagte Oberstaatsanwältin Frombach dem NDR.
Weltweite Reisewarnung wird verlängert
Die Bundesregierung verlängert die weltweite Reisewarnung für Touristen wegen der Coronavirus-Pandemie bis mindestens 14. Juni. Außenminister Heiko Maas hatte in den vergangenen Tagen mehrfach gewarnt, dass es einen Sommerurlaub nach früheren Maßstäben in diesem Jahr wegen der Corona-Krise nicht geben könne.
Spielplätze dürfen wieder öffnen - Arbeitslosigkeit steigt
- Bund und Länder verständigen sich darauf, Spielplätze, Tierparks, Museen und Ausstellungen unter Auflagen wieder zu öffnen. Auch Gottesdienste und besondere religiöse Feste werden wieder erlaubt. Einen konkreten Zeitplan gibt es aber noch nicht. Beschlüsse über weitergehende Lockerungen werden auf den 6. Mai verschoben.
- Die Corona-Krise schlägt voll auf den Arbeitsmarkt durch und lässt neben den Arbeitslosenzahlen auch die Kurzarbeit im Norden stark ansteigen. So wird in Hamburg im April mit 77.518 Arbeitslosen der höchste Wert seit zehn Jahren registriert - rund 17 Prozent mehr als im Vormonat und sogar knapp 24 Prozent mehr als im April 2019.