Corona-Chronologie: März 2020
Anfang des Monats ist die Zahl der Corona-Fälle noch überschaubar. Dann aber beginnen Ferien - und viele Ski-Urlauber bringen bei ihrer Rückkehr das Virus mit. Die Politik muss handeln: Großveranstaltungen werden ebenso wie Gottesdienste verboten, am 16. März werden bis auf die Supermärkte fast alle Geschäfte sowie Schulen und Kitas geschlossen. Der Tourismus wird komplett runtergefahren. Nachbarländer machen ihre Grenzen dicht. Die wichtigsten Ereignisse im Überblick.
Mittlerweile sechs Corona-Fälle in Norddeutschland
Die Zahl der Infektionsfälle im Norden steigt auf sechs. Bis auf Mecklenburg-Vorpommern sind nun alle Bundesländer in Norddeutschland betroffen. Die Mehrzahl der Infizierten kam kürzlich von Reisen aus bereits stärker betroffenen Regionen zurück: aus Italien, dem Iran, Süddeutschland und dem Rheinland.
RKI: Risiko "mäßig" - Skiurlaub mit Folgen
- Das Robert Koch-Institut stuft die Risikobewertung für die Gesundheit der Bevölkerung auf "mäßig" hoch.
- In Hamburg beginnen die Skiferien. Viele stornieren wegen der aktuellen Lage ihren Urlaub. Wie sich später herausstellen wird, bringen manche Reisende, die dennoch nach Italien oder Österreich gefahren sind, das Virus mit nach Hause.
Virus erreicht MV - Desinfektionsmittel werden gestohlen
- Das Coronavirus ist nun auch in Mecklenburg-Vorpommern angekommen. Aus den Landkreisen Vorpommern-Greifswald und Vorpommern-Rügen werden insgesamt drei Infektionsfälle gemeldet.
- Das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf macht öffentlich, dass in den vergangenen Tagen mehrfach Desinfektionsmittel und Schutzmasken gestohlen wurden.
Südtirol jetzt Risikogebiet
Das Robert Koch-Institut (RKI) erklärt nach der Region Emilia-Romagna, der Region Lombardei und der Stadt Vo in der Provinz Padua auch Südtirol zum Risikogebiet. 55 Schüler aus Osnabrück werden aus einer Skifreizeit zurückgeholt.
Erster Deutscher mit Covid-19 stirbt
Im ägyptischen Hurghada stirbt ein 59 Jahre alter Hamburger Feuerwehrmann an den Folgen von Covid-19. Der Tourist ist das erste deutsche Todesopfer im Zusammenhang mit der Lungenkrankheit.
Drosten fordert Solidarität mit Älteren
- In Deutschland sind inzwischen mehr als 1.000 Corona-Fälle bekannt. Die ersten Todesfälle werden öffentlich. In Nordrhein-Westfalen sterben eine 89-Jährige und ein 78-Jähriger.
- Der deutsche Aktienindex DAX stürzt weiter ab und erlebt den größten Tagesverlust seit dem 11. September 2001. Zum Auftakt der Börsenwoche sackt er um fast acht Prozent ab und landet bei 10.600 Punkten.
- Im NDR Podcast richtet Christian Drosten einen eindringlichen Appell an die Gesellschaft, die Risikogruppe der älteren Menschen durch umsichtiges Verhalten besonders zu schützen.
Nachschub für Supermarktregale - SH verbietet Groß-Events
- Niedersachsen hebt bis vorerst 30. Mai das Sonntagsfahrverbot für Lastwagen auf, die Lebensmittel und Hygieneartikel transportieren.
- Schleswig-Holstein verbietet Veranstaltungen mit mehr als 1.000 Teilnehmern.
- Nach den ersten Infektionen in Sachsen-Anhalt gibt es mittlerweile in allen Bundesländern Corona-Infektionen. Laut RKI gibt es bundesweit inzwischen 1.296 bestätigte Fälle.
- Die Deutsche Eishockey Liga mit den Nordclubs Grizzlys Wolfsburg und Fischtown Pinguins Bremerhaven bricht die Saison ab. Es wird kein Meister gekürt.
WHO ruft Pandemie aus
- Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft den Ausbruch der Covid-19-Krankheit als Pandemie ein. Zuletzt hatte sich ein Virus 2009/2010 ähnlich über den Erdball verbreitet. Das Influenza-Virus H1N1 (auch als Schweinegrippe oder Neue Grippe bezeichnet) forderte damals 18.500 Todesopfer.
- Auch Niedersachsen und Hamburg sagen nun Veranstaltungen mit mehr als 1.000 Teilnehmern ab.
- Als erster deutscher Fußballprofi hat sich Timo Hübers von Hannover 96 mit dem Virus infiziert.
Trump verhängt Einreisestopp - DAX rutscht weiter ab
- Die USA erlassen einen Einreisestopp für EU-Bürger aus dem Schengen-Raum.
- Der deutsche Aktienindex DAX rutscht erstmals seit Sommer 2016 wieder unter 10.000 Punkte.
- Mecklenburg-Vorpommern untersagt als letztes Bundesland im Norden Veranstaltungen mit mehr als 1.000 Teilnehmern.
- Hamburg verbietet alle Aufführungen in Theatern und Konzerthäusern.
- Mehrere Kliniken in Norddeutschland verweigern Besuchern den Zutritt. Alle planbaren Operationen sollen, sofern das medizinisch zu verantworten ist, auf unbestimmte Zeit verschoben werden.
Schulen und Kitas schließen - Fußball macht Pause
- Die Corona-Lage im Norden wirkt sich immer mehr auf den Alltag aus. Niedersachsen beschließt, dass vom 16. März an Schulen und Kindertagesstätten geschlossen werden. Bremen, Schleswig-Holstein und Hamburg schließen sich dieser Maßnahme an. Nur Mecklenburg-Vorpommern verzichtet noch auf eine flächendeckende Schließung - folgt jedoch einen Tag später. Schleswig-Holstein verhängt zudem ein Verbot für alle öffentlichen Veranstaltungen unabhängig von der Teilnehmerzahl, lässt Bars und Clubs schließen.
- Spanien macht seine Häfen für Kreuzfahrtschiffte dicht, daraufhin stellt die Rostocker Reederei AIDA Cruises den Verkehr ihrer gesamten Flotte ein. Auch die Reederei Color Line stellt ihre Verbindung Kiel-Oslo ein.
- Die Europäische Fußball-Union und die Deutsche Fußball Liga beschließen eine Aussetzung des Spielbetriebs.
- Erstmals in 300 Jahren wird der Hamburger Fischmarkt abgesagt.
Dänemark macht dicht
- Dänemark schließt seine Grenzen nach Deutschland und Schweden.
- In Mecklenburg-Vorpommern beschließt das Kabinett in einer Sondersitzung, Schulen und Kitas vom 16. März an zu schließen.
Polen schottet sich ab
- Der zweite Nachbar Deutschlands schließt die Grenzen: Auch Polen schottet sich ab, veranlasst strenge Kontrollen und Gesundheitstests bei der Einreise. Auf Usedom kommt es zu chaotischen Szenen, weil ältere Urlauber zu Fuß zurück über die Grenze müssen. An den folgenden Tagen bilden sich kilometerlange Staus.
- Die Bundeswehr ruft Reservisten auf, sich zum Dienst in Bundeswehrkrankenhäusern zu melden.
- Die Deutsche Bahn kündigt an, den Regionalverkehr deutlich einzuschränken.
- Auch Hamburg verbietet nun sämtliche Veranstaltungen.
Geschäfte schließen - Erster Toter mit Corona-Verdacht im Norden
- Bundesweit werden umfangreiche Schließungen von Geschäften beschlossen. Ausgenommen sind Läden, die lebenswichtige Waren anbieten wie Lebensmittelmärkte, Drogerien und Apotheken. Auch Banken und Tankstellen bleiben geöffnet.
- Hamburg sagt den für Anfang Mai geplanten 831. Hamburger Hafengeburtstag ab.
- Gottesdienste, Vereinstreffen und Busreisen sind ab sofort landesweit verboten.
- Bei einem 76-Jährigen aus einer Hamburger Seniorenresidenz wird posthum das Coronavirus nachgewiesen. Wie die Gesundheitsbehörde mitteilt, war der Mann bereits am 13. März gestorben. Wegen zahlreicher Vorerkrankungen wird die Sars-CoV-2-Infektion nicht als eindeutige Todesursache festgestellt
- Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern sperren für Touristen den Zugang zu den Inseln in Nord- und Ostsee. Zudem wird die Grenze nach Dänemark geschlossen.
Weltweite Reisewarnung - EM wird verschoben
- Angesichts der Dynamik, die die Pandemie entwickelt, stuft das RKI die Gefährdungslage als "hoch" ein.
- Die Bundesregierung spricht eine weltweite Reisewarnung für touristische Reisen aus und stellt bis zu 50 Millionen Euro für Rückholaktionen von Urlaubern aus dem Ausland zur Verfügung.
- Niedersachsens Landesregierung beschließt ein 4,4 Milliarden Euro schweres Hilfspaket zur Bewältigung der Corona-Krise.
- Im schleswig-holsteinischen Handewitt müssen sich wegen mehrerer Infektionsfälle 1.100 Menschen in häusliche Quarantäne begeben.
- Die für den Sommer geplante Fußball-Europameisterschaft wird ins Jahr 2021 verschoben.
Einreisestopp für Touristen - Appell der Bundeskanzlerin
- Die Europäische Union schottet sich ab: Einreisen von Nicht-EU-Bürgern werden für 30 Tage verboten. Schleswig-Holstein duldet keine Touristen mehr im Land. In Mecklenburg-Vorpommern müssen Urlauber bis 19. März ihre Quartiere räumen. Niedersachsen belässt es vorerst bei einem Appell.
- Die Europäische Rundfunkunion sagt den für Mai geplanten Eurovision Song Contest (ESC) in Rotterdam ab.
- Schleswig-Holstein beschließt ein Nothilfeprogramm über 500 Millionen Euro.
- Am Abend wendet sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit einer eindringlichen Videobotschaft an die Bevölkerung. Ihr Appell: "Es ist ernst. Nehmen Sie es auch ernst." Deutschland stehe vor der größten Herausforderung seit dem Zweiten Weltkrieg.
Kieler Woche wird verschoben
- Hamburg legt ein eigenes Hilfsprogramm für Selbstständige und Kleinunternehmer auf. Auch die Kultur erhält millonenschwere Soforthilfen.
- Die Kieler Woche wird von Juni auf September verschoben.
- Beifall für Ärzte, Krankenschwestern und Pfleger, aber auch zum Beispiel für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Supermärkten: Immer mehr Menschen auch im Norden folgen einem Aufruf zu einer Solidaritätsaktion in der Corona-Krise. Um Zusammenhalt und Anerkennung zu zeigen, heißt es nun regelmäßig: "Kommt um 21 Uhr alle an eure Fenster und auf eure Balkone und applaudiert für die Menschen, die derzeit immer noch für uns und die Gesellschaft arbeiten."
VW schließt Werke - Kritik an "Corona-Partys"
- Betriebspause: Beim Autobauer VW ruht die Produktion an allen deutschen Standorten, auch im Stammwerk in Wolfsburg stehen die Maschinen still.
- In Norddeutschland gibt es laute Kritik an Jugendlichen, die sich zu sogenannten Corona-Partys treffen - zum Beispiel im Kreis Pinneberg. Schleswig-Holsteins Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP) hatte tags zuvor bereits Ausgangssperren als letztes Mittel ins Spiel gebracht. Christian Drosten betont im NDR Podcast, dass es noch keine Forschungsdaten zu weitreichenden Ausgangssperren gibt.
Restaurants müssen schließen
In Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg dürfen Restaurants nur noch außer Haus verkaufen.
Bundesweites Kontaktverbot beschlossen - Merkel in Quarantäne
- Bund und Länder verzichten - anders als andere europäische Länder - auf eine rigorose Ausgangssperre, einigen sich aber auf ein umfangreiches Kontaktverbot. Treffen von mehr als zwei Personen in der Öffentlichkeit werden verboten. Ausgenommen seien "Kernfamilien", Lebenspartner, zwingende berufliche Gründe, der öffentliche Nahverkehr und Beerdigungen. Restaurants - wo das noch nicht geschehen ist - müssen ebenso schließen wie Friseure, Tattoostudios und Massagepraxen. Mecklenburg-Vorpommern schließt zudem Bau- und Gartenmärkte.
- Bundeskanzlerin Angela Merkel muss sich in häusliche Quarantäne begeben. Die Regierungschefin hatte zwei Tage zuvor Kontakt mit einem Arzt, bei dem inzwischen eine Sars-CoV-2-Infektion festgestellt wurde. Anschließende Corona-Tests bleiben aber negativ.
Milliarden-Notpaket kommt - Günther entschuldigt sich bei Gästen
- Im Expresstempo bringt die Bundesregierung ein weitreichendes Notprogramm für Unternehmen, Solo-Selbstständige, Mieter und Familien auf den Weg. Um die Folgen der Corona-Krise abzumildern, plant der Bund mit einer Neuverschuldung von 156,3 Milliarden Euro. Ein erster Coronavirus-Test bei Kanzlerin Merkel ist negativ.
- Schleswig-Holstein erlässt eine Verordnung, wonach Zweitwohnungsbesitzer ihre Wohnung im nördlichsten Bundesland nun doch nicht verlassen müssen. Zuvor hatte es entsprechende Verfügungen u.a. in Nordfriesland und Ostholstein gegeben. Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) entschuldigt sich bei Gästen, die von Jagdszenen und Beschimpfungen berichtet hatten.
Erster bestätigter Corona-Toter in HH - Olympia verschoben
- Hamburg meldet den ersten nachweislich an Covid-19 Gestorbenen an das Robert Koch-Institut: einen 52 Jahre alten Mann, der in der Schweiz im Urlaub gewesen war.
- Im Kampf gegen das Coronavirus läuft eine internationale Studie mit einem ursprünglich gegen Ebola entwickelten Medikament an. Das US-Präparat "Remdesivir" soll an etwa 1.000 Patienten in etwa 50 Kliniken weltweit erprobt werden, darunter am UKE in Hamburg und am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH).
- Hamburg registriert mit 248 bestätigten neuen Corona-Fällen den höchsten Anstieg an Neuinfektionen binnen 24 Stunden.
- Das Internationale Olympische Komitee verschiebt die für den Sommer geplanten Olympischen Spiele in Tokio auf das Jahr 2021.
Hannovers OB infiziert - Krankschreibungen per Telefon möglich
- Die Stadtverwaltung Hannover teilt mit, dass Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne) positiv auf das neuartige Coronavirus getestet wurde und die Amtsgeschäfte vorerst aus der häuslichen Quarantäne führt.
- Der Bundestag bewilligt den Nachtragshaushalt zur Finanzierung der Hilfspakete.
- Bei leichten Erkrankungen der oberen Atemwege oder Verdacht auf Corona sind Krankschreibungen nach telefonischer Rücksprache nun für bis zu 14 Tage möglich.
Vereinigte Staaten werden zum Hotspot
- In den USA haben sich nach Angaben der Johns-Hopkins-Universität bereits mehr als 100.000 Menschen mit Sars-CoV-2 angesteckt. Damit ist Nordamerika neben Europa der neue Hotspot der Pandemie.
- Niedersachsen verschiebt die Abitur-Prüfungen um drei Wochen nach hinten.
- Die für den 4. bis 12. Juli geplante 83. Warnemünder Woche wird abgesagt.
Erstes Todesopfer in MV - Sorge um Seniorenheime
- Mecklenburg-Vorpommern beklagt das erste Coronavirus-Todesopfer: Ein 57 Jahre alter Mann mit chronischen Vorerkrankungen ist gestorben.
- In einem Wolfsburger Pflegeheim steigt die Zahl der Covid-19-Toten auf zwölf, mehr als 70 Bewohner sind mit dem Virus infiziert. In Ahlbeck auf Usedom wird ein Seniorenheim evakuiert, in dem sich mindestens sieben Bewohner mit dem Coronavirus angesteckt haben.
- Der Reisekonzern TUI aus Hannover teilt mit, dass er einen Überbrückungskredit der staatlichen Förderbank KfW in Höhe von 1,8 Milliarden Euro in Anspruch nimmt.
- Der Zivilschutz in Italien meldet, dass inzwischen mehr als 10.000 Menschen an den Folgen einer Corona-Infektion gestorben sind. Italien ist weltweit das Land mit den meisten Todesopfern. Gleichzeitig keimt Hoffnung: Erstmals verlangsamt sich der Anstieg der Neuinfektionen.
- Der 7-Tage-Mittelwert der Corona-Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner erreicht in Hamburg (und damit auch im ganzen Norden) mit 8,58 seinen Höchstwert in der Krise. Zum Vergleich: In Niedersachsen lag dieser Wert am gleichen Tag bei 3,85.
Patienten aus Frankreich und Italien in Norddeutschland
Krankenhäuser in Hamburg und Niedersachsen nehmen schwerkranke Corona-Patienten aus Frankreich und Italien auf. Viele Kliniken in diesen Ländern sind überlastet. Deutschland hat dagegen noch Kapazitäten für die medizinische Intensivbetreuung.
Klinikum Wolfsburg verhängt Aufnahmestopp
- Das Klinikum Wolfsburg nimmt keine neuen Patienten mehr auf. Nach Angaben der Stadt haben sich mehrere Mitarbeiter mit dem Sars-CoV-2-Virus infiziert. Vorerst bleiben nur der Kreißsaal und die Notaufnahme für Kinder geöffnet.
- Niedersachsen verhängt einen generellen Aufnahmestopp für Pflegeheime.
Zigtausende Firmen melden Kurzarbeit an
- Rund 89.000 Unternehmen im Norden melden Kurzarbeit an.
- Schleswig-Holstein verbietet Besuche in Kliniken und Pflegeheimen.
- Zum Monatsende meldet die Johns-Hopkins-Universität weltweit über 800.000 infizierte Menschen. Fast 40.000 Menschen sind demnach an Covid-19 gestorben. In Deutschland wurden mehr als 67.000 Fälle und über 680 Tote gezählt.