VIDEO: Bahnstreik: Auswirkungen in Norddeutschland (2 Min)

Bahnstreik beendet - wieder reguläres Zug-Angebot

Stand: 17.11.2023 15:19 Uhr

Der Warnstreik der Lokführergewerkschaft GDL ist beendet. Am Freitag lief der Bahnverkehr auch in Norddeutschland wieder nach normalem Fahrplan. Deutsche Bahn und GDL wollen im Tarifkonflikt nun weiter verhandeln.

"Der vereinbarte Verhandlungstermin mit der GDL in der kommenden Woche findet selbstverständlich statt", teilte die Bahn am Freitag mit. "Es sei denn, die GDL streikt am Verhandlungstermin selbst." Die GDL betonte ihrerseits, sie habe immer zu Verhandlungen bereitgestanden und werde dies auch in der nächsten Woche tun. Weitere Streiks seien derzeit zunächst nicht geplant. Vereinbart sind zwei Gesprächstermine am nächsten Donnerstag und Freitag.

Die Deutsche Bahn hatte Verhandlungen in dieser Woche abgelehnt, da die GDL parallel zu den Terminen streikte. "Entweder man verhandelt oder man streikt", hatte Personalvorstand Martin Seiler dies begründet. Die GDL weist Vorbedingungen für Verhandlungen mit der Bahn zurück und berät ihrerseits über eine Urabstimmung für unbefristete Streiks. "Wir warten ab, ob die Arbeitgeberseite bei ihrer Verweigerungshaltung bleibt", sagte GDL-Chef Claus Weselsky.

Keine größeren Einschränkungen auf den Gleisen am Freitag

Der 20-stündige Ausstand der Lokführer hatte am Mittwochabend um 22 Uhr begonnen und endete am Donnerstag um 18 Uhr. In Norddeutschland herrschte während des Warnstreiks auf den meisten Bahnsteigen gähnende Leere. Wie von der Bahn zuvor angekündigt, fuhren nur relativ wenige Züge. Seit dem frühen Freitagmorgen lief der Bahnverkehr in Deutschland den Angaben zufolge wieder weitgehend problemlos. Am Donnerstag waren im Rahmen eines zuvor veröffentlichten Notfahrplans für den Fernverkehr nur etwa 20 Prozent der Züge gefahren.

Weitere Informationen
Eine Frau geht mit einem Koffer auf dem Bahnsteig neben einem ICE am Hauptbahnhof Hannover © picture alliance/dpa | Julian Stratenschulte Foto: Julian Stratenschulte

Bahnstreik: Welche Rechte Reisende haben

Die Lokführergewerkschaft GDL hat erneut gestreikt. Der Personenverkehr war massiv beeinträchtigt. Was können Bahnkunden tun? mehr

Zusätzliches Problem im Norden: Bahn-Unfall bei Lauenbrück

Auch der Güterverkehr wurde durch den Streik laut Bahn hart getroffen. Hunderte Züge mit teils zeitkritischen Waren seien im Rückstau. Diesen wolle man mit Sonderschichten schnell wieder auflösen, so Bahnsprecher Achim Stauß.

Erschwert wurde die Situation in Norddeutschland dadurch, dass am Mittwoch ein ICE auf der wichtigen Strecke zwischen Hamburg und Bremen einen Regionalzug gerammt hatte. Verletzt wurde niemand. Die Strecke musste zeitweise komplett gesperrt werden, bevor ein Gleis wieder freigegeben wurde. Seit dem frühen Freitagmorgen war die Bahnstrecke wieder vollständig befahrbar.

Weselsky: Weitere Streiks - auch an Weihnachten - nicht ausgeschlossen

GDL-Chef Weselsky schloss nicht aus, dass es im Tarifkonflikt in den kommenden Wochen zu weiteren Warnstreiks komme - auch nicht rund um die Weihnachtstage. Bislang habe die GDL nie an Weihnachten gestreikt, "aber ich lasse mich da nicht auf einen Tag festlegen", sagte Weselsky.

VIDEO: GDL-Chef Weselsky: "Der Streik ist verhältnismäßig" (7 Min)

Dem Verhandlungsführer bei der Deutschen Bahn, Personalvorstand Martin Seiler, warf Weselsky im Gespräch mit NDR Info am Donnerstag "Arbeitsverweigerung" vor. Seiler lehne es ab, über bestimmte Punkte zu reden, wie die von der GDL geforderte Arbeitszeitverkürzung oder Tarifverträge für Fahrdienstleiter. "Darum haben wir den Druck erhöht und den ersten Warnstreik durchgeführt", sagte Weselsky.

Gewerkschaft verhandlungsbereit bei Arbeitszeitverkürzung

Weselsky signalisierte vor dem Hintergrund der eigenen Forderungen in dem Tarifkonflikt auch Verhandlungsbereitschaft: "Niemand sagt, dass morgen drei Wochenstunden weniger gearbeitet werden soll", sagte der GDL-Chef dem "Handelsblatt". "Wir sind bereit, Kompromisse zu machen und Schritte zu einer Arbeitszeitverkürzung zu vereinbaren." Dem Arbeitgeber müsse auch die Gelegenheit gegeben werden, zusätzliches Personal auszubilden. "Wenn wir je abgesenkte Arbeitszeitstunde dem Arbeitgeber ein Jahr Vorlauf lassen, dann ist das auch möglich."

Laut Bahn verhandelt die GDL für knapp 10.000 Mitarbeiter des Staatskonzerns. Der bisherige Tarifvertrag mit der Gewerkschaft war Ende Oktober ausgelaufen. Die GDL verlangt unter anderem 555 Euro monatlich mehr Lohn. Zudem soll die Arbeitszeit für Schichtarbeiter ohne Lohnkürzung auf 35 von 38 Stunden die Woche gesenkt werden. Darüber hinaus wird einmalig eine steuerfreie Inflationsprämie von 3.000 Euro gefordert. Des Weiteren soll die Vertragslaufzeit zwölf Monate nicht übersteigen. Die Bahn lehnt die Forderungen als zu hoch ab. Sie würden ihren Angaben zufolge in Summe eine Lohnsteigerung von 50 Prozent bedeuten.

Tickets der Deutschen Bahn können auch später genutzt werden

Informationen zu Kulanzregelungen und Umtauschmöglichkeiten für bereits gekaufte Tickets gibt es auch auf einer Internetseite der Bahn. Dort heißt es, alle Fahrgäste, die ihre für die Zeit des Streiks geplante Reise verschieben mussten, könnten ihr Ticket zu einem späteren Zeitpunkt nutzen.

Weitere Informationen
Ein Fahrgast geht an einem ICE entlang. © dpa-Bildfunk Foto: Christoph Soeder

Nach Warnstreik: Bahnen fahren in Niedersachsen wieder

In den Zügen könnte es voll werden - viele hatten ihre Reise wegen des 20-stündigen Ausstandes verschoben. (17.11.2023) mehr

Bahnanzeige in Flensburg mit Notfallfahrplan. © NDR Foto: Frank Goldenstein

Bahnstreik: Züge in SH fahren wieder nach Plan

Doch neue Warnstreiks schließt GDL-Chef Claus Weselsky nicht aus. (17.11.2023) mehr

Reisende steigen nach Ende des bundesweiten Warnstreiks bei der Deutschen Bahn am Hamburger Hauptbahnhof in einen ICE. © picture alliance / dpa Foto: Bodo Marks

Nach Warnstreik: Züge rollen in Hamburg wieder planmäßig

Der Streik der Lokführer hat auch in Hamburg zu vielen Ausfällen geführt. Ein größeres Chaos blieb jedoch aus. Nun läuft der Bahnverkehr wieder normal. (17.11.2023) mehr

GDL Streik in Schwerin © NDR/ Christoph Kümmeritz

Bahnstreik: Regionalverkehr in MV fast komplett eingestellt

Bahnreisende müssen mit Zugausfällen rechnen. Auch in MV wird bis heute 18 Uhr fast gar nichts gehen. (16.11.2023) mehr

Teilnehmer eines Warnstreiks der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer sitzen vor dem Hauptbahnhof auf einer Bank © picture alliance/dpa | Marijan Murat Foto: Marijan Murat

Glosse zum Bahnstreik: Wen bringt das noch aus dem Konzept?

20 Stunden lang wollen die Lokführer streiken und auf vielen Strecken fahren nur wenige Züge. Eigentlich wie immer, oder? Eine Glosse. (15.11.2023) mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR Info | Nachrichten | 17.11.2023 | 15:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Tarifpolitik

Bahnverkehr

Gewerkschaften

Ein Smartphone mit einem eingeblendeten NDR Screenshot (Montage) © Colourbox Foto: Blackzheep

NDR Info auf WhatsApp - wie abonniere ich die norddeutschen News?

Informieren Sie sich auf dem WhatsApp-Kanal von NDR Info über die wichtigsten Nachrichten und Dokus aus Norddeutschland. mehr

Eine Frau schaut auf einen Monitor mit dem Schriftzug "#NDRfragt" (Montage) © Colourbox

#NDRfragt - das Meinungsbarometer für den Norden

Wir wollen wissen, was die Menschen in Norddeutschland bewegt. Registrieren Sie sich jetzt für das Dialog- und Umfrageportal des NDR! mehr

Mehr Nachrichten

Bombenentschärfer präsentieren in Osnabrück einen unschädlich gemachten Sprengkörper © NDR Foto: Ann-Kathrin-Hegger

Bombenräumung in Osnabrück: Blindgänger unschädlich gemacht

Zwei Bomben mussten kontrolliert gesprengt werden. 14.000 Bewohner können nach über 15 Stunden zurück in ihre Häuser. mehr