Arbeitslosenzahl steigt weiter: Bis zu elf Prozent mehr im Norden
Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland ist im Januar auf mehr als 2,8 Millionen gestiegen. In Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg betrug der Zuwachs im Vergleich zum Vorjahres-Januar 4,3 bis 11,1 Prozent.
Ein Anstieg gegenüber dem Vormonat sei für die Jahreszeit üblich, teilte die Bundesagentur für Arbeit am Mittwoch mit. "Auch die Beschäftigung und Arbeitskräftenachfrage zeigen sich konstant, sodass sich der Arbeitsmarkt zu Jahresbeginn trotz der anhaltenden Wirtschaftsschwäche stabil zeigt", sagte BA-Chefin Andrea Nahles. Demnach stieg die Arbeitslosenzahl bundesweit von Dezember auf Januar um 169.000 auf 2,805 Millionen. Das waren 189.000 Menschen mehr als im Januar 2023. Die Arbeitslosenquote stieg auf 6,1 Prozent.
In Norddeutschland verlief die Entwicklung insgesamt ähnlich, allerdings mit starken regionalen Unterschieden: Während in MV der Anstieg der Arbeitslosenzahl im Vergleich zum Vorjahresmonat lediglich 4,3 Prozent betrug, wuchs die Zahl in Hamburg um 11,1 Prozent. In SH und Niedersachsen lag der Anstieg jeweils bei rund 6 Prozent.
Niedersachsen: Arbeitslosenzahl steigt um 5,9 Prozent
Im Januar waren in Niedersachsen 268.264 Menschen arbeitslos gemeldet - das sind 5,9 Prozent mehr als im Januar 2023 und 5,7 Prozent mehr als im Vormonat Dezember. Die Arbeitslosenquote stieg um 0,4 Prozentpunkte auf 6,1 Prozent. "Mehr Menschen melden sich witterungsbedingt und wegen zum Jahresende auslaufender Verträge arbeitslos", erklärte die zuständige Regionaldirektion in Hannover die Entwicklung. Diese werde durch die schwächelnde Konjunktur noch verstärkt.
Gleichzeitig gebe es nach wie vor einen hohen Bedarf an Fachkräften, sagte Johannes Pfeiffer, Chef der Bundesagentur für Arbeit Niedersachsen-Bremen. Eine weitere Herausforderung sei die Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt. "Es ist wichtig, alle Chancen zu nutzen, um dem Fachkräftemangel zu begegnen und zugleich eine schnelle und nachhaltige Integration hinzubekommen", so Pfeiffer. "Eine hohe Zahl hier lebender Geflüchteter hat aktuell den Integrationskurs absolviert und ist bereit für den Start in einen Job."
6,1 Prozent mehr Arbeitslose in Schleswig-Holstein als 2023
Die Zahl der Arbeitslosen in Schleswig-Holstein liegt aktuell bei 95.100. Das ist ein Plus von 6.200 Personen (6,9 Prozent mehr) gegenüber dem Vormonat Dezember. Auch gegenüber dem Januar des Vorjahres erhöhte sich die Zahl der Arbeitslosen deutlich: um 6,1 Prozent. Die Arbeitslosenquote liegt momentan bei 6 Prozent - im Januar des vergangenen Jahres hatte sie noch bei 5,7 Prozent gelegen.
"Durch den Wintereinbruch konnte in den vergangenen Wochen vermehrt im Wohnungs-, Straßen- und Gartenbau nicht gearbeitet werden. Hinzu kommen saisonal typische Auftragsrückgänge, die im Monat Januar für den jahreszeitlich üblichen Anstieg der Arbeitslosigkeit gegenüber dem Dezember sorgen", sagte Markus Biercher, Chef der Regionaldirektion Nord der Bundesagentur für Arbeit. Insgesamt zeige sich der Arbeitsmarkt in SH "dennoch weiterhin stabil", sagte Biercher.
Mecklenburg-Vorpommern: 4,3 Prozent mehr Arbeitslose als vor einem Jahr
Die Zahl der Arbeitslosen in MV stieg mit 70.100 Betroffenen im Vergleich zum Januar des Vorjahres um 4,3 Prozent. Im Vergleich zum Vormonat Dezember wuchs die Zahl der Arbeitslosen um 5.000 oder 7,7 Prozent. Die Arbeitslosenquote beträgt nun 8,6 Prozent, im Januar 2023 hatte sie 8,3 Prozent betragen. Der "jahreszeitlich typische Anstieg der Arbeitslosigkeit gegenüber dem Vormonat" habe verschiedene Gründe - etwa auslaufende Arbeitsverträge zum Jahresende sowie witterungsbedingte Auftragsrückgänge, sagte BA-Regionalchef Biercher. "Dennoch zeigt sich der Arbeitsmarkt in Mecklenburg-Vorpommern trotz der Rahmenbedingungen zum Jahresanfang weiterhin stabil."
Als wichtigen Schritt zur Arbeits- und Fachkräftesicherung in Mecklenburg-Vorpommern bezeichnete Biercher in den kommenden Monaten die Integration von ukrainischen Geflüchteten: "Viele von ihnen sprechen die Sprache zwar noch nicht perfekt oder die Anerkennung ihrer Qualifikationen ist noch nicht abgeschlossen. Unser Ziel ist es dennoch, diese Menschen schnellstmöglich in Arbeit zu bringen und parallel weiter in Sprache und Qualifikation zu investieren."
11,1 Prozent mehr Menschen ohne Job als vor einem Jahr in Hamburg
Am stärksten in Norddeutschland stieg die Arbeitslosigkeit in Hamburg. Insgesamt waren im ersten Monat dieses Jahres 87.554 Frauen und Männer ohne Job, wie die Hamburger Agentur für Arbeit mitteilte. Das waren 5,7 Prozent mehr als im Dezember 2023 und sogar 11,1 Prozent mehr als im Januar des vorigen Jahres. Die Arbeitslosenquote, die zuvor monatelang bei 7,6 Prozent stagnierte, stieg im Januar auf 8 Prozent. Ein Jahr zuvor waren es noch 7,3 Prozent.
Besonders schwer auf dem Arbeitsmarkt hätten es zurzeit Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund, sagte Sönke Fock, Chef der Arbeitsagentur in Hamburg. In ihrer Gruppe sei die Zahl der Menschen ohne Arbeit seit Januar 2022 um fast 40 Prozent gestiegen - während die Gesamtarbeitslosigkeit im selben Zeitraum lediglich um knapp 20 Prozent wuchs. Blicke man aber auf die Gesamtbeschäftigung falle auf: Hamburg befinde sich mit mehr als einer Million Sozialversicherungsbeschäftigten erneut auf einem Allzeithoch.