Arbeitsmarkt im Januar: Warum der Fachkräftemangel bestehen bleibt
Laut der Agentur für Arbeit lag die Zahl der Arbeitslosen im Januar bei 70.100 Menschen im Land - das sind 5.000 mehr als im Dezember. Hierbei wird auch immer wieder betont, dass insbesondere Fachkräfte fehlen.
Noch immer fehlen Fachkräfte vor allem in den Bereichen Gesundheits- und Sozialwesen, im Bereich der freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen sowie in Industrie und Handwerksbetrieben, wie die Agentur für Arbeit mitteilt. Trotz der hohen Arbeitslosenzahlen nimmt der Fachkräftemangel nicht ab. Ein Grund hierfür ist unter anderem der demographische Wandel.
Miriam-Simona Knodel von der Arbeitsagentur Nord erklärt das so: "Die Fachkräftesicherung ist vielschichtig und wird unter anderem durch die demografische Entwicklung beeinflusst. Aufgrund der geburtenstarken Jahrgänge, die den Arbeitsmarkt verlassen werden und den zu wenig jungen Arbeitskräften, die nachkommen, fehlt es grundsätzlich an Arbeitskräften."
Unternehmen müssen Fähigkeiten aller Personengruppen nutzen
Um Arbeitskräfte zu sichern, sollten Unternehmen künftig auch Menschen mit Handicaps, ungeraden Lebensläufen, älteren Personen oder auch Geflüchteten eine Chance geben, so Knodel. Aber auch Qualifizierungen und Weiterbildungen für bestehende Mitarbeitende, die dadurch zu Fachkräften werden können, sei wichtig. Ebenso müssen Unternehmen attraktive Rahmenbedingungen im Wettbewerb mit anderen Unternehmen schaffen. Das macht beispielsweise Sebastian Schuffenhauer vom Autohaus Rostock.
Er setzt unter anderem auf eine Bezahlung, bei der auch übertarifliche Löhne bei entsprechender Leistung für die Angestellten gezahlt werde. Aber auch Flexibilität sei wichtig - gerade bei jungen Müttern oder Vätern achtet er auf Positionen, die kinderfreundlich seien oder die Arbeit im Homeoffice ermögliche. Außerdem wurde ebenfalls ein Gesundheitsbudget eingeführt. So stehen für die Mitarbeitenden rund 1.200 Euro beispielsweise für Brillen oder Vorsorge zur Verfügung.
Jüngere Generation sei sprunghafter
Zwar wurden gerade erst wieder vier Auszubildende übernommen, dennoch betont Schuffenhauer, dass es schwieriger sei, Fachkräfte aus jüngeren Generationen zu halten, da diese sprunghafter seien. Er selbst habe von 6.30 Uhr bis 19.00 Uhr geöffnet sowie sonnabends - das sei häufig auch ein Indikator, um zu kommunalen Unternehmen zu wechseln, da dort die Arbeitszeiten humaner seien. Aber auch hier kam er zu dem Entschluss, dass man schneller werden müsse.
Wenn es mit einer neu angestellten Person nach zwei Monaten nicht funktioniert, müsse es Gespräche geben und das Arbeitsverhältnis im schlimmsten Fall einvernehmlich beendet werden. Aber auch die Bewerbungsprozesse hat Schuffenhauer beschleunigt. Hier setzt der Unternehmer auf die Digitalisierung. Der Internetauftritt mit nahbareren und persönlichen Beiträgen sowie ein kürzeres Bewerbungsverfahren, das online stattfindet, sollen den Einstieg in das Unternehmen attraktiver machen.
Förderung vom Land für Unternehmen
Fördern will das Land aber vor allem eins, und zwar Weiterbildungen. So sagt der Minister für Wirtschaft, Infrastruktur, Tourismus und Arbeit Reinhard Meyer (SPD): "Wir unterstützen die Unternehmen hierbei in erster Linie im Rahmen der Qualifizierungsrichtlinie, indem es Maßnahmen zur beruflichen Qualifizierung ihrer Beschäftigten fördert. Diese sollen es ermöglichen, Kompetenzen und Qualifikationen der Mitarbeitenden zur Fachkräftesicherung im Unternehmen zu erwerben, zu erhalten und zu erweitern." In Form von Bildungschecks sowie unternehmensspezifische Weiterbildungsprojekte gibt es derzeit zwei Förderbereiche, wie Meyer mitteilt.
Um weiterhin Arbeits- und Fachkräfte zu sichern, sieht Markus Biercher, Chef der Arbeitsagentur Nord, vor allem in der Integration von ukrainischen Geflüchteten in den kommenden Monaten viel Potenzial. Das befürwortet auch der Unternehmer Schuffenhauer. Er findet jedoch auch deutliche Kritik an der derzeitigen Politik und wünscht sich andere Förderprogramme. Die Geflüchteten würden zu sehr unter die Lupe genommen, dabei müssten diese einfach rein in die Betriebe, wo sie direkt in Kontakt mit Menschen seien. Er als Fachmann könne schon sagen, ob die Person geeignet sei oder nicht