Anschlag in Magdeburg: Gedenken und Schweigeminute in Norddeutschland

Stand: 22.12.2024 12:44 Uhr

Weihnachtsmärkte wie in Rostock, Greifswald und Kiel beteiligten sich am Samstagabend an einer bundesweiten Schweigeminute für die Opfer des Anschlags auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt. Mindestens fünf Menschen starben bei dem Anschlag, mehr als 200 wurden verletzt.

Auf vielen Weihnachtsmärkten wurde am Samstagabend um kurz nach 19 Uhr inne gehalten - so auch in Rostock und Greifswald. 24 Stunden zuvor war ein Mann mit einem Mietwagen über den Weihnachtsmarkt in Magdeburg gerast. In Rostock läuteten um 19 Uhr die Glocken der Marienkirche für sechs Minuten. Anschließend versammelten sich Rostocker zu einem Gebet unter der Leitung von Schaustellerpastorin Elisabeth Lange und Stadtpastorin Maria Dietz. Sie hatten die Besucher dazu aufgerufen, Kerzen anzuzünden. Die Kirche war dadurch hell erleuchtet. Die Marienkirche liegt direkt am Rostocker Weihnachtsmarkt. 

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Zahlreiche Kerzen stehen zum Gedenken an die Opfer vor dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg. © Sebastian Kahnert/dpa +++ dpa-Bildfunk Foto: Sebastian Kahnert/dpa +++ dpa-Bildfunk

Mutmaßlicher Täter von Magdeburg bereits in Rostock verurteilt

2013 soll Taleb A. wegen der Androhung von Straftaten zu 90 Tagessätzen zu je zehn Euro verurteilt worden sein. mehr

Auch in Schleswig-Holsteins Landeshauptstadt Kiel gab es eine Schweigeminute. "Es ist wichtig, dass wir auch in diesen Zeiten Solidarität zeigen, dass wir an allen Orten - auch auf den Weihnachtsmärkten - dieser Menschen gedenken, so auch bei uns in Schleswig-Holstein, um deutlich zu machen, dass wir zusammenstehen", sagte Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) am Samstagabend dem NDR.

Besonders viele Menschen gedachten in Magdeburg der Opfer und ihrer Angehörigen. Allein vor dem Dom beteiligten sich nach ersten Schätzungen der Polizei mehr als 1.000 Menschen am Gedenken - eine große Videoleinwand war aufgebaut, auf die der Gottesdienst aus dem Dom übertragen wurde. Vielerorts in der Stadt legten Trauernde Blumen ab und zündeten Kerzen für die Opfer an.

Neunjähriger aus Niedersachsen unter den Todesopfern

Am Freitagabend war ein 50-jähriger Mann mit einem Mietauto in die Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg gefahren. Er soll freigehaltene Rettungsgassen genutzt haben. Es gab fünf Tote, darunter ein neunjähriges Kind. Der Junge stammt nach NDR Informationen aus Niedersachsen. Mehr als 200 Menschen wurden verletzt.

Tatverdächtiger in Untersuchungshaft

Der festgenommene Verdächtige ist ein Islam-Kritiker und Arzt aus Bernburg, der aus Saudi-Arabien stammt. Der Richter hat Haftbefehl gegen ihn erlassen. Der 50-Jährige Taleb A. müsse wegen des Vorwurfs des fünffachen Mordes, mehrfach versuchten Mordes und mehrfacher gefährlicher Körperverletzung in Untersuchungshaft, teilte die Polizei am frühen Sonntagmorgen in Magdeburg mit. BKA-Chef Holger Münch sagte im ZDF-"heute journal", es gebe - anders als bei ähnlichen Taten in der Vergangenheit - keinen Hinweis auf einen islamistisch motivierten Anschlag. Auch der Generalbundesanwalt sage noch nicht eindeutig, wie der Sachverhalt einzuordnen sei. Der Tatverdächtige habe eine islamfeindliche Einstellung, er habe sich auch mit rechtsextremen Plattformen beschäftigt, sagte der Chef des Bundeskriminalamts. Es sei aber noch nicht abschließend möglich zu sagen, dass die Tat politisch motiviert gewesen sei.

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Ein Polizist geht über den gesperrten Weihnachtsmarkt in Magdeburg. © dpa Foto: Sebastian Kahnert

Mutmaßlicher Täter von Magdeburg drohte in MV mit "Ereignissen"

Taleb A. lebte von 2011 bis 2016 in Stralsund. In einem Streit mit der Ärztekammer sprach der heute 50-Jährige damals schwere Drohungen aus. mehr

Mutmaßlicher Täter lebte fünf Jahre in MV und drohte dort mit Straftaten

Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Christian Pegel (SPD) berichtete am Sonntag auf einer Pressekonferenz, dass der mutmaßliche Täter von 2011 bis 2016 in Stralsund lebte und dort Teile seiner Facharztausbildung absolvierte. Laut Ermittlern habe der Mann mehrmals mit Gerichten, Behörden und der Polizei in Mecklenburg-Vorpommern zu tun gehabt und Straftaten angedroht.

So sprach er In einem Streit mit der Ärztekammer schwere Drohungen aus und verwies auf den Anschlag auf einen Marathon in Boston - dort waren drei Menschen getötet worden und mehr als 140 verletzt worden. 2014 drohte er in einem Streit mit Behörden über soziale Unterstützung, er werde "Handlungen von internationaler Beachtung ausführen, an die man sich lange erinnern würde". Nach der erneuten Drohung und Nötigung von Beamten führte die Polizei eine "Gefährderansprache" durch.

Einsatzkräfte auf Niedersachsens Weihnachtsmärkten verstärkt

Als Reaktion auf den Anschlag sollen in vielen norddeutschen Städten die Sicherheitsmaßnahmen auf den Weihnachtsmärkten erhöht werden. Auf den niedersächsischen Weihnachtsmärkten werden die Einsatzkräfte verstärkt, teilte Innenministerin Daniela Behrens (SPD) am Sonnabend in Hannover mit. Außerdem sollen mit den Veranstaltern noch einmal mögliche neuralgische Punkte geprüft werden. Die Sicherheitsmaßnahmen in Niedersachsen seien bereits sehr hoch gewesen. Nach aktuellem Stand gebe es keine direkten Bezüge der Magdeburger Tat nach Niedersachsen, heißt es. Mit der vergrößerten Zahl der Einsatzkräfte sollen die Besucherinnen und Besucher mehr Ansprechpartner auf den Märkten haben. In Celle hat die Stadt als zusätzliche Barriere vor dem Weihnachtsmarkt Sandsäcke aufgebaut.

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Der Weihnachtsmarkt in Celle in abendlicher Stimmung. © Michael Matthey/dpa
2 Min

Sandsäcke als Barrieren auf dem Celler Weihnachtsmarkt

Die niedersächsische Stadt will Besuchern "größtmögliche Sicherheit" bieten. Dass solche Maßnahmen überhaupt notwendig sind, finden viele Besucher "traurig". 2 Min

Weil: "Hundertprozentigen Schutz gibt es nirgendwo"

Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) sagte am Samstagabend im NDR Fernsehen bei "Hallo Niedersachsen", die Menschen gingen nun wohl nicht mehr so unbeschwert auf die Weihnachtsmärkte wie vor dem Anschlag: "Natürlich macht das etwas mit dem Sicherheitsgefühl", sagte Weil. Seit dem Anschlag auf den Berliner Breitscheidplatz vor acht Jahren seien die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt worden, aber einen hundertprozentigen Schutz gebe es nicht, "nicht auf Weihnachtsmärkten und nirgendwo". Die Politik tue das, was sie könne. Man dürfe sich die Freude am Leben durch solche Akte nicht vergällen lassen, appellierte Weil.

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Ein Einsatzfahrzeug der Polizei steht in der Fußgängerzone in der Innenstadt vor der Weihnachtspyramide am Kröpcke. © dpa-Bildfunk Foto: Moritz Frankenberg

Anschlag in Magdeburg: Niedersachsen verstärkt Schutzmaßnahmen

Die Zahl der Einsatzkräfte auf den Weihnachtsmärkten wird laut Innenministerin erhöht. Es wurde Trauerbeflaggung angeordnet. mehr

Mehr Polizei auch auf schleswig-holsteinischen Weihnachtsmärkten

Auch Schleswig-Holstein hat die Polizeipräsenz auf den Weihnachtsmärkten des Landes nun erhöht. Es gebe zwar keine konkreten Hinweise, dass derartige Vorfälle auch im Norden geplant sein könnten, erklärte Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU). "Unabhängig davon sind unsere Einsatzkräfte aber natürlich auch mit den Verantwortlichen der Weihnachtsmärkte in den Orten in Schleswig-Holstein in einem engen Austausch, um die ohnehin hohen Sicherheitsvorkehrungen noch einmal zu überprüfen und gegebenenfalls zu verstärken." Dabei gehe es auch um die Zugänge der Weihnachtsmärkte. Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) zeigte sich entsetzt über die tödliche Attacke von Magdeburg: "In diesen dunklen Stunden stehen wir in Schleswig-Holstein an der Seite all jener, die von diesem Leid betroffen sind."

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Polizisten gehen über den Weihnachtsmarkt in der Kieler Innenstadt. © Axel Heimken/dpa

Landespolizei erhöht Präsenz auf Weihnachtsmärkten

Damit reagiert das Innenministerium auf den Anschlag auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt. mehr

Sicherheitskonzepte in Mecklenburg-Vorpommern werden angepasst

"In enger Abstimmung werden - soweit erforderlich - bereits bestehende Sicherheitskonzepte nochmals angepasst", teilte das Innenministerium von Mecklenburg-Vorpommern in Schwerin mit. "Ich bin erschüttert über den Anschlag auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg", schrieb Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) auf der Plattform X. Die Polizeipräsenz auf den Weihnachtsmärkten im Land werde verstärkt, kündigte Schwesig an. Weil die Bereitschaftspolizei aber auch ihre Kollegen in Sachsen-Anhalt unterstützt, werden Polizistinnen und Polizisten aus ihren Weihnachtsurlaub zurückkommen müssen. Schwesig dankte ihnen dafür.

Als Zeichen der Anteilnahme mit den Opfern hat das Innenministerium Trauerbeflaggung angeordnet. Sie gelte ab sofort bis einschließlich Montag an allen Dienstgebäuden des Landes. Auch alle Streifenwagen der Polizei würden mit Trauerflor ausgestattet.

Hamburg hat Polizeipräsenz auf Märkten sofort erhöht

Ein Sprecher der Hamburger Polizei sagte NDR 90,3, bereits am Freitagabend sei die Polizeipräsenz auf den Weihnachtsmärkten "sichtbar erhöht" worden. Innensenator Andy Grote (SPD) kündigte an, bestehende Sicherheitsvorkehrungen zu kontrollieren. "Das Attentat wenige Tage vor Weihnachten ist eine Tragödie für die Betroffenen und ein Angriff auf unsere freiheitliche Gesellschaft", schrieb etwa Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) auf der Plattform X.

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Bundesinnenministerin Nanca Faeser (SPD) mit Kanzler Olaf Scholz (SPD), Sachsen-Anhalts-Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) und anderen Politikern auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt © Jesco Denzel/Bundespresseamt/dpa Foto: Jesco Denzel

Anschlag in Magdeburg: Faeser will Hinweise auf Taleb A. untersuchen

Die Innenministerin will herausfinden lassen, welche Behörden wann welche Hinweise auf den mutmaßlichen Attentäter hatten. Mehr bei tagesschau.de extern

Zahlreiche Kerzen, Blumen und Kränze liegen beziehungsweise stehen vor dem Eingang der Johanniskirche in Magdeburg. © dpa-Bildfunk Foto: Sebastian Kahnert

Neunjähriger aus Niedersachsen stirbt bei Anschlag in Magdeburg

Das Kind kam nach NDR Informationen aus Warle im Landkreis Wolfenbüttel. Der jüngere Bruder des Jungen wurde leicht verletzt. mehr

Horst Walter Nopens (M.), Leitender Oberstaatsanwalt Staatsanwaltschaft Magdeburg, Tom-Oliver Langhans (r.), Direktor der Polizei Magdeburg und Ronni Krug (l.), Beigeordneter für Personal, Bürgerservice und Ordnung, sitzen in Magdeburg in einer Pressekonferenz am Tag nach der tödlichen Attacke auf dem Weihnachtsmarkt. © Jan Woitas/dpa
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Anschlag in Magdeburg - Stand der Ermittlungen

Nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg sprechen die Ermittler von fünf Toten und 205 Verletzten. Die Amokfahrt dauerte drei Minuten. 3 Min

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NDR Info | Hallo Niedersachsen | 21.12.2024 | 19:30 Uhr

Ein Smartphone mit einem eingeblendeten NDR Screenshot (Montage) © Colourbox Foto: Blackzheep

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