Weitere schiitische Gemeinden verlassen Schura in Hamburg
Nach dem Austritt des Islamischen Zentrums Hamburg (IZH) aus dem Rat der Islamischen Gemeinschaften in Hamburg (Schura) wollen fünf weitere schiitische Gemeinden die Schura verlassen.
Die Islamische Gemeinschaft in Hamburg, die Libanesische kulturelle Wohlfahrtsgemeinschaft, der Verein Afganischer Muslime "Belal", die Islamische Akademie Deutschland und der Verein Interkulturelle Dienste Kirchdorf haben in einer gemeinsamen Erklärung ihren Austritt aus der Schura bekannt gegeben.
Kritik an IZH zurückgewiesen
Als maßgebliche Gründe für ihren Schura-Austritt nannten die schiitischen Gemeinden den Beschluss der Ampel-Koalition im Bundestag, die Schließung des IZH zu prüfen. Das IZH wird vom Verfassungsschutz als extremistisch und von der iranischen Regierung gesteuert eingestuft. Zudem wird die Stellungnahme einiger Politikerinnen und Politiker sowie die "einseitige und unfaire Berichterstattung" angeführt. In ihrer Erklärung weisen sie die Kritik am IZH, das auch die Blaue Moschee an der Alster betreibt, zurück. Das IZH sei "das Herz vieler Schiiten" in der Bundesrepublik und vielen Teilen Europas. "Unsere geliebte Moschee als ein 'Spionagenest', 'Terrorhaus' oder 'extremistische Einrichtung' zu bezeichnen, stellt eine gravierende Diffamierung des wichtigsten europäischen Gotteshauses der Schiiten dar", heißt es. Eine Schließung käme einem Einschnitt in die freie Religionsausübung gleich.
Organsisationen fühlen sich von Schura nicht mehr vertreten
Dabei habe Hamburgs Politik nie ernstgemeinte Gespräche mit dem IZH oder anderen schiitischen Gemeinden angeboten, heißt es in der Erklärung. Daneben sei durch mehrere Austritte die "anfängliche Vielfalt" der Schura mittlerweile verblasst. Die fünf Organisationen fühlten sich "institutionell nicht mehr vertreten".
IZH wird vom Verfassungsschutz beobachtet
Das IZH, das die Blaue Moschee an der Alster betreibt, wird vom Landesamt für Verfassungsschutz als Außenposten des iranischen Mullah-Regimes in Europa gesehen und steht bereits seit mehreren Jahren unter Beobachtung. Anfang November war der stellvertretende Leiter des Zentrums wegen Unterstützung einer terroristischen Vereinigung ausgewiesen worden. Seit Beginn der jüngsten Protestwelle im Iran ist das Zentrum verstärkt unter Druck geraten.
Die Schura Hamburg repräsentiert rund 60 islamische Vereine. Vor zehn Jahren hatte die Stadt mit den islamischen Gemeinschaften Staatsverträge geschlossen, die jetzt evaluiert werden sollen.