War der Protest der Ärzte in Hamburg ein Flop?
Aus Protest gegen die Politik von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) wollten Ärztinnen und Ärzte ihre Praxen zum Jahresende 2023 vorübergehend schließen. In Hamburg könnte dieser Protest aber wesentlich kleiner gewesen sein als gedacht. Das ergaben Recherchen von NDR 90,3.
Abgerechnet wird zum Schluss - und das im wörtlichen Sinn: Auf Anfrage von NDR 90,3 hat die Kassenärztliche Vereinigung (KV) ermittelt, wie viele der gut 3.000 Hamburger Arztpraxen tatsächlich zwischen Weihnachten und Neujahr geschlossen waren. Dazu hat sie vorläufige Abrechnungsdaten hochgerechnet. Ergebnis: An einem normalen Werktag in der Zeit waren es etwa 1.700 Praxen. Ein Jahr davor, also nach dem Weihnachtsfest 2022, waren es 1.660 Praxen, die dicht waren - also fast genauso viele.
Heinrich: "KV hat noch keinen Überblick"
War der Ärzteprotest gegen Lauterbachs Politik also ein großer Flop? Waren die Ärzte und Ärztinnen also in den meisten Fällen wie in den Vorjahren nur im Feiertagsurlaub? Dirk Heinrich weist diese Interpretation entschieden zurück. Der Hamburger HNO-Arzt und Chef des Virchowbundes, dem Verband der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte Deutschlands, hatte den Protest mitorganisiert. Er meint, die KV habe noch gar keinen Überblick über die Schließungen. Die endgültigen Abrechnungsdaten lägen erst im Mai vor, so Heinrich. Die KV bleibt aber dabei, dass ihre aktuelle Hochrechnung aussagekräftig ist.