Tarifeinigung: IG Metall strebt Übernahme im Norden an

Stand: 18.11.2022 19:25 Uhr

Im Tarifstreit in der Metall- und Elektroindustrie gibt es eine Einigung. Es soll in zwei Stufen 8,5 Prozent mehr Lohn sowie eine Pauschale von 3.000 Euro geben.

Die Gewerkschaft IG Metall und der Arbeitgeberverband Südwestmetall im Pilotbezirk Baden-Württemberg verkündeten die Einigung am Freitag nach der fünften Verhandlungsrunde. Vereinbart ist demnach eine Anhebung der Tarifgehälter in zwei Stufen um 5,2 Prozent ab Juni 2023 und um 3,3 Prozent ab Mai 2024. Hinzu kommt eine Pauschale von 3.000 Euro - gestückelt in zwei Tranchen, ausgezahlt zum März 2023 und 2024.

Durch die Lohnerhöhung würden dann zum Beispiel etwa 30.000 Beschäftigte in Schleswig-Holstein netto entlastet werden. Darunter laut IG Metall auch Angestellte mit Haustarifverträgen, deren Gehälter mit angehoben werden.

IG Metall Küste: "Gutes Ergebnis in einer schwierigen Zeit"

Die IG Metall Küste strebt eine Übernahme des Pilotabschlusses im Norden an, wie sie am Freitag in Hamburg mitteilte. "Das ist ein gutes Ergebnis in einer schwierigen Zeit. Die Beschäftigten werden zeitnah netto entlastet, und wir haben Tabellenerhöhungen durchgesetzt, die dauerhaft wirken", so Bezirksleiter Daniel Friedrich. Die IG Metall Küste verhandelt für die 130.000 Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie in Hamburg, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern, Nordwestniedersachsen und Schleswig-Holstein. Auch der Regionalchef der IG Metall Niedersachsen/Sachsen-Anhalt sprach sich am Freitag für eine Übernahme des Pakets aus.

Marcel Fratzscher | Bild: NDR/Wolfgang Borrs © NDR/Wolfgang Borrs Foto: Wolfgang Borrs
AUDIO: DIW-Chef Fratzscher: Metall-Tarifabschluss ist kluger Kompromiss (8 Min)

Nordmetall: Teurer Abschluss mit guten Punkten

Alexander Luckow, Sprecher des Arbeitgeberverbands Nordmetall sagte NDR 90,3, dass der Abschluss teuer sei. Es gebe aber auch gute Punkte. Weitere Streiks wären ebenfalls kostspielig geworden. "Und vor dem Hintergrund mussten natürlich jetzt die Firmen auch abwägen: Gehen wir weiter in eine Phase in den nächsten Tagen und Wochen, wo noch mehr und möglicherweise noch mehr ausgeweitete gestreikt wird? Oder stimmen wir einem Tarifabschluss zu, der in der Tat sehr teuer ist. Im Südwesten hat man sie im Sinne dieses hart errungenen Kompromisses getroffen - diese Abwägung. Und ich denke im Norden könnte es ähnlich laufen."

Kommende Woche Donnerstag wollen sich IG Metall und Arbeitgeber zusammensetzen und über die Details reden, hieß es von Nordmetall.

Ein Mitarbeiter eines metallverarbeitenden Betriebes schweißt eine Naht an einem Werkstück. © picture alliance/dpa/Carsten Rehder Foto: Carsten Rehder
AUDIO: Tarifabschluss für norddeutsche Metall-Branche in Sicht (1 Min)

Insgesamt zeigten sich IG Metall und Arbeitgeber zuversichtlich, dass der Tarifstreit nun auch im Norden beendet ist. Am Mittwoch hatte es noch einen Warnstreik mit Demonstrationen in ganz Norddeutschland gegeben.

Umfrage: Düstere Konjunktur-Aussichten

Unterdessen zeigt die Herbst-Konjunkturumfrage von Nordmetall, dass die Stimmung in der norddeutschen Metall- und Elektroindustrie so schlecht ist wie seit rund drei Jahren nicht. Fast zwei Drittel aller Unternehmen der Branche in Hamburg erwarten in den kommenden Monaten sinkende oder bestenfalls gleichbleibende Umsätze. Das liege daran, dass die Preise für Strom und Gas stark steigen, aber auch daran, dass die Unternehmen häufig länger auf Material warten müssten.

Weniger Investitionen geplant

Um das auszugleichen, müssten die Verkaufspreise für Maschinen und Anlagen eigentlich um fast 20 Prozent steigen, heißt es bei Nordmetall. Nur: Das würden die Kundinnen und Kunden bei Weitem nicht mitmachen. Um Kosten zu sparen, wollen viele Unternehmen weniger investieren. In Hamburg planen das fast 30 Prozent aller Betriebe.

Drei Männer stehen vor einem Elektrolichtbogenofen im Stahlwerk der ArcelorMittal GmbH. © picture alliance/dpa | Jonas Walzberg Foto: Jonas Walzberg
AUDIO: Konjunktur-Umfrage: Metall- und Elektroindustrie pessimistisch (1 Min)

Fachkräfte schwer zu finden

Die Qualität des Standorts Deutschland verschlechtere sich aus Sicht der Arbeitgeber dramatisch, sagte Nordmetall-Präsident Folkmar Ukena. Dazu kommt, dass der Mangel an Fachkräften weiter steigt. 85 Prozent aller Betriebe in der Metall- und Elektrobranche in Hamburg finden, dass gut ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schwer oder kaum verfügbar seien.

Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | NDR 90,3 Aktuell | 18.11.2022 | 12:00 Uhr

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