Schlickproblem in der Elbe: Ab jetzt weniger Tiefgang erlaubt
Eigentlich sollten nach der letzten Elbvertiefung Schiffe mit bis zu 14,5 Metern Tiefgang nach Hamburg kommen können - unabhängig von Ebbe und Flut. Ab sofort aber, nicht mal ein Jahr nach Abschluss der Baggerarbeiten, dürfen Schiffe nun nicht mehr ganz so viel Tiefgang haben, weil es zu viel Schlick und Sand in der Elbe gibt.
Deutlich langsamer und vorsichtiger müssen Kapitäne und Kapitäninnen und auch Lotsinnen und Lotsen große Schiffe derzeit auf der Elbe navigieren. "Das ist so, als ob man mit einem Lastwagen durch eine zugeparkte Ladenstraße kurvt", sagte ein Kapitän im Gespräch mit NDR 90,3. Und das wird auch noch mindestens ein Jahr lang so bleiben, nämlich auf jeden Fall bis zum 30. November 2023. Das hatte die Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt des Bundes Anfang November entschieden.
Zeitraum könnte auch ausgedehnt werden
Konkret geht es um bis zu einen Meter weniger Tiefgang als bisher. Große Containerschiffe haben damit weniger Spielraum für den Warentransport über die Elbe. Aus dem einen Jahr könnten allerdings auch drei bis fünf Jahre werden, bis die vollen Tiefgänge auf der Elbe wieder möglich sind, heißt es bei der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung.
Forderung nach einem Hafengipfel
Hafenwirtschaft und Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) sind sauer. Sie sehen die Wettbewerbsfähigkeit des Hafens in Gefahr. Tschentscher hatte auch einen nationalen Hafengipfel mit den anderen norddeutschen Bundesländern zur Zukunft der Seehäfen gefordert. Außerdem fordern er und die Hafenwirtschaft, dass der Bund zu seinen Zusagen für den Fluss steht und mehr baggert. Vorübergehend soll sogar die Hafenverwaltung HPA mit einem Baggerschiff aushelfen.
Umweltverbände: "Elbvertiefung war überflüssig"
Umweltverbände wie NABU, BUND und WWF hingegen fordern ein Umdenken. Sie halten das zusätzliche Baggern für ökologisch bedenklich. Die aktuelle Lage zeige, dass die im Frühjahr offiziell abgeschlossene Elbvertiefung nicht nur gescheitert, sondern sogar überflüssig gewesen sei, hatten die Verbände argumentiert. Tatsächlich haben Reedereien wie Hapag-Lloyd, CMA CGM oder Ocean Network Express (ONE) auch bereits erklärt, bisher mit Tiefgangsbeschränkungen gut klarzukommen.
Erster Gespräche zum Schlick kommende Woche
Inzwischen ist laut Hamburger Senatskanzlei für kommende Woche ein erstes Arbeitsgespräch auf Senats- beziehungsweise Staatskanzleiebene vereinbart worden. Das Treffen sei für Freitag, den 9. Dezember, im Hamburger Rathaus einberaumt worden. Weitere Gespräche, auch zwischen den Regierungschefs von Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein, sollen dann folgen.
Umweltverbände und Fischer wollen mitreden
Neben BUND, NABU und WWF hatten Küstenfischerinnen und -fischer aus Schleswig-Holstein angemahnt, beim Hafengipfel mitreden zu dürfen. Letztere fordern ein Verklappen des Elbschlicks an Land oder auf hohe See. Die Elbvertiefung wirke sich seit Jahren auf die Wasserqualität in der Nordsee aus. "Im Gegensatz zu früher ist das Nordseewasser deutlich klarer", hieß es. Was sich im ersten Moment positiv anhöre sei eine drastische Veränderung. "Durch die fehlende Trübung sind Krabben für ihre Fressfeinde Wittlinge deutlich leichter auszumachen", sagen die Fischerinnen und Fischer.