Ein Karton mit der Aufschrift "I'm made from fallen leaves" (deutsch: ich wurde aus Laub gemacht). © Releaf Paper Foto: Releaf Paper
Ein Karton mit der Aufschrift "I'm made from fallen leaves" (deutsch: ich wurde aus Laub gemacht). © Releaf Paper Foto: Releaf Paper
Ein Karton mit der Aufschrift "I'm made from fallen leaves" (deutsch: ich wurde aus Laub gemacht). © Releaf Paper Foto: Releaf Paper
AUDIO: Ukrainisches Start-up macht Papier aus Laub (5 Min)

Hamburg-Pläne: Ukrainisches Start-up produziert Papier aus Laub

Stand: 11.01.2025 13:20 Uhr

Das ukrainische Unternehmen Releaf Paper will die Papierproduktion umweltschonender machen und hat ein Verfahren entwickelt, in dem Laub als Rohstoff genutzt wird. Nach dem Start der Pilotanlage in Frankreich plant das Start-up jetzt den Sprung nach Norddeutschland.

von Merle von Kuczkowski und Luna Ragheb

Deutschland verbraucht pro Jahr rund 20 Millionen Tonnen Karton, Pappe und Papier und gehört damit weltweit zu den Spitzenreitern. Mehr als die Hälfte der Papierprodukte sind Verpackungsmaterial und haben nur eine sehr kurze Nutzungsdauer, so die Naturschutzorganisation NABU in einer Analyse zum Thema.

Papierprodukte werden in Deutschland zum Großteil importiert und viele bestehen aus Primärfasern, also frischem Holz. Laut aktuellen Zahlen der Tropenwaldstiftung Oro Verde wird fast jeder fünfte weltweit gefällte Baum für die Papierproduktion verwendet. Der WWF spricht sogar von jedem zweiten Baum.

Nachhaltige Alternative: Papier aus Laub

Das ukrainische Start-up Releaf Paper hat eine Alternative zur Verwendung von Holzfasern gefunden: Laub.

Valenty Frechka, CTO Releaf Paper © Releaf Paper Foto: Releaf Paper
Valenty Frechka, Technischer Leiter (CTO) von Releaf Paper, bei der Einweihung der Pilotanlage nahe Paris.

Die Idee stammt von Valentyn Frechka, der schon als Schüler zu nachhaltiger Papierproduktion forschte und sich im Studium mit Alexander Sobolenko zusammen tat. Ihre Firma Releaf Paper wurde 2022 Teil eines europäischen Start-up-Programms für bahnbrechende Innovationen.

"Wir befreien Städte von Grünabfällen und verwandeln sie in wertvolle Rohstoffe. Auf diese Weise reduzieren wir den Einsatz von Neumaterialien und beschleunigen den Übergang zu nachhaltigen Verpackungen", sagte Sobolenko gegenüber NDR Info.

Releaf Paper: Erst Paris, dann Hamburg

Ein Förderband voller Laub. Daraus produziert die Firma Releaf Paper Papier. © Releaf Paper Foto: Releaf Paper
Das Förderband der Pilotanlage in der Gemeinde Les Mureaux nahe Paris.

Im Dezember vergangenen Jahres wurde eine Pilotanlage nahe Paris in Betrieb genommen. Betriebsleiter Bertrand Chevalier erklärte: "Über ein Laufband gelangen die Blätter zunächst in eine gelöcherte Trommel. Dort wird das Laub von Steinen und Abfall befreit, anschließend in einem Wasserbecken gereinigt, dann getrocknet und zerkleinert. Am Ende wird die Masse zu Pellets verarbeitet."

Bei der Papierproduktion können bis zu 40 Prozent des Rohstoff aus diesen Pellets bestehen. Releaf Paper kombiniert sie mit 60 Prozent Altpapier und beliefert bereits einige Kunden mit dem Verpackungsmaterial.

Wälder sollen entlastet werden

Pettets der Firma Releaf Paper. Aus dem verarbeiteten Laub wird Pappe und Papier hergestellt. © Releaf Paper Foto: Releaf Paper
Mit diesen Laub-Pellets kann Papier produziert werden.

Die Hamburger Umweltwissenschaftlerin Evelyn Schönheit sieht in dem Verfahren einen großen Nutzen: "Es ist sehr sinnvoll, Reststoffe zu verwenden, um Holz zu ersetzen und damit den Wald zu entlasten." Das soll demnächst auch in Norddeutschland passieren. Releaf Paper verhandelt derzeit laut eigenen Angaben mit einem Papierhersteller aus dem Hamburger Umland.

Auch die Hamburger Stadtreinigung zeigt Interesse. "Das ist ein Konzept, das wir so noch nicht kennen und uns sehr interessiert angucken würden", sagte Sprecher Johann Gerner-Beuerle. Derzeit liefert die Stadtreinigung jährlich 20.000 Tonnen Laub an einen externen Verwerter, der daraus Komposterde herstellt. Dieses Jahr soll der Vertrag öffentlich neu ausgeschrieben werden. Ob Releaf Paper sich bewirbt, ist noch offen.

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