Kommentar: Was angesichts überfüllter Notaufnahmen jetzt zu tun ist
Überfüllte Notaufnahmen und Notfall-Einsätze der Feuerwehr, wie sonst nur an Silvester: Ärztinnen und Ärzte, Rettungs- und Pflegekräfte arbeiten auch in Hamburg kurz vor Weihnachten am Limit. Was jetzt getan werden muss - dazu ein Kommentar von Jörn Straehler-Pohl.
Klar, wir haben gerade eine Ausnahmesituation. Eine riesige Infekt-Welle, die unser Gesundheitssystem ganz ähnlich auf die Probe stellt wie die Corona-Pandemie. Einfach abzuwarten bis sie vorbei ist, kann keine Lösung sein. Der Rettungsdienst und die Notfallversorgung müssen neu organisiert werden - auch in Hamburg.
Zu viele Menschen rufen gleich die 112 an
Denn noch gibt es zwei Systeme: Für die leichteren Fälle die 116 117, also den Arztruf Hamburg von den Kassenärzten. Und für die lebensbedrohlichen Fälle die 112, also die Feuerwehr, die mit dem Rettungswagen kommt. Doch diese Trennung funktioniert nicht mehr. Zu viele Menschen rufen gleich die 112 an, auch wenn sie keine echten Notfälle sind.
Feuerwehr und Arztruf brauchen gemeinsame Leitstelle
Deshalb braucht es eine gemeinsame Leitstelle von Feuerwehr und Arztruf. Diese Leitstelle könnte dann entscheiden, wer zu dem Patienten fährt. Ob gleich ein Rettungswagen hin muss, der den Patienten ins Krankenhaus bringt. Ob ein Hausarzt vorbeischaut oder ob vielleicht bei leichteren Fällen auch ein einzelner Sanitäter ausreicht.
Verhalten von Asklepios hilft nicht weiter
Das sind richtige Vorschläge, die der Klinikkonzern Asklepios in dieser Woche gemacht hat, denn schließlich landen viel zu viele Patienten in den zentralen Notaufnahmen, ohne echte Notfälle zu sein. Was aber überhaupt nicht geht: Asklepios teilt gleichzeitig massiv gegen Hamburger Kassenärzte aus. Sie würden angeblich in der aktuellen Krise nicht genug leisten. Das ist aus meiner Sicht ein Verhalten, das niemandem hilft. Weder den überforderten Rettungskräften und Ärzten noch den Patienten.
Neue Sozialsenatorin sollte für Entlastung sorgen
Kommende Woche will die neue Hamburger Sozialsenatorin Melanie Schlotzhauer (SPD) alle Beteiligten an einen Tisch holen. Es wird ihre erste Bewährungsprobe. Sie muss dafür sorgen, Ärzte, Rettungskräfte und Pflegekräfte intelligent zu entlasten. Ansonsten werden es mit jeder Krise weniger, weil sie ihren Job aus Frust und Überlastung hinschmeißen.