Hamburger Hafen: Ver.di wirft Cosco Tarifbruch vor
Nicht nur der geplante Einstieg der Schweizer Reederei MSC bei der HHLA sorgt derzeit im Hamburger Hafen für Aufregung. Die Gewerkschaft ver.di wirft nun der chinesischen Reederei Cosco Tarifbruch vor.
Konkret warnt ver.di davor, dass Cosco bisherige Regeln bricht und erstmals auf einem Schiff die Container von der eigenen Besatzung befestigen lassen will, anstatt auf Profis von Land zurückzugreifen. Das sogenannte Laschen ist Hafenarbeit - dieses Prinzip gilt in nahezu allen Häfen. Und das heißt konkret: Reedereien lassen beispielsweise ihre Container an Bord von Fachkräften, den Laschern, befestigen.
Diese Lascher werden meist besser bezahlt als die Crew an Bord, deswegen gibt es immer wieder Versuche, die bisherigen Regeln zu umgehen. Und genau das wirft die Gewerkschaft ver.di der chinesischen Staatsreederei Cosco nun vor.
Ver.di: Kosten sollen gedrückt werden
Ein Feederschiff, das derzeit noch in der Ostsee unterwegs ist, wird am Dienstag in Hamburg erwartet. Und dafür habe Cosco angekündigt, die Hafenarbeit von Seeleuten machen zu lassen, so ver.di. Nach Angaben der Gewerkschaft stellt das einen Tarifbruch dar. Ohne Not werde versucht, die Transportkosten zulasten der Sicherheit der Mitarbeitenden an Bord und an Land zu drücken, so André Kretschmar von ver.di Hamburg.
Hafenarbeiter fürchten, dass andere Reederen nachziehen
Zahlreiche Hafenarbeiter und -arbeiterinnen fürchten, dass in Zukunft auch die Schweizer Reederei MSC zu solchen Methoden greifen könnte. Cosco hat bislang nicht auf eine Anfrage von NDR 90,3 reagiert. Unklar ist, ob es im Hafen einen organisierten Protest oder gar einen Boykott gegen den Schiffsanlauf geben wird.
In Hamburg gibt es nach Gewerkschaftsangaben vier Laschunternehmen mit insgesamt rund 500 Beschäftigten, die für die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) arbeiten und im Wesentlichen von ihr abhängig sind. Cosco ist mit 24,9 Prozent am HHLA-Terminal Tollerort beteiligt.