Jens Hansen, Vorstandsmitglied Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA). © picture alliance / dpa Foto: Christian Charisius

HHLA-Vorstand will seine Aktien nicht an MSC verkaufen

Stand: 11.11.2023 08:33 Uhr

Noch einige Tage haben Aktionäre der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) Zeit, ihre Anteile an die Schweizer Reederei MSC zu verkaufen. MSC hatte sich mit der Stadt auf einen Einstieg bei dem Hafenbetreiber geeinigt. Die HHLA-Führung empfiehlt zwar die Annahme des Angebots, ein Vorstandsmitglied will seine Aktien aber nicht verkaufen.

Jens Hansen ist als Vorstand bei der HHLA zuständig für den Betrieb der Terminals und die Technik. Er besitzt 52 Aktien am Unternehmen. Und er beabsichtigt nicht, diese an MSC zu verkaufen, heißt es auf Seite 51 der gemeinsamen Stellungnahme von Vorstand und Aufsichtsrat zum Übernahmeangebot, das erst in dieser Woche veröffentlicht wurde. Für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ist das ein klares Zeichen, dass Hansen mit dem MSC-Deal auch nicht einverstanden ist. Das sagte Konzernbetriebsrat Christian Baranowski. Die HHLA-Beschäftigten haben sich klar gegen den Verkauf ausgesprochen.

Opposition kritisiert Senat: Keine Expertise eingeholt

Ähnlich sieht das Norbert Hackbusch von der Linken. Er sagte, Hansen gelte im Vorstand als Mensch mit der meisten Schifffahrtsexpertise. Götz Wiese (CDU) sprach von einem Misstrauensvotum aus den eigenen Reihen. Warum habe man im Rathaus nicht vorher mal bei Leuten im Hafen angerufen, die sich auskennen, so Wiese. Hintergrund: Laut Senat gab es bei dem Deal keine externe Beratung durch Fachleute aus der maritimen Branche. Eine HHLA-Sprecherin erklärte auf Anfrage: Bei der Entscheidung zum Aktienkauf oder -verkauf handelt es sich um eine private Angelegenheit.

HHLA-Vorstand soll neu sortiert werden

Nach der zwischen Stadt und MSC getroffenen Vereinbarung soll der HHLA-Vorstand neu sortiert werden. Die Stadt darf zwar weiter den Vorstandsvorsitz und den Arbeitsdirektor vorschlagen. MSC allerdings bekommt Zugriff auf die Bereiche Finanzen und Technik. Womöglich also auch auf Jens Hansens Posten.

MSC soll 49,9 Prozent der HHLA bekommen

Die Stadt Hamburg und die weltgrößte Container-Reederei MSC hatten im September angekündigt, dass das Schweizer Unternehmen bei der HHLA einsteigen soll. Derzeit hält die Stadt rund 69 Prozent an der HHLA. Diese soll künftig in einem Gemeinschaftsunternehmen geführt werden, wobei die Stadt 50,1 Prozent und MSC 49,9 Prozent der Anteile halten sollen.

Weitere Informationen
Hunderte Beschäftigte der HHLA demonstrieren gegen den geplanten Teilverkauf des Hafenbetreibers an die Reederei MSC auf dem Hamburger Rathausmarkt. © NDR Foto: Kai Salander

Demonstration gegen geplanten Teilverkauf der HHLA an MSC

Beschäftigte des Hafenbetreibers und die Gewerkschaft ver.di protestieren auf dem Hamburger Rathausmarkt gegen den Einstieg der Schweizer Reederei. mehr

Arbeiter stehen vor dem Werkstor des Hafenbetreibers HHLA. © NDR Foto: Peter Kleffmann

Nach HHLA-Protesten: Betrieb am Burchardkai läuft wieder

Hafenmitarbeitende hatten aus Protest gegen den geplanten Teilverkauf an MSC die Arbeit niedergelegt. Die HHLA erteilte Abmahnungen. (09.11.2023) mehr

Nach einer Demonstration gegen den Verkauf von HHLA-Anteilen steht ein Schild mit der Aufschrift "Unser Hafen - Nicht Euer Casino" am Rathausmarkt. © picture alliance/dpa Foto: Bodo Marks

HHLA-Konzernbetriebsrat klar gegen Einstieg der Reederei MSC

Bei einem Einstieg von MSC bei der HHLA würden die Risiken die Chancen bei Weitem übersteigen. Es könnte weitere Protestaktionen geben. (03.11.2023) mehr

MSC-Chef Soren Toft steht vor einem Logo der Reederei. © Screenshot

MSC-Chef Toft reagiert auf Kritik an Hamburger HHLA-Deal

Im Interview mit NDR 90,3 und dem Hamburg Journal sichert Soren Toft zu, dass alle aktuell bestehenden Arbeitnehmerrechte erhalten bleiben. mehr

Blick auf den HHLA Containerterminal am Burchardkai im Hamburger Hafen. © IMAGO / Chris Emil Janßen Foto: Chris Emil Janßen

MSC-Einstieg bei Hamburgs Hafenbetreiber HHLA: Fragen und Antworten

Wer sind HHLA und MSC? Was verspricht Hamburg sich vom Verkauf städtischer Anteile an die Reederei? Welche Bedenken gibt es? mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | NDR 90,3 Aktuell | 11.11.2023 | 08:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Hamburger Hafen

Mehr Nachrichten aus Hamburg

Ein Riss ist in der Außenfassade zwischen der West- und Südseite der Hauptkirche St. Michaelis in Hamburg zu sehen. © dpa Foto: Gregor Fischer

Schäden am Hamburger Michel sind größer als vermutet

Die Hamburger Hauptkirche ist eine Dauerbaustelle. Und nun sind bei aktuellen Arbeiten noch mehr Schwachstellen entdeckt worden. mehr

Das Logo von #NDRfragt auf blauem Hintergrund. © NDR

Umfrage zum Fachkräftemangel: Müssen wir alle länger arbeiten?