Die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) gilt als Herz des Hamburger Hafens. So wurden an ihren drei Containerterminals Tollerort, Altenwerder und Burchardkai im Jahr 2023 rund 5,9 Millionen Standardcontainer umgeschlagen. Das entspricht rund 77 Prozent des Hamburger Gesamtumschlags von etwa 7,7 Millionen Standardcontainern. Darüber hinaus ist die HHLA mit ihren etwa 6.800 Beschäftigten engagiert bei Terminals im ukrainischen Hafen Odessa, im italienischen Triest sowie im estnischen Hafen Muuga. Sehr wichtig für die HHLA sind auch ihre Unternehmen zum Weitertransport der Container auf Straße und Schiene. Für Bahntransporte hat die HHLA ihre Tochter Metrans, die 2023 knapp 1,4 Millionen Standardcontainer vor allem in Länder in Mittel- und Südosteuropa gefahren hat. Rechnerisch entspricht das mehr als der Hälfte aller im Hamburger Hafen per Bahn bewegten rund 2,5 Millionen Standardcontainer. Metrans ist auch in anderen Häfen aktiv. Weil die Hamburger Freihafen-Lagerhaus-Gesellschaft als Vorgängerunternehmen der HHLA die Speicherstadt entwickelt und gebaut hat, ist die HHLA auch für das UNESCO-Weltkulturerbe zuständig und hat dort auch ihren Konzernsitz.
Die Mediterranean Shipping Company (MSC) ist die größte Container-Reederei der Welt. Ihre Container-Sparte umfasst nach Angaben des Unternehmens 760 Schiffe, die 520 Häfen in 155 Ländern anlaufen. Über die Tochter TiL ist das Unternehmen an rund 70 Terminals weltweit beteiligt. MSC befindet sich in Privatbesitz der italienischen Familie Aponte. Zur MSC-Gruppe gehört mit MSC Cruises auch eine der größten Kreuzfahrtlinien. In Bremerhaven ist MSC in einem Joint Venture mit Eurogate mit 50 Prozent am MSC Gate Bremerhaven beteiligt. Offizielle Informationen zu Umsatz und Gewinn von MSC gibt es nicht.
Der Hamburger Senat verspricht sich von einem MSC-Einstieg bei der HHLA unter anderem, dass künftig mehr Ladung in die Hansestadt kommt. MSC hat zugesagt, ab 2025 seine Ladungsmenge deutlich zu erhöhen. Von 2031 an sollen es mindestens eine Million Standardcontainer pro Jahr sein. In der Hafencity soll eine neue Deutschland-Zentrale von MSC entstehen, auch die Kreuzfahrtsparte MSC Cruises soll in der Hansestadt einen neuen Heimathafen bekommen. Mit 700 Arbeitsplätzen soll sich dabei die Zahl der Mitarbeitenden in Hamburg mehr als verdoppeln. Außerdem haben sich Stadt und MSC darauf geeinigt, dass die HHLA 450 Millionen Euro für zusätzliche Investitionen bekommt.
Mitarbeitende der HHLA sowie Vertreterinnen und Vertreter der Gewerkschaft ver.di befürchten, dass die Arbeitnehmerrechte beschnitten werden könnten, wenn MSC knapp die Hälfte der Anteile an der HHLA übernimmt. MSC als Familienunternehmen kennt solche Formen der Mitbestimmung nicht, wie sie es bei der HHLA gibt. Die Reederei hat in einer Zusatzvereinbarung mit Stadt und HHLA allerdings Zusagen gemacht. So sollen betriebsbedingte Kündigungen für mindestens fünf Jahre ausgeschlossen sein. Außerdem soll die Mitbestimmung der Arbeitnehmerinnen und -nehmer weiter erhalten bleiben. Bei anderen Reedereien gibt es die Sorge, dass MSC möglicherweise Zugriff auf sensible Daten bekommen könnte.
Kritikerinnen und Kritiker sind sich sicher, dass der ausgehandelte Preis von 16,75 Euro pro HHLA-Aktie viel zu niedrig angesetzt ist. So sagte der frühere Präsident des Unternehmensverbands Hafen Hamburg, Gunter Bonz, MSC habe den Senat nach Strich und Faden über den Tisch gezogen. Die HHLA sei viel mehr wert. Der hafenpolitische Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion, Götz Wiese, hatte deshalb Beschwerde bei der Europäischen Kommission eingelegt. Dabei ging es um die Frage, ob MSC der Stadt, wie auch anderen Aktionärinnen und Aktionären, zu wenig für die HHLA-Anteile zahlt. Falls ja, hätte dies als eine Form von staatlicher Beihilfe gewertet werden können. Doch die EU-Kommission hatte nichts gegen den MSC-Einstieg bei der HHLA einzuwenden.
Aktuell ist die HHLA eine Aktiengesellschaft. 2007 wurde das Unternehmen, das bis dahin ausschließlich im Besitz der Stadt war, an die Börse gebracht. Rund 70 Prozent der Aktien befinden sich seitdem weiter im Besitz der Freien und Hansestadt Hamburg. Sie werden über die Hamburger Gesellschaft für Vermögens- und Beteiligungsmanagement mbH (HGV) verwaltet. Rund 30 Prozent waren bislang im Streubesitz. Wobei der größere Teil davon - etwa 20 Prozent - institutionellen Anlegern gehörte, zum Beispiel Banken, Fonds und Versicherungen. Den Aktionärinnen und Aktionären hat MSC das Angebot gemacht, ihre Anteile zum Preis von 16,75 Euro aufzukaufen. Die meisten haben davon inzwischen Gebrauch gemacht. Nur noch rund fünf Prozent der Akien befinden sich nicht in den Händen von MSC oder der Stadt Hamburg.
Dass sich Reedereien an Hafenterminals beteiligen ist seit vielen Jahren üblich. Die Reedereien haben so Zugriff auf Umschlagskapazitäten. Häfen können mit garantierten Ladungsmengen rechnen. Dass sich Reedereien Anteile an Umschlagsunternehmen sichern, die über mehrere Terminals an verschiedenen Standorten verfügen, ist ebenfalls keine Ausnahme. In den vergangenen Jahren sind Reedereien mit ihren Milliardengewinnen in Folge der Corona-Pandemie regelrecht auf Einkaufstour gegangen. Ein Sonderfall einer Reedereibeteiligung ist das Engagement von COSCO im griechischen Piräus. Dort besitzt COSCO nicht nur 100 Prozent des örtlichen Hafenbetreibers, sondern kontrolliert auch die Hafenverwaltung - in Hamburg vergleichbar mit der Hamburg Port Authority (HPA).