Welt der Musik

Zum 100. Geburstag von Wolfgang Sawallisch

Sonntag, 20. August 2023, 18:00 bis 19:00 Uhr

"Kapellmeister, das heißt der erste unter den Musikern zu sein, und mit dieser Kapelle, mit diesen Musikern arbeiten zu dürfen, das ist für mich eine Auszeichnung." Schließlich, so Wolfgang Sawallisch, habe etwa sich auch immerhin ein Richard Strauss Kapellmeister genannt oder ein Felix Mendelssohn war Gewandhaus-"Kapellmeister".

Berufswunsch Dirigent

Dirigent Wolfgang Sawallisch auf der Bühne © picture alliance/United Archives | United Archives / kpa
Seine Dirigentenkarriere begann Wolfgang Sawallisch als Kapellmeister an den Städtischen Bühnen in Augsburg.

Alle traditionsreichen Spitzenorchester oder "Staatskapellen" hat der am 26. August 1923 geborene Münchner dirigiert, er war an jedem Opernhaus von Weltrang. Und doch hat er sein Handwerk von der Pike auf gelernt. Als kleiner Junge entdeckte er bei seinem Großvater ein Klavier und spielte perfekte Melodien darauf. Er bekam Klavierunterricht. Aber dann war es um ihn geschehen, als er mit elf Jahren zum ersten Mal eine Oper sah, "Hänsel und Gretel" in seiner Heimatstadt München. Fortan war Dirigent sein Berufswunsch.

Studium im Schnelldurchgang

Nach dem Krieg durchlief er sein Studium in München bei dem Pianisten Walter Georgii und dem Komponisten Joseph Haas im Schnelldurchgang, weil er so brillant war. Georgii flüsterte ihm auch, dass in Augsburg eine Korrepetitorenstelle frei war. Sawallisch bewarb sich und wurde genommen. Zielsicher stieg er auf der Karriereleiter weiter nach oben. In Aachen, Wiesbaden, Köln oder Hamburg wurde er Generalmusikdirektor und erarbeitete sich peu à peu das große Opernrepertoire.

Er war auch Chef von renommierten Orchestern wie den Wiener Symphonikern oder des Orchestre de la Suisse Romande. Sawallisch war so gut und so seriös, dass er Angebote von dem legendären Rudolf Bing bekam, an der New Yorker MET zu dirigieren. Herbert von Karajan wollte ihn als Repertoiredirigenten an der Wiener Staatsoper und Carl Ebert hätte ihn gern an die Deutsche Oper nach Berlin engagiert. Alles lehnte der gewissenhafte Wolfgang Sawallisch ab. Er sei zu jung und beherrsche das große Opernrepertoire noch nicht auf dem entsprechenden Niveau.

Zusammenarbeit mit Wieland Wagner

Als er 1957 auf den Grünen Hügel in die Richard-Wagner-Hochburg eingeladen wurde, konnte er nicht nein sagen. Die Zusammenarbeit mit Wieland Wagner, sagte er später, sei eine der bereichernsten seiner Laufbahn gewesen. Aber als dieser alle Frauenpartien in Wagner-Opern mit seiner Muse Anja Silja besetzen wollte, hatte Wolfgang Sawallisch Bedenken. Die Arbeit wurde beendet, Sawallisch dirigierte nie wieder in Bayreuth. Dafür wurde er 1971 Chef der Bayrischen Staatsoper, später sogar Opern-Intendant. Über 20 Jahre blieb er dort.

1993 begann der letzte Karriereabschnitt. Opern dirigierte Wolfgang Sawallisch fortan nicht mehr, sondern nur noch das große Konzertrepertoire, und zwar als Musikdirektor des legendären Philadelphia Orchestra. Immerhin Leopold Stokowski und Eugène Ormandy hatten dieses großartige Orchester geformt. Aus Altersgründen und zunehmenden gesundheitlichen Problemen gab Sawallisch seine Chefposition in Philadelphia auf, bevor er sich 2006 aus der Öffentlichkeit zurückzog und am 22. Februar 2013 starb.

Dirigent, Kammermusik- und Lied-Pianist

Wolfgang Sawallisch war aber nicht nur ein großartiger Dirigent, sondern auch ein Weltklasse-Kammermusik- und Lied-Pianist. Er wurde von Sängern geschätzt. Er arbeitete etwa mit Elisabeth Schwarzkopf oder Dietrich Fischer-Dieskau. "Bei Liederabenden ist es etwas besonders Schönes, mit einem Sänger arbeiten zu können und von ihm zu lernen, wie Phrasen gesungen werden, inhaltlich Lieder angegangen werden müssen. Ich habe enorm viel von Fischer-Dieskau gelernt, und es zählt zu meinen schönsten Stunden, mit ihm Liederabende gemacht zu haben. Das werde ich nie vergessen."

In seinem Wohnort Grassau am Chiemsee gründete Wolfgang Sawallisch 2003 auch eine Stiftung, mit der er die Aus- und Fortbildung begabter junger Musiker und Gruppen fördern wollte. Sie existiert bis heute.

 

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