Welt der Musik
Donnerstag, 14. November 2024, 19:00 bis
20:00 Uhr
Jean Sibelius (1865-1957), Leitfigur der finnischen Musikgeschichte, war einst aus mitteleuropäischer Sicht umstritten. Er hatte sich zunächst im Zuge der nationalromantischen Bewegung dem Epos "Kalevala" zugewandt und verschiedene Stoffe vertont. Dabei entstand vor allem die "Kullervo"-Sinfonie, die als Geburtsstunde der finnischen Musik daheim gefeiert wurde. In Mitteleuropa wurde das als bloße "Heimatkunst" gewertet. Unbeirrt schrieb Sibelius danach seine erste Sinfonie op. 39, die nicht nur in Finnland reüssierte, sondern auch überregional, und zwar im Kulturprogramm der Pariser Weltausstellung von 1900. Mit dieser Präsentation setzte der Komponist Finnland sozusagen auf die musikalische Weltkarte.
Das sinfonische Schaffen von Sibelius zwischen 1900 und 1924
Sein gesamter sinfonischer Zyklus reichte von der ersten Sinfonie bis zur siebten 1924. Den Höhepunkt bildete die vierte Sinfonie 1911, die in ihrem eigenwilligen Stil einen modernen fortschrittlichen Weg auf besondere Weise einschlug. Sibelius konnte Ferruccio Busoni als Freund und langjährigen Förderer gewinnen. Überaus erfolgreich war der finnischen Komponist in den anglo-amerikanischen Ländern. Hier fanden seine Werke Unterstützung etwa durch Thomas Beecham oder Sir John Barbirolli und Arturo Toscanini - in Deutschland später durch Wilhelm Furtwängler und letztlich durch Herbert von Karajan.
Die Wertschätzung von Sibelius aus der Sicht heutiger deutscher Komponisten
In den letzten Jahren genießt das sinfonische Gesamtwerk in Deutschland höchste Anerkennung, nicht zuletzt durch die Analysen der Komponisten Wolfgang Rihm und Manfred Trojahn. In Finnland gilt Sibelius als "Staatskomponist" und wird zurecht verehrt wie ein Nationalheld.
Eine Sendung von Jochem Wolff.