Welt der Musik

"Über den richtigen Vortrag" - Erinnerungen von Beethovens Schüler Carl Czerny

Sonntag, 15. Oktober 2023, 18:00 bis 19:00 Uhr

Komponist Carl Czerny im Portrait © picture alliance / Heritage Images | Fine Art Images

1963 veröffentlichte die Wiener "Universal Edition" ein Faksimile mit dem Titel "Über den richtigen Vortrag der sämtlichen Beethoven‘schen Klavierwerke", verfasst vom Pianisten, Komponisten und Klavierpädagogen Carl Czerny (1791-1857). Czerny ist heutzutage vielen Klavierschülern und Musikfreunden lediglich als Autor zahlreicher Etüden und Fingerübungen ein Begriff. Das Faksimile enthält außerdem Auszüge aus seinen hochinteressanten "Erinnerungen an Beethoven". Als Herausgeber konnte die "Universal Edition" seinerzeit den österreichischen Pianisten Paul Badura-Skoda (1927-2019) gewinnen, der viele wichtige ergänzende Kommentare zu Czernys Texten und Musikbeispielen beigesteuert hat.

Czernys Schriften über Ludwig van Beethoven waren zuvor mehrfach gedruckt worden  (u.a. in den "Jahresberichten des Wiener Konservatoriums 1869/ 70" und im "Beethoven-Jahrbuch" 1939), doch waren diese Veröffentlichungen bis 1963 "schwer zugänglich", wie Badura-Skoda schreibt. Zwar dürfe man von Czernys Kommentaren und Erinnerungen "keine Offenbarung erwarten", aber sie stellen eine wahre Fundgrube für Pianisten und Klavierpädagogen dar.

Klavierschüler von Beethoven

Ersten Klavierunterricht erhielt Czerny im Alter von gerade mal drei Jahren von seinem Vater. Mit zehn hatte Czerny nach eigener Aussage "schon fast alles von Mozart, Clementi und den anderen damals bekannten Claviercompositeurs mit vieler Geläufigkeit gespielt….Zehn Jahre war ich ungefähr alt, als ich…zum Beethoven geführt wurde." Der erkannte sofort Czernys großes Talent und unterrichtete ihn drei Jahre lang - ohne Honorar zu verlangen. Czerny hatte auch ein außergewöhnlich gutes Gedächtnis, was ihn befähigte, Beethovens bis 1818 komponierten Klavierwerke auswendig zu beherrschen. Beethovens Wertschätzung für Czerny zeigt sich auch dadurch, dass er ihm die Wiener Erstaufführung seines 5. Klavierkonzerts anvertraute und ihn in seinen Briefen mehrfach als "Freund" und als "wahren Freund" bezeichnete.

"Die Kunst des Vortrages"

"… der älteren und neueren Klavierkompositionen oder die Fortschritte bis zur neuesten Zeit" -  so lautet der ausführliche Titel von Czernys 1842 in Wien erschienenem "Lehrbuch", in dessen 2. und 3. Kapitel er viele Hinweise zur Interpretation von Ludwig van Beethovens Klavierwerken gibt: den Sonaten, Variationszyklen und Klavierkonzerten. Auch die Klaviertrios und das "Tripelkonzert" wurden mit einbezogen. Interessant sind Czernys jeweilige Anmerkungen allemal -  hatte er doch langjährigen freundschaftlichen Umgang mit dem großen Komponisten, hat ihn öfters spielen gehört und einige seiner Werke mit ihm studiert. Auch der 1931 geborene Pianist Alfred Brendel kennt - wie sicher nicht wenige seiner Kollegen - Czernys Schriften über Beethovens Klaviermusik, und auch er findet sie "lesenswert".

 

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