Welt der Musik

Von Barock bis Rock - Der Dirigent George Petrou ist vielseitig unterwegs

Sonntag, 18. Juni 2023, 18:00 bis 19:00 Uhr

"Ich habe viele Konzerte gespielt, Kammermusik gemacht, mit Orchestern gearbeitet, in Europa und in Griechenland. Aber ich empfand dieses Leben als sehr einsam. Es wiederholte sich immer." So wurde George Petrou klar, dass er eine Entscheidung treffen musste. Er war 30 Jahre alt. "Mir wurde klar, dass ich das nicht für den Rest meines Lebens würde machen können. Es ist nicht mein Traum, täglich am Klavier zu sitzen und zu üben, um dann am Ende eines Konzertes vielleicht fünf Minuten vom Publikum gefeiert zu werden." George Petrou wollte Musik in einer kommunikativeren Art machen, seine Gedanken mit Kollegen teilen. Austausch war ihm wichtig. So kam er zum Dirigieren.

Glücklich im Theater

Der Dirigent George Petrou am Schreibtisch © Ilias Sakalak
Neben seiner Dirigententätigkeit ist George Petrou auch als Regisseur von Musiktheaterproduktionen aktiv.

Studiert hat er am Konservatorium in Athen sowie am Royal College und an der Royal Academy of Music in London. Und das Dirigieren brachte ihn zurück zu einer großen Liebe. Schon als kleiner Junge schlug sein Herz für Theater und Oper. "Als ich Klavier studierte, hatte ich fast überhaupt nichts mit Theater und Oper zu tun. Aber die Theateratmosphäre ist genau das, was mich glücklich macht."

Weltweit unterwegs

Die Würfel waren gefallen. Und weil George Petrou ein Künstler voller Energie und Ideen ist, verfolgte er seinen (neuen) Weg zielstrebig. Die Dinge entwickelten sich schnell. Er wurde und wird von zahlreichen Orchestern, Opernhäusern und Festivals zu Gastdirigaten eingeladen. Er hat zum Beispiel an der Oper Leipzig, dem Theater an der Wien oder Théâtre des Champs Elysées in Paris dirigiert. Er ist unter anderem bei den Salzburger Pfingstfestspielen, den BBC Proms, den Händel-Festspielen in Halle, Göttingen und Karlsruhe aufgetreten, bei Bayreuth Baroque oder auch beim Rossini Festival in Pesaro aufgetreten.

Dirigent, Regisseur, Festivalleiter

Öffnet man George Petrous Webseite, sieht man zuerst "conductor" - Dirigent. George Petrou leitet Originalklang-Ensembles, moderne Orchester und Festivals und seit einigen Jahren führt er regelmäßig auch Regie. Er findet diese verschiedenen Aktivitäten ungeheuer reizvoll. "Zuerst einmal ist es sehr motivierend, viele verschiedene Sachen zu tun, so dass man sich nicht wiederholen muss. Ich finde es extrem interessant, zwischen verschiedenen Musikgenres zu wechseln. Barockmusik ist wirklich eine große Liebe von mir, aber ich mag die Musik der Romantik genauso gern - und auch im 20. Jahrhundert fühle ich mich zuhause."

Raritäten entdecken

Seit 2012 ist George Petrou Chefdirigent des griechischen Originalklang-Ensembles Armonia Atenea. Mit diesem Ensemble hat er viele Händel-Opern aufgenommen, aber auch wunderbare CD-Alben mit Arien von Gluck (mit dem Tenor Daniel Behle) oder Rossini (mit dem Countertenor Franco Fagioli). Aber George Petrou interessiert sich auch für unbekanntere Komponisten. Gerade hat er die erst kürzlich wiederentdeckte Oper "Carlo il Calvo" (Karl der Kahle) von Nicola Porpora als Ersteinspielung realisiert. Andere Raritäten sind etwa Werke von Komponisten wie Johann Adolf Hasse oder Simone Mayr. Und der Grieche setzt sich auch für die zeitgenössische Musik seines Heimatlandes ein. Bei den diesjährigen Händel-Festspielen stellte er die Komponisten Giorgos Koumendakis und Giorgos Kouroupos vor. Er hat CDs mit Musik von Dimitris Papadimitrio, aufgenommen, einer der bekanntesten Komponisten in Griechenland. "Er ist ein exzellenter Songwriter, er schreibt künstlerische Popsongs. Seine Musik ist eklektisch. Er ist ein Kosmopolit, geboren in Alexandria, lebte in Amerika, er hat viele verschiedene Kulturen in sich aufgenommen."

Griechischer Wind in Göttingen

Seit der Saison 2021 ist George Petrou der neue künstlerische Leiter der Händel-Festspiele Göttingen. Mit ihm kam seit über 40 Jahren erstmals kein Engländer in diese Position. Seine Vorgänger waren unter anderem John Eliot Gardiner, Nicholas McGegan und Laurence Cummings. Auch hier möchte er seine Rolle flexibel halten, als Dirigent und als Regisseur. "Ich möchte mich nicht festlegen, jedes Jahr die Oper oder das Oratorium zu dirigieren. Ich würde gerne jedes Jahr etwas anderes machen, das hält meinen Geist frisch und lässt einen auf neue Ideen kommen - und es ist auch für das Publikum gut, denke ich."

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