Start der Händel-Festspiele: Zwischen Göttingen und Griechenland
Seit Donnerstag bis zum 29. Mai steht Göttingen im Zeichen von Georg Friedrich Händel - zum zweiten Mal unter künstlerischer Leitung des griechischen Dirigenten George Petrou. Ob er für das Motto des Festivals in diesem Jahr verantwortlich ist?
Die Internationalen Händel-Festspiele Göttingen gelten als das weltweit älteste Festival für barocke Musik. Seit 1920 finden sie jährlich statt und locken bis zu 20.000 Musikfreunde in die Uni-Stadt im Süden Niedersachsens. In diesem Jahr lautet das Motto der Festspiele "Hellas!" - der antike Name für Griechenland. Warum? Weil Griechenland einen großen Einfluss im Europa des 18. Jahrhunderts hatte, sagt der künstlerische Leiter, George Petrou:
"Hellas!": Festival ist Griechenland gewidmet
"Alle, die sich mit Barockmusik und Barockopern beschäftigen, wissen, welche wichtige Rolle die griechische Mythologie und griechische Geschichte in der Renaissance und in der Zeit der Aufklärung gespielt haben", so der Dirigent. "Sie haben viele Opern und Libretti aus der Zeit beeinflusst. Also lag es nahe, ein ganzes Festival 'Hellas!', meinem Land zu widmen, das Händel und seine Zeitgenossen so inspiriert hat."
Am Donnerstag beginnen die Händel-Festspiele mit einer Geschichte über Sehnsucht, Eifersucht, Krieg: "Hercules" - ein Oratorium in drei Akten - und doch ist es viel mehr, findet George Petrou: "Es ist eine wirklich dramatische Geschichte. Das Libretto ist dicht, es erlaubt keine Leichtigkeit oder Humor. Denn es geht um Krieg, es geht um Einsamkeit, es geht um Eifersucht. Im Grunde geht es um die Katastrophen, die Eifersucht auslöst." Wir Menschen hätten die meiste Zeit unseres Lebens damit verbracht, dieses Gefühl zu bekämpfen, weil nichts Gutes dabei herauskomme, sagt Petrou. "Die Geschichte des Herkules ist wieder eine solche Geschichte, die zeigt, worum es bei Eifersucht geht."
NDR Vokalensemble und Festpielorchester lassen Johanneskirche erklingen
Das Festpielorchester und das NDR Vokalensemble verstehen es, schon bei den Proben die Johanniskirche in Göttingen mit ihrem Klang zu füllen und Händel fühlbar zu machen. Am Freitag hat dann die Festspiel-Oper Premiere: "Semele". Eigentlich ist auch "Semele" ein Oratorium - dirigiert und inszeniert von George Petrou. Die Geschichte ist voll von Gegensätzen: von Drama und Humor, von Lachen und Weinen, von Hoffnungslosigkeit und Zuversicht.
Der Stoff stammt aus der Antike, vor rund 300 Jahren hat ihn Händel in Musik gefasst und heute wird er immer noch aufgeführt. Kommt das Publikum des 21. Jahrhunderts damit klar? Mezzosopranistin Vivica Genaux sagt: ja. Sie singt zwei Rollen in "Semele" und die Dejanira in "Hercules". "Ich würde sagen, Barockmusik hat immer mit menschlichen Emotionen zu tun. Es hängt immer an Liebe, Zweifel, Eifersucht, Wut", so Genaux. "Es ist so modern. Und es bleibt modern, auch wenn es vor 300 Jahre geschrieben wurde."
Händel-Festspiele wagen Neues: Eine rollende Bühne und kostenlose Veranstaltungen
Und das versuchen die Händel-Festspiele in Göttingen: zeigen, dass Händels Barockmusik es noch immer versteht, die Menschen zu fesseln. Die Händel-Festspiele probieren daher immer wieder was Neues aus, mit neuen Spielorten in der Region, mit dem sogenannten "rollenden George" - einer mobilen Bühne, die in die Stadtteile Göttingens fährt, in denen Barockmusik noch etwas fremder ist als anderswo.
In diesem Jahr gibt es zudem mehrere kostenlose Veranstaltungen in der Göttinger Lokhalle. Am Pfingstsamstag gibt es dort mehrere Aktionen, sagt Geschäftsführer Schäfsmeier: "So werden wir am Samstag zweimal ein Konzert machen, das heißt 'Spotlight on'. Da werden wir in der Lokhalle eine Art Wandelkonzert machen. Wir haben fünf Ensembles auf vier Bühnen verteilt, jede Bühne wird illuminiert, jedes Ensemble spielt etwas", so Schäfsmeier. "Man wandelt von Bühne zu Bühne, und erlebt immer irgendetwas rundum Händel, rund um Griechenland, illuminiert mit einem schönen Lichtkonzept."