Jazz – Round Midnight
Mittwoch, 15. März 2023, 23:30 bis
00:00 Uhr
Eine Sendung von Sarah Seidel
Immer noch tourt er regelmäßig, unermüdlich nimmt er neue Alben auf, oft mit jüngeren Musikerkollegen. Der Saxofonist Charles Lloyd, der 1933 in Memphis im US-Bundesstaat Tennessee geboren wurde, beruft sich auf John Coltrane: "Trane hat das Element der Spiritualität in die Musik eingebracht. Das hat mich geprägt. Er hat mein Spiel beeinflusst".
Lloyd spannt den Bogen seines musikalischen Repertoires von Thelonious Monk über alte Traditionals und die Beach Boys bis hin zu seinen eigenen Kompositionen, und eröffnet mit seinem warmen Sound und seiner Improvisation einen ganz eigenen spirituellen Raum. Eine Art Schamane mit schlohweißem Haar und Bart, der Saxofon und Flöte spielend auf der Bühne steht, mit großer Zärtlichkeit Töne formt und sich dabei mit dem Universum verbindet.
Einmal Erfolg und wieder zurück
1966 erregte Charles Lloyd beim Monterey Jazz Festival erstmals großes Aufsehen mit seinem Quartett, in dem der damals noch unbekannte Pianist Keith Jarrett und der Schlagzeuger Jack DeJohnette spielten. Das Konzert erschien als Album unter dem Namen "Forest Flower" und war ein riesiger Erfolg.
Ab da auf internationalen Bühnen sehr präsent, zog sich Charles Lloyd 1968 plötzlich vom Jazzgeschehen zurück. In den 1970ern machte er Studioaufnahmen mit den "Beach Boys" und ging mit ihnen auf Tour, blieb der Jazzwelt aber fern. Erst der junge französische Pianist Michel Petrucciani konnte Lloyd Anfang der 1980er Jahre davon überzeugen, zum Jazz zurückzukehren.
Charles Lloyd nahm in der Folge regelmäßig Alben für das Münchner Label ECM auf und spielte viel mit skandinavischen Musikern. 2015 wechselte er schließlich zum Label Blue Note und taucht seither in verschiedenen Besetzungen mit jüngeren Musikern auf, darunter mit dem Pianisten Gerald Clayton, dem Bassisten Reuben Rogers und dem Gitarristen Julian Lage, aber häufiger auch mit Bill Frisell. Zuletzt veröffentlichte Blue Note eine Album-Trilogie von ihm.