NDR Radiophilharmonie
Donnerstag, 07. März 2024, 20:00 bis
22:30 Uhr
Stanislav Kochanovsky und Nikolai Tcherepnin haben einiges gemeinsam: beide sind - im Abstand von 109 Jahren - in St. Petersburg geboren, und beide studierten am dortigen Konservatorium. Tcherepnin war Schüler von Nikolai Rimskij-Korsakow, lehrte später selbst am St. Petersburger Konservatorium und nahm unter anderem Sergej Prokofjew unter seine Fittiche. Mit dem Vorspiel zu Edmond Rostands Schauspiel "La Princesse Lointaine" hat Kochanovsky ein Werk des jungen Tcherepnin ausgesucht, entstanden 1899. Filigrane Klangschönheit durchströmt diese spätromantische Musik, passend zur Aura der nicht minder ans Herz gehenden Liebesgeschichte des Schauspiels: Ein Troubadour in der Provence verliebt sich aus der Ferne in eine byzantinische Prinzessin. Sie wird seine Muse. Doch zueinander sollen sie nicht kommen - die Reise zu ihr endet mit dem tragischen Tod des Troubadours.
Respighi mal ganz anders
Ottorino Respighi gilt als bedeutendster Vertreter des italienischen Impressionismus, doch er war bedeutend mehr: Mittler zwischen Ost und West, Bratscher und Pianist, der Moderne ebenso zugeneigt wie der Alten Musik. Von seinen historischen Studien zeugen neben zahlreichen Bearbeitungen Werke wie die "Antiken Tänze und Arien". 1921 komponierte Respighi ein Violinkonzert über gregorianische Themen. Die Sologeige fungiert darin nicht als Primadonna, sondern eher als eine Art Priesterin oder Vorsängerin einer rituellen Gemeinschaft. Kein Showcase also, dieses "Concerto gregoriano", und damit genau das richtige Stück für einen Interpreten wie Frank Peter Zimmermann, dem jegliche Allüren fremd sind.
Rachmaninows musikalischer Lebensrückblick
Die Sinfonischen Tänze sind das letzte vollendete Opus von Sergej Rachmaninow, entstanden 1945 im amerikanischen Exil. Anders, als es der Titel suggeriert, werden hier keine leichtfüßigen Tänze präsentiert, sondern eine komplexe Sinfonische Dichtung. Es ist ein Blick zurück auf Rachmaninows bewegtes Leben, das musikalisch in St. Petersburg seinen Ausgang nahm. Reminiszenzen an frühere Werke klingen an, die Musik seines Vorbilds Tschaikowsky und auch Zitate aus der Totensequenz "Dies irae", die als Leitmotiv Rachmaninows gesamtes Oeuvre durchzieht.
Moderation: Raliza Nikolov