NDR Radiophilharmonie
Donnerstag, 16. Mai 2024, 20:00 bis
22:30 Uhr
Wien 1809. Die Franzosen stehen vor der Stadt, ein unbarmherziges Bombardement beginnt. Darunter leidet auch der fast taube Beethoven: Er sucht im Keller Zuflucht oder legt sich im Bett das Kissen über den Kopf. Seine anfängliche Begeisterung für Napoleon ist längst verflogen; an den Rand seines neuen Klavierkonzerts schreibt er verbittert, Österreich möge es Napoleon heimzahlen. Noch heute hört man dem Werk an, dass es in schweren Zeiten entstanden ist. Da gibt es die große, heldenhafte Geste gleich zu Beginn, den trotzigen Siegestaumel im Finale, da gibt es aber auch Zweifel, Resignation und stilles Flehen. Darüber hinaus ist es Beethovens pianistisches Vermächtnis: sein letztes Solokonzert, das er aufgrund seiner Taubheit nicht mehr selbst hat öffentlich spielen können.
Immer auf der Suche nach Neuem im Vertrauten: Rudolf Buchbinder
Den österreichischen Pianisten Rudolf Buchbinder begleiten Beethovens Klavierkonzerte schon sein ganzes Leben. Erst 2021 hat er das Fünfte zusammen mit den Wiener Philharmonikern ein weiteres Mal auf CD veröffentlicht. Dabei begnügt er sich auch nach über 60 Jahren Bühnenerfahrung nicht mit Routine. Immer wieder studiert Buchbinder die Partituren von Neuem und entdeckt Überraschendes: "Selbst Stücke, die ich hunderte Male aufgeführt habe, lese ich stets wie eine Novität."
International auf Erfolgskurs: Joana Mallwitz
Joana Mallwitz' Karriere währt ein gutes Jahrzehnt. In dieser Zeit hat die Schülerin von Eiji Ōue mehr erreicht als Viele vor ihr: In Erfurt wurde sie jüngste Generalmusikdirektorin Europas, 2018 wechselte sie ans Staatstheater Nürnberg, 2019 wurde sie zur Dirigentin des Jahres gekürt. Auch international wurde Joana Mallwitz in den letzten Jahren gefeiert - bei den Salzburger Festspielen etwa, in Paris, London, Amsterdam und Zürich. Seit dieser Saison ist sie Chefdirigentin des Konzerthausorchesters Berlin.
Ein sinfonisches Panorama: Schuberts "große" C-Dur-Sinfonie
Mit Schuberts "großer" C-Dur-Sinfonie widmet sich Joana Mallwitz einem der Hauptwerke der deutschen Romantik. Für seine "himmlischen" Längen ist das Stück berühmt, aber gerade sie machen jede Aufführung zur Herausforderung. Nur ein Jahr nach Beethovens scheinbar unüberwindlicher Neunter entwarf der 28-jährige Schubert ein sinfonisches Panorama, das ganz neue Perspektiven aufzeigte.
Moderation: Christiane Irrgang